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Clemens Tönnies geht in eine ungewisse Zukunft.

© Reuters

Nach dem Rücktritt als Aufsichtsratsvorsitzender: Clemens Tönnies geht es wie dem FC Schalke 04

Clemens Tönnies muss um seine Existenz kämpfen. Wie der FC Schalke 04. Dabei geht jeder seine eigenen Wege. Zu hoch stand der Patriarch im Soll. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Da zappelt was im Netz, und nur ein Tor geht davon aus, dass es kein Sieg der Fans von Schalke 04 ist: Clemens Tönnies geht. Er musste. Vorher hatten Hunderte online und analog protestiert. Ja, 26 Jahre im Aufsichtsrat, 19 als Vorsitzender – vorbei. Dass Schalke in seiner Zeit dreimal Pokalsieger, fünfmal Vize-Meister und zehnmal in der Champions League spielte, wird ihm nicht mehr gutgeschrieben. Zu hoch steht Tönnies öffentlich im Soll.

S04 ohne den Patriarchen, den Raubauz, den Machtmenschen, der mit Kumpel Gerhard Schröder den Gazprom-Deal machte, der 30 Millionen pro Jahr bringt; S04 ohne Tönnies, der auf vertrautem Fuß mit vielen Großen in Politik und Wirtschaft steht – wie das wohl werden wird? Kurz und knapp: Es muss. Denn düster sieht’s aus. Die Verbindlichkeiten des Vereins lagen vor Corona bei 197 Millionen Euro, jetzt sind es schon mehr als 200 Millionen.

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Und Tönnies, der (noch) milliardenschwere Fleischmogul, kann nicht mehr aus der Patsche helfen; er sitzt selber in einer, und zwar gewaltig. In seinem Schlachtbetrieb in Rheda-Wiedenbrück hatte es einen großen Corona-Ausbruch mit mehr als 1500 Fällen gegeben, der Landkreis Gütersloh ist seinetwegen im Lockdown. Alle Welt schaut darauf. Die Wut ist dementsprechend groß. Und die Regressforderungen kommen noch.

Ob und wie sich Tönnies’ Unternehmen davon erholen wird, ist offen; dass sich Tönnies‘ Ruf an der Spitze des Vereins nicht mehr erholen würde, war absehbar. Die Ultras haben gegen ihn mobil gemacht, aber eben nicht nur die. Einmal aktuell wegen einer Saison, in der Schalke einen Rekord aufstellte: 16 sieglose Spiele in Serie. Noch ein paar Spiele mehr, und es hätte die Knappen noch der Abstieg erwischen können.

Aber auch, weil Tönnies sich im vergangenen August rassisch geäußert hatte, und das geht gar nicht, zumal auf Schalke. Die dreimonatige Amtssperre war vielen damals schon nicht genug.

Doch nun hat Tönnies einen Grund zu gehen: Die schwerste Krise in der Geschichte seines Unternehmens – die muss er auch erst einmal selbst überstehen. Tönnies, der Umstrittene, muss um seine Existenz kämpfen. Am Ende geht es ihm wie – Schalke

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