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Es läuft gut. Lewis Holtby (rechts) ist die Zentrale der Schalker Schaltstelle. Foto: AFP

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Nach dem Sieg zum Auftakt der Champions League: Schalke kreiselt - und wartet auf die Bayern

Das 2:1 des FC Schalke 04 war nicht nur der erste Sieg eines deutschen Teams in Piräus seit 30 Jahren, es zeigt auch: Das variable Positionsspiel der Gelsenkirchener funktioniert international.

Piräus - Huub Stevens schlenderte nach dem 2:1 von Schalke 04 bei Olympiakos Piräus in der Champions League ganz entspannt zum Mannschaftsbus. Anders als seine Kollegen trägt der Trainer bei Auftritten in der Champions League weder Maßanzug noch feinste Krawatte, sondern lediglich einen Trainingsanzug. Und Stevens dürfte der einzige Fußballlehrer sein, der in diesem internationalen Wettbewerb modische Aspekte völlig beiseite lässt. Ein Kuriosum, denn der europäische Fußballverband hält in seiner Eliteklasse für so gut wie alles, was mit diesem Wettbewerb zu tun hat, eine Vorschrift bereit. Die überaus zahlungskräftigen Sponsoren sollen schließlich keinesfalls verärgert werden. Eine Gesetzeslücke also, die der 58-Jährige für sich nutzt. „Ich könnte auch nur in Badehose auf der Tribüne sitzen und mir das Spiel anschauen, das würde niemanden interessieren“, sagte Schalkes Manager Horst Heldt.

Es herrschte nach dem Spiel beste Stimmung bei allen Beteiligten. Der Auftakt war geglückt, die Spieler hatten die Begegnung bis auf eine etwas zu verhaltene Anfangsphase nach Treffern von Benedikt Höwedes und Klaas-Jan Huntelaar überzeugend für sich entschieden. Djamel Abdoun gelang lediglich der zwischenzeitliche Ausgleichstreffer. Und Huntelaar verschoss sogar noch einen Elfmeter. „Das ist richtig geil. Es macht einfach Spaß, in dieser Mannschaft zu spielen. Wir haben Selbstbewusstsein und einen guten Teamgeist“, schwärmte Lewis Holtby, der an diesem griechischen Spätsommertag auch noch seinen 22. Geburtstag feierte.

Der lauffreudige Mittelfeldspieler wird immer mehr zum gefragten Anspielpunkt und damit zur Schaltstelle in der Zentrale. Die Mannschaft ist variabler und weniger leicht auszurechnen als noch mit dem spanischen Weltstar Raúl. Die häufigen Positionswechsel der Offensivspieler sollen Verwirrung stiften. Zudem haben die Schalker durch die Verpflichtungen von Roman Neustädter, Tranquillo Barnetta sowie Ibrahim Afellay einen qualitativ insgesamt besseren Kader zur Verfügung, der dem Trainer zusätzliche Optionen sowohl in der Offensive als auch in der Verteidigung lässt. „Wir können flexibler spielen“, sagt Horst Heldt.

In der bisher recht kurzen Saison präsentieren sich die Schalker in allen Wettbewerben als funktionierende Einheit. Bis auf ein Unentschieden bei Hannover 96 in der Bundesliga gab es ausschließlich Siege. Doch wie viel diese ersten Erfolgserlebnisse tatsächlich wert sind, wird sich bereits am Samstag zeigen. Dann empfangen die Schalker den FC Bayern. In der vergangenen Saison war das Team von Huub Stevens sowohl gegen die Münchner als auch gegen Borussia Dortmund in allen vier Partien so gut wie chancenlos und ging jeweils als Verlierer vom Platz. „Ich will nicht sagen, dass ein Sieg gegen die Bayern Pflicht ist“, sagte Holtby selbstbewusst. „Aber wir wollen zeigen, dass wir auch gegen die beiden Großen gewinnen können.“ Sollten die Schalker auch diese anstehenden Begegnungen für sich entscheiden, hätten sie einen nahezu perfekten Saisonstart hingelegt, der die Träume vieler Anhänger vom Meistertitel befeuern würde.

Doch da gibt es ja immer noch Huub Stevens, der äußerst ungemütlich werden kann, wenn er mit solchen Zukunftsfragen konfrontiert wird. „Wir müssen realistisch bleiben“, sagt er dann mürrisch. Nur so viel steht bisher fest: Gegen die Bayern wird Stevens wieder im Trainingsanzug an der Linie stehen.

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