zum Hauptinhalt
Schönes Ding. Herthas Torwart Kraft (l.) bewundert den Schuss von Hubnik (im Hintergrund) – leider geht er ins eigene Tor.

© Matthias Koch

Nach dem Spiel gegen Freiburg: Eine Mannschaft wie Roman Hubnik

Hertha BSC kommt im Abstiegskampf nicht voran, weil die Berliner unter Druck Probleme haben. Zudem gehen Trainer Otto Rehhagel nach der Verletzung von Roman Hubnik die Innenverteidiger aus.

Wie eine böse Erinnerung schlich Christian Streich über das Olympiagelände, auf dem die Profis von Hertha BSC ausliefen. Der Trainer des SC Freiburg, der am Abend zuvor noch drei Punkte aus dem Olympiastadion entführt hatte, kam jedoch nicht, um sich am Elend der akut abstiegsbedrohten Berliner zu weiden. Er trainierte mit den Freiburgern auf einem Nebenplatz. Aber dann packte ihn touristische Neugier auf die historische Kulisse und führte ihn staunend bis vor Herthas Geschäftsstelle.

Eine andere böse Erinnerung fehlte auf dem Trainingsgelände. Roman Hubnik, die tragische Figur der 1:2-Heimniederlage, weilte bei einer MRT-Untersuchung. Die Diagnose: Teilriss des Außenbandes im Knöchel. „Er wird etwa 10 Tage pausieren“, sagte Mannschaftsarzt Uli Schleicher. Wann er wieder einsatzbereit ist, das ist offen. Damit fällt nach Maik Franz (Kreuzbandriss), André Mijatovic (Achillessehnenreizung), Christoph Janker (Leistenverletzung) und Sebastian Neumann (Oberschenkelprellung) auch der letzte gelernte Innenverteidiger aus.

Ein Problem für die Berliner – das weitaus größere hatte ebenfalls mit Roman Hubnik zu tun. Der Tscheche stand nicht nur für die Niederlage gegen Freiburg. Er steht auch sinnbildlich für die Leistungen der Berliner, die eigentlich vieles richtig machen, um es dann mit dem Hintern wieder einzureißen. Oder mit dem Bein, das Hubnik unglücklich bei einer ungefährlichen Freiburger Flanke ausstreckte. Sein Eigentor schon nach sieben Minuten machte alle Pläne Herthas zunichte. Hubnik ließ sich dann mitten in der Berliner Drangphase vor dem zweiten Freiburger Tor ausspielen. Und stellte dann mit einem Kopfballtor den Anschluss her. Um sich dann den Knöchel zu verdrehen und vom Feld zu müssen.

Dabei war der 27-Jährige zweikampfstärkster Spieler bei den Berlinern, die mehr Ballbesitz hatten, mehr Zweikämpfe gewannen und mehr Torschüsse abgaben. Und am Ende dennoch „mit leeren Händen dastehen“, wie Christian Lell sagte. „Wir legen uns selber einen rein, kämpfen uns nochmal zurück und nutzen dann unsere Chancen nicht.“

Hubnik war die eine Seite der Geschichte, die andere war, dass Pierre-Michel Lasogga und Adrian Ramos in der Endphase Chancen vergaben, bei denen „es schwerer ist, den Ball danebenzusetzen“, wie Manager Michael Preetz sagte.

Rehhagel sagt: Hertha muss jetzt alle Spiele gewinnen

So sprach Freiburgs Trainer Streich denn auch davon, „von der Glücksgöttin Fortuna geküsst“ worden zu sein. So einfach war es jedoch nicht. Denn wer wie Hertha zehn von 13 Rückrundenspielen verliert, kann schwerlich nur von Pech sprechen. Die Aussetzer beim Torschuss, mehr noch aber noch die Hubniks, der schon in der Hinrunde ein spektakuläres Eigentor per Flugkopfball in Kaiserslautern erzielt hatte, lassen grundsätzlich Zweifel an der mentalen Eignung der Mannschaft für den Abstiegskampf aufkommen. Der stille Tscheche, der sich so gut wie nie in der Öffentlichkeit äußert, ist wie viele seiner Mitspieler ein braver Kerl, der ordentlich spielt, wenn alles gut läuft, aber unter Druck Probleme bekommt.

So sprach denn auch Trainer Otto Rehhagel davon, seine Spieler seien „sensibel“, als er begründen sollte, warum nach dem Rückstand so wenig zusammenlief. „Die bitteren Gegentore haben uns jeweils einen Knacks gegeben“, sagte auch Andreas Ottl. Ein Effekt, der sich auch auf das Publikum übertrug. „An den Zuschauern war zu merken, wie groß die Lähmung war“, sagte Preetz.

Kein einmaliges Phänomen: Noch kein Spiel hat Hertha diese Saison gewonnen, wenn das Team in Rückstand geraten war. Auch in der „Entscheidungsschlacht“ nicht, die Rehhagel gegen Freiburg ausgerufen hatte. Oder hatte er das gar nicht?

„Ich habe das nie gesagt“, behauptete der 73-Jährige nach dem Spiel. Dabei präsentierte er eine neue Rechnung: Statt der verbleibenden Heimspiele müsste nun „alles gewonnen werden“. Also auch die Auswärtsspiele am Samstag in Leverkusen und bei Schalke. Hauptsache, das Team fühlt sich nicht unter Druck gesetzt.

Doch Manager Preetz sagte nach dem Spiel in den Katakomben des Olympiastadions, durch die Niederlagen der Konkurrenz aus Köln und Augsburg habe sich „die Situation nicht verändert, außer, dass wir ein Spiel weniger haben“. Dass bei diesen Worten das Licht ausging, war sicher Zufall. Genau wie der Beschluss des Präsidiums, die Mitgliederversammlung nicht wie geplant ein paar Tage nach Saisonende abzuhalten, wenn vielleicht die Volksseele kocht und Neuwahlen fordert. Neuer Termin ist der 29. Mai, drei Wochen später.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false