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Fast wie in alten Zeiten. Jürgen Klopp klatscht Mario Götze nach dem Spiel ab - nur das der jetzt gegen Dortmund trifft.

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Nach dem Spitzenspiel in Dortmund: Alles spricht für den FC Bayern

3:0 in Dortmund: Wer soll diesen FC Bayern in der Bundesliga noch stoppen? Die Münchner scheinen nahezu unschlagbar. Dabei sieht Trainer Pep Guardiola sogar noch Luft nach oben bei seiner Mannschaft.

Als das Spiel beendet war, lief Jürgen Klopp auf das Spielfeld, wie er das immer tut, wenn der Abpfiff ertönt. Am Mittelkreis traf er auf Mario Götze und nahm den kleinen Mittelfeldspieler in die Arme. Es war eine kurze und herzliche Szene, falls Klopp diese Geste Überwindung gekostet haben sollte, ließ er es sich nicht anmerken. Der abtrünnige Sohn hatte das Spiel entschieden, als er elf Minuten nach seiner Einwechselung die Führung für Bayern München erzielte. Dass Arjen Robben und Thomas Müller das Ergebnis in der Schlussphase noch überaus deutlich gestalteten, war für Klopp sekundär: „Die Treffer zwei und drei werden dem Spiel nicht gerecht“, betonte der Trainer, „aber das ist nicht entscheidend.“

Was wirklich zählt, sind die Fakten: 0:3 verloren die Dortmunder das weltweit viel beachtete Gipfeltreffen der Bundesliga, sieben Punkte sind die übermächtigen Bayern ihrem größten Konkurrenten damit enteilt. Zwischen die beiden Protagonisten des deutschen Fußballs hat sich Bayer Leverkusen geschoben, und nichts, aber auch gar nichts spricht im Herbst dafür, als werde sich der Rekordmeister beim Streben nach immer neuen Bestleistungen vom Weg abbringen lassen.

Bayern verfügt scheinbar über unbegrenzte personelle Möglichkeiten

Es sind diese offenbar unbegrenzten Möglichkeiten, die es so unwahrscheinlich erscheinen lassen, dass die Bayern irgendwann doch noch einmal straucheln könnten. Auf 38 Ligaspiele ohne Niederlage schraubten sie ihren Fabelrekord, obwohl sie in Dortmund eine Stunde lang nicht wie eine Übermannschaft agierten. Im Gegenteil, der BVB hatte bis dahin sogar ein Chancenplus.

Der Grund für die fehlende Münchner Dominanz war die Taktik, die Pep Guardiola seiner Mannschaft verordnet hatte. „Wir haben heute gegen eine der besten Mannschaften der Welt im Umschaltspiel agiert“, analysierte der Spanier: „Wenn du sie agieren lässt, hast du keine Chance.“ Aus Respekt wählte der Spanier ein neues Stilmittel, über das sich Guardiolas Kollege hernach wunderte: Aus Angst, den Ball im Mittelfeld zu verlieren und in Konter zu laufen, „haben die Bayern so viele lange Bälle gespielt wie in den letzten drei Jahren nicht“, sagte Klopp.

Mit Götze und Thiago wechselte Guardiola den Sieg ein

Als Guardiola merkte, dass er damit an Grenzen stößt, schaltete er auf Plan B um und wechselte den Sieg ein. Mit Mario Götze und Thiago schuf er ein Übergewicht im Mittelfeld, am Ende hebelten die Bayern ihren Gegner mit flachen Bällen in die Schnittstellen aus. Wohl dem, der über solch üppige personelle Ressourcen verfügt. „Uns erst mit langen Bällen zu bearbeiten und dann die 1,70-Jungs zu bringen, das kann man auch mal machen“, sagte Klopp anerkennend.

Götze ließ sich von der Schmähungen der Südtribüne nicht beeindrucken

Er würde wohl auch gern einen Spieler wie Mario Götze einwechseln, oder ihn wahrscheinlich sogar von Beginn an spielen lassen. Doch der wirbelt nun mal für die Konkurrenz. Nicht erst seit der fulminanten halben Stunde, die Götze auf den Rasen seines ehemaligen Wohnzimmers zauberte, wissen sie in Dortmund, wen sie da verloren haben. Es sei jammerschade, „dass er jetzt da spielt, wo er spielt“, sagte Dortmunds wieder genesener Außenverteidiger Lukasz Piszczek, „wir hätten ihn lieber noch bei uns.“

Das ist frommes Wunschdenken, genau wie die Hoffnung trog, Götze würde sich von all den Schmähungen der Dortmunder Südtribüne aus der Fassung bringen lassen. „Mario ist ein cooler Hund“, sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, als er reichlich zerknirscht vor die Mikrofone trat: „Dass ihm die Pfiffe nichts ausmachen, war vorher klar. Deshalb hat er ja auch 37 Millionen Euro gekostet.“

Götze stach hervor in einem Ensemble, in dem ein Duzend Weltklassespieler den Unterschied machen können. „Bayern ist im Moment die beste Mannschaft überhaupt“, sagt Watzke: „Besser als Barcelona und Real Madrid.“ Diese Vergleiche schätzt Guardiola überhaupt nicht. „Vergessen Sie das“, knurrte der Katalane unwirsch, als er in der Pressekonferenz nach dem Vergleich zum FC Barcelona gefragt wurde: „Bayern ist Bayern, wir haben hier ganz andere Spieler.“ Barcelona sei sein zuhause, „aber jetzt bin ich glücklich, bei Bayern München arbeiten zu dürfen.“

Wobei sich dieser Prozess gerade erst im Anfangsstadium befinde, wie der Trainer betonte. Die 90 Minuten von Dortmund, das sei „noch nicht das Spiel, das ich mir vorstelle. Wir entwickeln jeden Tag Kleinigkeiten, und das braucht Zeit.“ Für die Bundesliga und den Rest Europas klingen solche Aussagen alles andere als ermutigend. Denn wenn Guardiolas Aussagen stimmen: Wer soll diese Bayern dann stoppen?

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