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Nach den Ausschreitungen in Rom: Antisemitischer Angriff auf Tottenham-Fans?

Die Attacke auf Tottenham-Fans in Rom wirft Fragen auf: Von wem ging der Angriff aus? Von Lazio-Fans, von Anhängern des AS Rom - oder von beiden gemeinsam? Zudem berichten Augenzeugen von "Juden"-Rufen.

Das Kopfsteinpflaster vor dem Pub „Drunken Ship“ im Zentrum Roms war rot gefärbt vom Blut, Fensterscheiben waren eingeschlagen, Stühle und Tische lagen zerschmettert auf dem Boden. Ein Bild des Grauens hinterließen die rund 50 Angreifer, und die Bilanz passte zum Bild: Eine Person wurde durch Messerstiche schwer verletzt, insgesamt mussten sieben Besucher des Pubs ins Krankenhaus eingeliefert werden. Bei den Opfern handelte es sich um Fans des englischen Erstligisten Tottenham Hotspur, die sich vor dem Europa-League-Spiel ihrer Mannschaft gegen Lazio Rom in dem Pub versammelt hatten.

Mal wieder hat die Gewalt den Fußball eingeholt, und bei der Eskalation in der Nacht von Mittwoch zu Donnerstag drängen sich Fragen auf. Hatte die Attacke einen antisemitischen Hintergrund? Wer steckt dahinter? Und wieso hat die Polizei den 20 Minuten andauernden Gewaltakt nicht stoppen können? Roms Bürgermeister Gianni Alemanno sprach von einer „fürchterlichen und abstoßenden Tat“, die „hart bestraft“ werden müsse. Nun untersucht die Polizei in Rom, ob Antisemitismus eine Rolle gespielt haben könnte. Augenzeugenberichten zufolge soll das Wort „Jude“ bei dem Angriff häufig gefallen sein.

Die Voraussetzungen für einen antisemitischen Hintergrund waren jedenfalls gegeben: Die Fans von Tottenham werden wegen des jüdischen Hintergrunds großer Teile ihrer Fanbasis oft als „Yid Army“ bezeichnet. Und die Anhängerschaft von Lazio wird traditionell dem rechten Flügel zugeordnet. Faschistische Grüße und Slogans gehören zum Repertoire so einiger Lazio-Fans. Im Spiel gegen Tottenham provozierten die Römer die „Yid Army“ mit „Free Palestine“ („Befreit Palästina“)-Plakaten

Aber noch ist unklar, wer überhaupt hinter dem gut organisierten Angriff steckt. Lazio Rom teilte am Donnerstag mit, dass es keine Beweise gebe, dass Lazio-Fans daran beteiligt gewesen seien. Tatsächlich wurden bisher auch erst zwei Personen festgenommen - und beide sind dem Lager des Stadtrivalen AS Rom zuzuordnen.

Fragen wirft auch das Verhalten der Polizei auf. Die Angreifer konnten laut Angaben des Pub-Besitzers, Marco Manzi, 20 Minuten lang ungestört wüten. „Es waren überhaupt keine Polizeikräfte da“, sagte Manzi. Die Polizei in Rom bestritt die Aussagen, musste aber eingestehen, dass fast alle Angreifer flüchten konnten. Nun wartet der europäische Fußballverband UEFA auf einen Bericht des englischen Verbandes FA zu den Vorfällen. Bereits im September war Lazio von der UEFA wegen rassistischer Äußerungen seiner Fans bei einem Spiel in London mit einer Geldstrafe in Höhe von 40.000 Euro belegt worden. (dapd)

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