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So still wie die Schneeflocken fallen ist auch Uwe Neuhaus' Mannschaft auf dem Platz.

© dapd

Nach der 2:3-Niederlage in Paderborn: Ist Union zu leise für die Spitze?

Zu viele Indianer, aber kaum Häuptlinge: Unions Trainer Uwe Neuhaus vermisst Anführer, "die Leben in die Mannschaft bringen".

Uwe Neuhaus sorgte für gelöste Stimmung. „Die wichtigste Frage zuerst. Hat jemand Milch?“, sagte der Trainer des Fußball-Zweitligisten 1. FC Union zu Beginn der Pressekonferenz nach der 2:3-Niederlage beim SC Paderborn. Der 52-Jährige munterte auf der Suche nach einem Zusatz für seinen Kaffee auch sich selbst auf. Schließlich hatte seine Elf äußerst unglücklich verloren und somit die letzte Chance verspielt, Tuchfühlung zum Spitzenquintett aufzunehmen.

Dabei spielte Union stark, die Taktik ging trotz der Niederlage und der unbefriedigenden Vorbereitung voll auf. Mit Pressing konnten die Berliner die nun seit 16 Spielen ungeschlagenen Paderborner beeindrucken, wenn man einmal von den 20 Minuten nach der Pause absieht. „Union war vor allem in der ersten Halbzeit klar die bessere Mannschaft“, fand Paderborns Kapitän Markus Krösche.

Kapitän Torsten Mattuschka war 78 Minuten lang Unions Bester – bis er Gelb-Rot sah. Die Verpflichtung von Tijani Belaid, der nach seiner Einwechslung seine Ballsicherheit demonstrierte, schien Mattuschka zu motivieren. Schließlich kann Belaid auch auf der Mattuschka-Position im zentralen Mittelfeld auflaufen. Mit einem Freistoßtor, einem feinen Zuspiel vor dem zweiten Union-Treffer und einem großen Aktionsradius verteidigte Mattuschka sein Terrain. Nach seiner Hinausstellung protestierte er lautstark bei Schiedsrichter Robert Kempter, der nicht seinen besten Tag hatte und einige strittige Entscheidungen gegen die Berliner verhängte.

Nicht nur der Schiedsrichter trug zu Unions Niederlage bei. Zwei personelle Maßnahmen fruchteten nicht. Angreifer Simon Terodde, der gegenüber John Jairo Mosquera den Vorzug erhalten hatte, blieb harmlos. Zudem erwies es sich als fragwürdig, dass Neuhaus Christian Stuff auf der Bank ließ, der in der Hinrunde alle 19 Punktspiele von Beginn an bestritten hatte. Stuffs Vertreter Ahmed Madouni schlug vor dem 1:2 über den Ball. Und vor dem Freistoßtor zum 1:3 wurde sein Einsatz gegen Alban Meha als Foul gewertet. Hier hätte Kempter nicht pfeifen müssen. Doch in diese gefährliche Situation hatte sich Madouni mit einer schlechten Ballmitnahme selbst manövriert.

Die Entscheidung, Madouni für Stuff zu bringen, war keine sportliche. Vom Leistungsvermögen sieht Neuhaus beide auf einer Stufe. „Durch den Ausfall von Michael Parensen brauchten wir auch Wortführer, die Leben in die Mannschaft bringen, die versuchen, zu organisieren und sprechen“, meinte Neuhaus. „Und Stuff ist nicht gerade der Typ, der einen Emotionsausbruch nach dem anderen bekommt.“

Das lässt zwei Interpretationen zu. Zum einen fehlt es im Union-Kader generell an Führungsspielern, um ganz oben mitzuspielen. Denn selbst Parensen ist nicht besonders laut auf dem Platz. Zum anderen bedeutet dies, dass sich Madouni im Training mit seinen häufigen Anweisungen in die Anfangself gebrüllt hat. Für das ausverkaufte Heimspiel am kommenden Sonnabend gegen Dresden deutete sich aber bereits eine Korrektur an. In der 67. Minute brachte Neuhaus Stuff für Madouni. „Ich habe Madouni auch rausgenommen, weil er gelbvorbelastet war und wir ein bisschen öffnen mussten“, sagte Neuhaus. Der eher ruhige Stuff hat in dieser Saison schon drei Tore geschossen, aber auch er konnte in Paderborn nicht die Wende erzwingen.

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