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Sport: Nach der Euphorie

Benedikt Voigt erklärt, warum der VfB Stuttgart noch kein Spitzenklub ist Manchmal nimmt Euphorie seltsame Auswüchse an. „Begrabt uns neben Magath“, schrieben einige Fans des VfB Stuttgart auf ein Plakat, das sie im Gottlieb-Daimler-Stadion aufhängten.

Benedikt Voigt erklärt, warum der

VfB Stuttgart noch kein Spitzenklub ist

Manchmal nimmt Euphorie seltsame Auswüchse an. „Begrabt uns neben Magath“, schrieben einige Fans des VfB Stuttgart auf ein Plakat, das sie im Gottlieb-Daimler-Stadion aufhängten. Es war natürlich ein Scherz, aber kein besonders netter, denn wer will sich schon mit dem Tod eines Mannes beschäftigen, der 50 Jahre alt ist und sich bester Gesundheit erfreut? Doch der Trainer des VfB Stuttgart versteht Humor. „Das ist ein frommer Wunsch“, sagte Felix Magath, „hoffentlich leben die noch so lange.“

Zurzeit ist einfach alles lustig beim VfB Stuttgart. Der vorzeitige Einzug ins Achtelfinale der Champions League steigerte erneut die Euphorie, die seit der vergangenen Saison die junge Mannschaft umhüllt. Stuttgarts Fußballer begeistern das ganze Land. Bis zu 9,61 Millionen Zuschauer sahen im Fernsehsender Sat1 das 1:0 gegen die Glasgow Rangers, zuvor hatten sich die Fernsehzuschauer und die Leser der „Bild“-Zeitung in einer Abstimmung für das Champions-League-Spiel des VfB Stuttgart und gegen die Partie des FC Bayern entschieden. Sie wollten lieber Leidenschaft und Mut sehen als Routine und Abgeklärtheit. „Seht, ihr Bayern, so wird das gemacht“, sangen die Fans des VfB Stuttgart am Mittwoch. Die Bayern dürften es sich für das direkte Duell am 13. Dezember gemerkt haben. Und vielleicht täte eine Niederlage gegen die Bayern dem VfB Stuttgart auch ganz gut.

Denn der beständige Jubel ist noch kein Indiz dafür, dass der Verein für Bewegungsspiele ein europäischer Spitzenklub ist. Er muss das erst noch beweisen, wenn das Umfeld ernüchtert ist. Zum Beispiel muss Stuttgart in der Lage sein, Rückschläge zu verkraften. Einen solchen hat das Team seit eineinhalb Jahren nicht erlebt. Hinzu kommt das Management. Es muss zeigen, dass es schwierige Situationen bewältigen kann. Vielleicht ist es deshalb nicht schlecht, dass der Stürmer Kevin Kuranyi die gute Stimmung mit seinem Vertragspoker stört. Er deckt ein Defizit auf, das auf dem Platz nicht zu sehen ist: Das Management muss erst noch mit der sportlichen Entwicklung Schritt halten. Einen Trainer und Teammanager in Personalunion wie Felix Magath in Stuttgart besitzt jedenfalls keine europäische Topmannschaft.

Der Mittwoch zeigte auch, dass der VfB Stuttgart noch nicht zu Europas Elite zählt. Für ein Spitzenteam kommt es nicht einem Wunder gleich, wenn es unter den letzten 16 Teams in der Champions League steht. Für ein Spitzenteam ist das normal.

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