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Mitchell Weiser (l.) erzielte ein Tor selbst und bereitete das zweite vor.

© dpa

Nach Einzug ins Achtelfinale: Hertha BSC kann jetzt auch DFB-Pokal

Früher war Hertha BSC im DFB-Pokal immer für eine Negativ-Überraschung gut. Auch das hat sich unter Trainer Pal Dardai geändert.

Allan Rodrigues de Souza schlug mit der flachen Hand auf den Rasen. Verfluchte Axt. Damit war der Ärger des Brasilianers in Diensten von Hertha BSC aber auch schon verflogen, Sekunden später trug der kurz zuvor Eingewechselte wieder sein unvergleichliches Lächeln über den Platz des Millerntor-Stadions. Allan wusste genau: Wenn dieser Versuch eines Hebers von der Mittellinie im Netz gelandet wäre, es wäre ein sicherer Kandidat für das Tor des Monats gewesen. Tatsächlich flog der Ball zwar weit am Tor vorbei, er landete beinahe im Berliner Fanblock, aber egal. Einen Versuch war es allemal wert. Es gab ja nichts mehr zu verlieren.

Die Szene beim 2:0-Sieg der Berliner gegen den FC St. Pauli in der zweiten Runde des DFB-Pokals war Ausdruck der Selbstsicherheit, die sich in den letzten Wochen ganz offensichtlich sogar Herthas Ergänzungsspieler erarbeitet haben. Und sie stand sinnbildlich für die komfortable Situation, in der sich das ballspielende Personal in den 80 Minuten zuvor befunden hatte. „Wir hatten das Spiel zu jeder Zeit unter Kontrolle, großes Kompliment an meine Mannschaft“, sagte Trainer Pal Dardai, der bekanntlich kein Freund von Kabinettstückchen ist. Im Fall Allan konnte er allerdings locker ein Auge zudrücken. Dafür war die Erkenntnis des Abends viel zu positiv aus Berliner Sicht.

Sie lautete, dass Hertha BSC die Souveränität der Ära Dardai aus der Bundesliga auch in den Pokalwettbewerb transportiert hat. Seitdem der Ungar die Mannschaft im Februar 2015 übernommen hat, sind die Berliner im DFB-Pokal sechs Mal gegen unterklassige Teams angetreten – und so groß die Verlässlichkeit eines frühen Ausscheidens unter Dardais Vorgängern war, so groß ist sie mittlerweile für den Fall des Weiterkommens: Nur einmal hatten die Berliner Probleme, vor ein paar Wochen im Erstrunden-Spiel bei Jahn Regensburg kamen sie erst im Elfmeterschießen weiter. Aber: Sie kamen weiter. Genau wie dieses Mal. „Viel Ballbesitz, gute Abschlüsse, Gegenpressing nach Ballverlusten“, fasste Dardai das jüngste Match zusammen, „das sah alles sehr gut gut aus.“ Oder wie es Mittelfeldspieler Per Skjelbred formulierte: „Wir haben unsere Qualität ausgespielt.“

Gegen Hoffenheim droht Hertha der Ausfall dreier Abwehrspieler

Das bestätigte auch St. Paulis Trainer Ewald Lienen. „Vom Verlauf her hat es das Spiel eigentlich hergegeben, dass wir mit einem 0:0 in die Halbzeit gehen“, sagte er, „aber wir haben gegen einen richtig starken Gegner gespielt, der im Flow ist und dann eben auch ein Tor macht.“ Der Zeitpunkt des Führungstreffers durch Mitchell Weiser hatte einen bis dahin durchaus spannenden Pokalabend einigermaßen zunichte gemacht. „Für uns ist er zum bestmöglichen Moment gefallen“, sagte Dardai, kurz vor der Pause nämlich. Weil Hertha nach dem Seitenwechsel schnell auf 2:0 erhöhte, ersparten sich die Spieler auch einen echten mentalen Belastungstest, wie es ihn im Pokal erfahrungsgemäß schnell mal geben kann.

„Man hat richtig gemerkt, dass das Publikum nur darauf gewartet hat, dass etwas passiert“, sagte Dardai, „Sport hat ja auch mit Psychologie zu tun.“ Abgesehen von einem Lattentreffer ließen die Gäste aber nichts Gefährliches zu. „Es war nicht einfach heute, Pauli war sehr aggressiv“, gab Mitchell Weiser später zu Protokoll, „trotzdem haben wir die Aufgabe ganz souverän gelöst und keine Nerven gezeigt.“

Die neue Nervenstärke war umso erstaunlicher angesichts der Tatsache, dass Dardai wegen Verletzungen seit längerem auf Leistungsträger wie Fabian Lustenberger oder Vladimir Darida verzichten muss oder auf Spieler wie Neuzugang Ondrej Duda, der noch keine Einsatzminute absolviert hat. Zudem konnte sich der Trainer am Dienstag den Luxus leisten, dem zuletzt starken Genki Haraguchi eine Pause einzuräumen. Eine weise Entscheidung mit Blick auf das Spitzenspiel am Sonntag in Hoffenheim, vor dem erneut Fragezeichen hinter etlichen Defensiv-Stammkräften stehen. Die Innenverteidiger Sebastian Langkamp und John Anthony Brooks sowie Marvin Plattenhart kehrten angeschlagen aus Hamburg zurück und trainierten am Mittwoch nur individuell. „Aber ich werde schon zwölf Mann zusammen bekommen“, sagte Dardai. Vorsichtshalber haben die Berliner in Florian Baak und Arne Maier zwei Akteure aus der U19 bei der DFL nachgemeldet.

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