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Nach EM-Aus: Italiens Presse: "Ein Spiel von erniedrigender Spärlichkeit"

Am Morgen nach dem EM-Aus gegen Spanien war die italienische Presse gnadenlos. Der Schuldige war schnell gefunden.

Die Enttäuschung über die Viertelfinalniederlage gegen Spanien, die sich am Sonntagabend bei Andrea Pirlo noch in hemmungslosen Tränen Bahn gebrochen hatte, schlug in giftige Kritik um. „Italien hat ein Spiel von erniedrigender Spärlichkeit gezeigt und teilweise sogar den alten ,Catenaccio‘ wieder ausgegraben. Dabei hatten wir gedacht, ihn endgültig aus unserem Repertoire gestrichen zu haben“, schrieb der „Corriere della Sera“. Bitter urteilte „La Repubblica“: „Es ist vorbei. Spanien hat mehr getan, um zu gewinnen. Italiens Verdienst war es lediglich – und das ist ohne Ironie gemeint –, die Spanier zu zwingen, 120 Minuten lang unter ihrem eigentlichen Niveau zu spielen.“

Dabei hatten noch am Abend  fast 22 Millionen Italiener das Spiel hoffnungsfroh im Fernsehen verfolgt. Der Rest stand vor großen Leinwänden auf den Piazzas – und zog danach wütend nach Hause. In Mailand kam es zu einem Zwischenfall, bei dem etwa ein Dutzend aufgebrachter Italiener eine Gruppe Spanier angriff.

Ansonsten blieb die Suche nach Sündenböcken diesmal aus. Kein Schiedsrichter, kein böses Geschick, keine Clique von Verschwörern, denen die Schuld fürs Versagen in die Schuhe geschoben worden wäre. Stattdessen herrschten selbstkritische Töne. Der „Corriere dello Sport“ schrieb: „In einem Fall wie diesem ist die Versuchung groß, alles aufs Pech zu schieben. Richtig ist es aber in einem Fall wie diesem, anzuerkennen, dass die Elfmeter die Stärkeren prämiert haben. Spanien, das müssen wir zugeben, ist uns über 120 Minuten überlegen gewesen. Italien hingegen – es tut nicht einmal leid, das auszusprechen – ist die übliche Mannschaft gewesen: eine Mannschaft auf der verzweifelten Suche nach sich selbst, nach ihrem Gleichgewicht, nach ihren Träumen, nach ihren zerbrechlichen Sicherheiten.“

Auch in den Espressobars, beim Rotwein, in den Internetforen: Die Italiener hadern mit ihrer Mannschaft. Ihrem verzagten Auftreten, ihrem schleppenden Spiel, ihrem gänzlichen Mangel an Esprit. Wie groß der Anteil von Roberto Donadoni an dem Debakel tatsächlich war, interessiert schon fast nur noch Experten. Für die Tifosi gilt sein Ende als Nationaltrainer als ausgemacht. (how/tsp/dpa)  

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