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Nach Hoeneß-Abschied: Hertha-Fans zwischen Trauer und Aufatmen

Gut oder nicht gut für Hertha? Die Berliner Fangemeinde ist uneins über die Trennung des Vereins von Dieter Hoeneß.

Die Meinung der Verantwortlichen von Hertha BSC am Sonntag war einstimmig. Eine weitere Zusammenarbeit mit Manager Dieter Hoeneß kam für die Entscheidungsträger nicht mehr in Frage. Hoeneß, der noch einen Vertrag bis 2010 hatte, wurde freundlich zum Rücktritt aufgefordert. Er unterlag damit im Machtkampf mit Trainer Lucien Favre und Manager Werner Gegenbauer und musste nach 13 Jahren gehen. Auf Seiten der Hertha-Anhänger sind die Ansichten zu Hoeneß’ Abgang dagegen weniger homogen – die Fangemeinde ist geteilt.

„Wir alle werden es verschmerzen können, dass Hoeneß geht. Jetzt muss es weitergehen“, sagt Wolfgang Krüger vom „Hertha BSC Fanclub e.V. 1972“. Für den Präsidenten und die 300 Mitglieder kam die Entlassung des Managers nicht überraschend, dementsprechend zurückhaltend fielen die Reaktionen aus. „Es war klar, dass er gehen muss“, sagt Krüger. Trotzdem will sich der älteste Hertha-Fanclub nicht an der allgemeinen Kritik an Hoeneß beteiligen. „Es wird immer nur rausgekramt, was schlecht war, und das Gute wird vergessen. Wenn man die letzten 13 Jahre Revue passieren lässt, dann überwiegt eigentlich das Positive“, so Krüger. Jetzt müsse der Verein es vor allem schaffen, Einigkeit zu erzielen, sagt der Fanclub-Präsident und spielt auf die vielen Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Führungsetage von Hertha an.

Bei anderen Fans stößt Hoeneß’ Entlassung auf mehr Kritik. „Hoeneß hatte noch ein Jahr Vertrag. Die 1,3 Millionen Euro Gehalt, die sie ihm jetzt noch zahlen müssen, hätte Hertha lieber sparen und in den Nachwuchs investieren sollen“, sagt Michael Heinrichs, der Vorsitzende der „Fangemeinde Süd“, dem mit 85 Mitgliedern größte Hertha-Fanclub jenseits der Hauptstadt. Zudem habe Hoeneß sein schlechtes Image in den letzten drei Jahren aufpoliert. Für Nachfolger Preetz spräche allerdings, dass er erst gar kein Imageproblem habe, sondern ein ganz anderer Typ sei, so Heinrichs. Er sei aber insgesamt skeptisch, was den Rauswurf von Hoeneß betreffe. Der Fanclub aus Bayern existiert erst seit drei Jahren und ist wegen der erfolgreichen letzten Saison eher Hoeneß-freundlich eingestellt.

Die „Hertha Freunde 92“ sind dagegen eindeutig in zwei Lager gespalten. Zum einen sind da die Alteingesessenen aus den Gründertagen des Jahres 1992, auf der anderen Seite die jungen Fans, die erst seit ein paar Jahren dabei sind. „Wir sind getrennter Meinungen. Die älteren Fans sind froh, dass Hoeneß weg ist und die jungen, die Erfolgsfans, finden es schade“, sagt Präsident Bernd Küster, der zu den älteren der 70 Vereinsmitglieder zählt. „Hoeneß hat Erfolge gehabt, sie aber teuer erkauft. Er hat seinen Job gemacht, bis es absolut nicht mehr ging. Jetzt hinterlässt er Schulden und fehlende Verträge mit dem Nachwuchs“, kritisiert er. Auch auf der Website des Tagesspiegel findet man diese Meinung. „Die Verdienste von Dieter Hoeneß für Hertha BSC sind unbestritten. Dennoch ist auch klar, dass ihm nur wenige eine Träne hinterherweinen, weil er zum großen Teil die Verantwortung für die finanzielle Schieflage des Vereins trägt“, schreibt ein Leser.

Hertha-Freund Küster setzt jetzt auf Michael Preetz, der zwar aus Hoeneß’ Schule stamme, als ehemaliger Hertha-Spieler aber glaubwürdiger sei. Er beneidet ihn allerdings nicht: „Ich hätte den Job nach Hoeneß nicht haben wollen.“

Lorenz Vossen

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