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Chancenlos. Cruisergewicht Marco Huck (Berlin) unterliegt im WM-Kampf Mairis Briedis aus Lettland.

© Guido Kirchner/dpa

Nach Hucks WM-Niederlage: Das deutsche Boxen ist schwer angeschlagen

Dem deutschen Boxen fehlen nicht nur Talente und Typen, es fehlen vor allem gute Trainer. Ein Kommentar.

Marco Huck wird mit Kopfweh aufgewacht sein. Und mit ihm das deutsche Boxen. Der 32 Jahre alte Cruisergewichtler hat vor noch einmal großem Publikum in der Westfalenhalle und an den Fernsehgeräten einen Kampf um die Weltmeisterschaft verloren. Es ist nicht so, dass diese Niederlage an sich das deutsche Boxen in den Abgrund reißt. Wie auch ein Sieg die Sache nicht wirklich besser gemacht hätte. Das deutsche Boxen ist noch nicht ganz k. o., aber es hängt schwer in den Seilen.

Drei Millionen TV-Zuschauer waren es bei Huck, das entspricht einem Sechstel von dem, was Axel Schulz Mitte der Neunzigerjahre zog. Genau zu dieser Zeit, als der nette, aber ungefährliche Zauderer im Schwergewicht sowie Boxer wie Henry Maske, Graciano Rocchigiani, Dariusz Michalczewski die Massen elektrisierten und die Amateure bei der WM in Berlin und bei Olympia in Atlanta noch zahlreiche Medaillen gewannen, wurden die Fehler gemacht.

Klar, es fehlen auch gutausgebildete Typen, aber das deutsche Boxen hat vor allem ein Trainerproblem. Für die großen Trainer von damals gibt es keinen Nachwuchs. Fritz Sdunek ist tot und Ulli Wegner bald 75. Michael Timm (54), der vor Jahren Weltmeister bei den Profis formte, hat einen jungen Boxer bei den Spielen von Rio 2014 zur Medaille geführt, aber er bekommt kaum finanzielle Unterstützung. Dafür ist jetzt ein Trainer aus Irland eingestellt worden, wo sie längst die Trennung zwischen Amateuren und Profis überwunden haben. Zum Vorteil für beide Lager. Und so stand Michael Timm vor einer Woche in der Ecke des letzten deutschen Profiweltmeisters Tyron Zeuge. Dessen Cheftrainer ist Jürgen Brähmer, 38, der selbst noch aktiv boxt – und einen guten Trainer bräuchte.

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