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Nach Kiel-Debakel: HSV legt Titelplan ad acta

Mit einem Sieg beim THW Kiel wollte der HSV den Angriff auf den Meistertitel starten. Es kam anders. Die 24:35-Klatsche schmerzte. Die Spieler waren sprachlos, der Trainer schwer genervt.

Rund 90 Sekunden vor Spielende verlor Trainer Martin Schwalb die Nerven. „Es geht um jedes einzelne Tor“, herrschte er seine Spieler von Champions-League-Gewinner HSV Hamburg in der letzten Auszeit verzweifelt an. Er wolle keine zweistellige Tordifferenz, forderte der Handball-Coach seine Mannen auf, die bedröppelt um ihn herum standen und zu Boden schauten. Da stand es 24:33 gegen sie - neun Tore zurück. Am Ende gewann Rekordmeister THW Kiel 35:24 - elf Tore minus, zweistellig. Schwalb war total bedient.

Der THW Kiel hatte den mutlosen HSV am zweiten Weihnachtstag förmlich vorgeführt. 10 250 Zuschauer in der ausverkauften Kieler Sparkassen-Arena johlten, als das auch in der Höhe verdiente Endresultat gegen den Rivalen aus der Hansestadt feststand. „Oh, wie ist das schön“, sangen sie. Die Hamburger waren gedemütigt. „Das war katastrophal“, gestand HSV-Torjäger Hans Lindberg frustriert ein. Trainer Schwalb stellte kurz und knapp fest: „Das war ein gebrauchter Tag für uns“.

Der Plan des Hamburger Starensembles war ein ganz anderer. Es wollte dem Klassen-Primus THW gefährlich nahe kommen. Bei einem Sieg wäre der Rückstand auf den Spitzenreiter auf nur einen Zähler geschmolzen, und man hätte einen heißen Endspurt um den Titel ausrufen können.

„Wir wollen die Champions League gewinnen und deutscher Meister werden“, hatte Schwalb unlängst verkündet. Der zweite Teil des Doppel-Plans verschwindet vorerst in der untersten Schublade seines Schreibtisches. Dauermeister THW und Einfach-Champion HSV trennen nach 20 von 34 Spieltagen fünf Punkte. Das ist zwar nicht uneinholbar, aber bei der Dominanz der Kieler eine Vorentscheidung. „Die Meisterschaft ist vorbei“, befand Lindberg trocken.

Spieler und Verantwortliche rangen nach Erklärungen. „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Wir waren in allen Bereichen unterlegen“, stammelte Linksaußen Torsten Jansen. Clubchef Andreas Rudolph, der extra seinen Skiurlaub unterbrochen hatte, stapfte wortlos von dannen. In ihm brodelte es. In Kiel ist für die Hamburger so gut wie nichts zu holen. Der einzige HSV-Sieg liegt sieben Jahre zurück.

Beim THW war die Gefühlslage logischerweise ganz anders. „Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft und fast ein bisschen sprachlos. Das war heute eine Super-Abwehr und ein großartiger Torwart Johan Sjöstrand dahinter“, lobte Trainer Alfred Gislason. „Zusammen mit dem Angriff war das eine unserer besten Leistungen in dieser Saison.“ Immer wieder scheiterten die Gäste an der 6:0-Abwehr der Kieler. Und wenn ein Ball auf das Tor kam, war Keeper Sjöstrand zumeist zur Stelle. Er wehrte 19 Würfe ab, sein Gegenüber Johannes Bitter nur sieben. „Sjöstrand hat vielleicht 70 Prozent der Bälle gehalten“, schätzte Jansen die gigantische Leistung des THW-Schlussmanns ein. Die Bundesliga-Pause bis zum 4. Februar 2014 kann der THW nun als Tabellenführer genießen. Verfolger Flensburg-Handewitt liegt als Zweiter zwei Punkte hinter Kiel. Der HSV ist nur noch Vierter. (dpa)

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