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Hier läuft nichts mehr: Der New-York-Marathon 2012 fällt aus.

© dpa

Update

Nach "Sandy" und Kritik: New-York-Marathon abgesagt

Nach Hurrikan "Sandy" und tagelangen Diskussionen wird der New-York-Marathon abgesagt. "Wir wollen nicht, dass das Rennen und seine Teilnehmer von irgendetwas überschattet werden", sagte Bürgermeister Michael Bloomberg.

Am Ende waren die Sturmschäden und der öffentliche Druck doch zu groß. In den Tagen nach dem Hurrikan „Sandy“ hatten die Organisatoren des New York Marathons und Bürgermeister Michael R. Bloomberg an dem Rennen festhalten wollen, am Freitag mussten sie sich doch beugen. Bloomberg gab bekannt, dass der traditionelle Massenlauf am kommenden Sonntag abgesagt wird. Angesichts des enormen logistischen Aufwands und der immer noch schwer beeinträchtigten Infrastruktur der Millionenmetropole kommt die Absage nicht überraschend. „Die Austragung des Rennens würde keine Ressourcen vom Wiederaufbau abziehen“, teilte Bloomberg mit. „Es ist aber deutlich geworden, dass der Marathon zu Kontroversen und Spaltungen geführt hat. Wir wollen nicht, dass das Rennen und seine Teilnehmer von irgendetwas überschattet werden, deswegen haben wir uns für die Absage entschieden.“ Bloomberg sagte weiterhin, der Streit über eine Sportveranstaltung dürfe nicht von den wichtigen Aufräumarbeiten in der Stadt ablenken.

Bloomberg hatte auch deshalb mit der Absage so lange gezögert, weil der Marathon für New York seit seiner ersten Austragung 1970 ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor ist. Schätzungsweise 340 Millionen Dollar Umsatz beschert er der Stadt. „Es ist eine großartige Veranstaltung für New York“, hatte Bloomberg immer wieder betont. „Und für diejenigen, die wir verloren haben, müssen wir glauben, dass sie ebenfalls wollten, dass die Wirtschaft und die Stadt weitermachen.“ Mary Wittenberg, Vorsitzende des offiziellen Marathonveranstalters New York Road Runners (NYRR), hatte ähnlich argumentiert. „Es geht hier nicht ums Laufen, es geht darum, der Stadt zu helfen“, sagte sie. „Wir widmen das Rennen denjenigen, die wir verloren haben. Und wir helfen der Stadt, sich zu erholen.“ Die Veranstalter hatten versprochen, eine Million Dollar für den Wiederaufbau zu spenden. Zudem wurden bereits 1,5 Millionen Dollar von Sponsoren des Marathons zu diesem Zweck zur Verfügung gestellt.

Zu früh zurück zur Normalität

Trotzdem war die Kritik in den vergangenen Tagen gewachsen. Der Veranstalter nutze Ressourcen, die eigentlich für den Wiederaufbau nötig seien, hieß es. Besonders Einsatzkräfte der Polizei und Feuerwehr sollten sich auf die vom Sturm betroffenen Gebiete konzentrieren. Viele New Yorker erinnerten sich an den Marathon im Herbst 2001, nur wenige Wochen nach den Anschlägen vom 11. September. Auch damals war die Veranstaltung auf Kritik gestoßen. Die „New York Post“ hatte die Kritik am Freitag weiter angestachelt. Die Zeitung veröffentlichte Bilder von Stromgeneratoren, die im Central Park wegen des Marathons eingesetzt wurden. Daraufhin wurden eigens Wachleute vor den drei Dieselgeneratoren postiert.

Die Generatoren sollen genug Energie erzeugen, um 400 Häuser in den betroffenen Gebieten wie Staten Island, den Rockaways oder Downtown Manhattan zu versorgen. Überraschend stellt sich auch das Magazin „Businessweek“, das New Yorks Bürgermeister Bloomberg gehört, gegen den Marathon. Wie nach 9/11 würde auch dieses Jahr die Stadt zu früh versuchen, wieder zur Normalität zurückzukehren. Die logistischen Herausforderungen wären ohnehin kaum zu bewältigen gewesen. Besonders der Transport stellt in New York immer noch ein gigantisches Problem dar. Viele U-Bahnen fahren noch nicht, Busse können nicht alle Stadtteile erreichen. Der Veranstalter NYRR hatte sich seit Tagen bemüht, die Situation in den Griff zu bekommen und auf den Einsatz von Shuttlebussen gebaut. Auch Hotels hatten große Schwierigkeiten gehabt, unvorhergesehene Absagen und Anfragen zur Verlängerung des Aufenthaltes zu berücksichtigen. Zudem sind auch viele vom Sturm betroffene New Yorker auf Hotelunterkünfte angewiesen. Einige Hotels sind selbst von den Folgen des Hurrikans betroffen und haben keine Strom- oder Telefonverbindung. Mit ungefähr 45.000 Läufern wäre das Teilnehmerfeld in diesem Jahr ohnehin deutlich kleiner ausgefallen als in der Vergangenheit. Die offizielle Eröffnungsfeier am Freitag sowie eine für Samstag geplante Veranstaltung waren schon vor der gestrigen Entscheidung abgesagt worden.

Auf die Veranstalter könnten nun Klagen zukommen: Viele Marathonläufer sind aus der ganzen Welt angereist und könnten auf eine finanzielle Kompensation für ihre Ausgaben pochen.

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