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Der Österreicher Gregor Schlierenzauer ist derzeit das Maß aller Dinge im Skispringen.

© Reuters

Update

Nach Sieg im letzten Springen: Schlierenzauer gewinnt erneut die Vierschanzentournee

Der Österreicher Gregor Schlierenzauer hat wie im Vorjahr die Vierschanzentournee gewonnen. Im abschließenden Springen siegte er auch in Bischofshofen. Weniger gut lief es hingegen für den Deutschen Severin Freund.

Der Wettbewerb im österreichischen Bischofshofen gilt traditionell als, sagen wir, bodenständigster der Vierschanzentournee. Am Sonntag konnten das die Angestellten einer privaten mobilen Alkohol-Kontrollfirma mit aktuellen Ergebnissen der 20 000 Zuschauer am Fuße der Paul-Ausserleitner-Schanze untermauern. „Der Rekord liegt bislang bei 3,6 Promille“, sagte eines der Mädchen, die für eine freiwillige Alkomat-Messung zwei Euro kassieren. „Der Mann konnte sogar noch laufen.“ Weil diese Messung allerdings vor Beginn des abschließenden Springens der Vierschanzentournee stattgefunden hat, bleibt fraglich, ob dieser Rekordhalter mitbekommen hat, wie spektakulär der vielumjubelte Sieg des Österreichers Gregor Schlierenzauer im Bischofshofener Dauerregen zustande gekommen ist.

Mit seinem letzten Sprung war der Norweger Anders Jacobsen auf 139 Meter gesegelt, so weit wie kein anderer an diesem Abend. Plötzlich musste Gregor Schlierenzauer zittern, ein durchschnittlicher Sprung und der Österreicher hätte seinem norwegischen Rivalen zum Tourneegesamtsieg gratulieren müssen. Doch Gregor Schlierenzauer springt schon länger alles andere als durchschnittlich. Der 22-Jährige flog ganz, ganz lange auf das rot-weiß-rote Fahnenmeer zu und jubelte dann im Auslaufraum überschwänglich: Über seinen Sieg in Bischofshofen, über den Gesamtsieg bei der Tournee und über die erfolgreiche Titelverteidigung. „Es ist unglaublich“, sagte Schlierenzauer, „erst kämpfe ich sechs Jahre lang, und jetzt gewinne ich das Scheißding zweimal hintereinander.“ Er bescherte Österreich auch den fünften Vierschanzentournee-Sieg in Folge.

Auf Platz zwei in Bischofshofen und in der Gesamtwertung landete Anders Jacobsen. „Ich muss ihm gratulieren“, sagte Schlierenzauer, „es war ein verdammt harter Fight bis zum Schluss.“ Platz drei belegte der 19 Jahre alte Österreicher Stefan Kraft, der auf seiner Heimschanze überraschte und den Spruch des Tages lieferte: „Do muss mir aaner scho aane eini’schlogn, damit mir’s Lacha aussaschlogt.“ Zu Deutsch: Da muss mir schon jemand eine reinhauen, damit mir das Lachen vergeht.

Andreas Wellinger stürzt, weil er zu früh jubelt

So gesehen haben die deutschen Springer am Sonntag in Bischofshofen eine harte rechte Gerade kassiert. Severin Freund schied nach einem schwachen Sprung im ersten Durchgang aus, verpasste nicht nur das Finale der besten 32 Springer, sondern auch den angestrebten Platz drei im Gesamtklassement. Stattdessen landete er dort auf Rang 13. „Es ist sehr bitter, wenn die Sache erledigt ist, bevor der Wettkampf aus ist“, sagte Freund. Bundestrainer Werner Schuster kritisierte seine Einstellung. „Severin wollte es erzwingen – und nicht erspringen“, sagte er, „er muss stabiler werden, dass er auf den Punkt hin mehr Energie reinlegt.“ Sein Resümee von Bischofshofen fällt traurig aus. „Es ist schade und enttäuschend“, sagte der Bundestrainer, „heute ist nichts zusammengelaufen.“ Denn Severin Freund blieb nicht der einzige Deutsche, der einen Fehler beging.

So flog Andreas Wellinger im ersten Durchgang mit 133,5 Metern so weit wie kein anderer, setzte im Auslaufraum zum Jubeln an – und stürzte. „Ich bin selber schuld“, sagte der 17-Jahre alte Gymnasiast. So landete er am Ende auf Rang 19 und in der Gesamtwertung als zweitbester Deutscher auf Rang neun. Bester Deutscher war in Bischofshofen (Rang acht) und in der Gesamtwertung (Rang sechs) der 33 Jahre alte Routinier Michael Neumayer. Am Ende wies die Tourneewertung fünf deutsche Springer innerhalb der Plätze sechs bis 13 aus. „Ich bin mit der Tournee zufrieden“, sagte Schuster.

Auch in diesem Jahr hat sich gezeigt, dass Routine und Erfahrung bei der Vierschanzentournee eine wichtige Rolle spielen. So wie bei Martin Schmitt, der sich in den vier Springen wieder zurück ins Weltcupteam gesprungen hat. „Es war eine tolle Tournee für mich“, sagte der 34-Jährige, „ich bin gut in die Spur gekommen und rundum zufrieden.“ Der Mann, der die Saison im zweitklassigen Continental-Cup begonnen hat, belegte am Ende Rang zehn im Gesamtklassement.

Trotz seiner 22 Jahre aber zählt Gregor Schlierenzauer schon zu den erfahrensten Springern im Weltcup. Sein Sieg von Bischofshofen war bereits sein 45. Weltcupsieg. Demnächst kann er sogar den Finnen Matti Nykänen übertrumpfen, der den Rekord mit 46 Weltcupsiegen hält. Für Werner Schuster muss er das gar nicht mehr erledigen, der Bundestrainer sagt: „Er ist schon jetzt der beste Skispringer aller Zeiten.“

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