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Auch im DFB-Pokal geht es meist nach dem Willen der Profiklubs.

© AFP

Nach Spielabsage Lotte - Dortmund: Zuhause muss Zuhause bleiben!

Der Pokal hat seine eigenen Gesetze, heißt es. Doch Stefan Hermanns findet, dass das Duell Groß gegen Klein nur noch eine Mär ist. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stefan Hermanns

Dem Deutschen Fußball-Bund ist seit der Ausgliederung der Bundesliga in die DFL nicht mehr allzu viel großer Fußball geblieben. Eigentlich nur die Nationalmannschaft, das offizielle DFB-Premiumprodukt, und natürlich der DFB-Pokal. Entsprechend sorgsam wird dieser Wettbewerb gehegt und gepflegt. So hat sich Reinhard Grindel, der Präsident des Verbands, zuletzt immer wieder mit aller Macht dem Bestreben der Profis widersetzt, ein bisschen später in den Wettbewerb einzusteigen, um ein bisschen mehr Zeit zu haben, um noch ein bisschen mehr Geld zu verdienen.

Grindel hat das damit begründet, dass der Kampf Groß gegen Klein der Wesenskern des DFB-Pokals ist. Nur in diesem Wettbewerb schafft es die Bezirkssportanlage noch in die Samstagabend-Sportschau. Zumindest will der DFB das einen glauben machen. Die Wirklichkeit sieht längst anders aus. Die Amateurvereine ächzen unter den Anforderungen des DFB, vom Brutto für das Erreichen der ersten Hauptrunde bleibt ihnen oft nur ein lächerliches Netto. Der Pokal ist fürs Fernsehen durchkommerzialisiert und durchformatiert, vom Charme des Amateurfußballs nur wenig geblieben.

Auch wenn sich viele Profis das nicht mehr vorstellen können: Im Amateurfußball spielt man zwischen (mindestens) November und April auf einem Untergrund, der nur mit viel gutem Willen als Rasen durchgeht. Oft genug spielt man überhaupt nicht, wie die letzten Wochen in der Regionalliga Nordost gezeigt haben.

Kurz nachdem am Dienstag das Pokalspiel von Borussia Dortmund bei den Sportfreunden Lotte abgesagt worden war, hat Hans-Joachim Watzke über eine Verlegung des Nachholspiels in ein anderes Stadion sinniert. „Man muss überlegen, ob man das dann wirklich wieder hier riskiert“, sagte der BVB-Geschäftsführer. „Irgendwann gehen die Termine aus.“

Genau: Weil ein Profiverein wie Borussia Dortmund so viele Verpflichtungen und einen entsprechend engen Terminkalender hat, sollen die Sportfreunde Lotte auf den vielleicht einzigen Vorteil verzichten, den sie in diesem ungleichen Duell besitzen: auf die Atmosphäre in ihrem kleinen, engen Stadion. Unlogisch? Nein. Die Großen zuerst. Genauso funktioniert die Logik des turbokapitalistischen Fußballs.

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