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Niki Lauda (rechts) mit Lewis Hamilton.

© AFP

Nach Unfall von Lewis Hamilton und Nico Rosberg: Niki Lauda wird zum Problem für Mercedes

Nach der Kollision in Spa ist der Mercedes-Zweikampf um den WM-Titel in der Formel 1 eskaliert. Nicht ganz unschuldig daran: Niki Lauda. Ein Kommentar

Von Christian Hönicke

Niki Lauda hat seine Karriere als Formel-1-Pilot vor knapp 30 Jahren beendet. Das muss man wissen, denn seine Reaktion nach dem jüngsten Grand Prix in Belgien ließ auch andere Deutungen zu. Lauda ereiferte sich nach der Kollision zwischen den Mercedes-Piloten Nico Rosberg und Lewis Hamilton, als sei Rosberg ihm selbst ins Heck gefahren.
Inzwischen ist Lauda der Aufsichtsratschef des Mercedes-Teams, doch der Rennfahrer in ihm bricht immer wieder durch. Anfangs verlieh er dem noch jungen Rennstall damit Ausstrahlung. Inzwischen jedoch ist seine joviale, unpräsidiale Art zur Belastung im hausinternen Titelkampf geworden. Statt zu moderieren, gießt er Öl ins Feuer und verschärft die Spannungen zwischen Rosberg und Hamilton noch.

Das ist an sich schon problematisch genug. Schwieriger wird die Sache noch dadurch, dass Lauda als Schiedsinstanz angreifbar ist: durch seine Nähe zu Hamilton, den er selbst zu Mercedes lotste. Zum wiederholten Male schlug sich der Österreicher öffentlich sofort auf die Seite des Briten. Bei der Stallorderaffäre von Ungarn nahm er Hamilton in Schutz, nun schlägt er bei dem Vorfall von Spa, den viele andere frühere Piloten als normalen Rennunfall deuteten, unerwartet deutlich auf Rosberg ein. Dabei vertrat Lauda noch nach dem Rennen in Barcelona folgende Meinung: „Die können sich in Grund und Boden fahren, und wer auch immer gewinnen mag, ist Weltmeister. Das ist mein Traum.“ Wenn Hamilton dabei den Kürzeren zieht, scheint Lauda das anders zu sehen.

Auch Laudas Doppelrolle als Fernsehexperte und Aufsichtsratschef wird zusehends problematisch. Weil er stets als erster Mercedes-Repräsentant vor einem Millionenpublikum lospoltert, bringt er immer wieder Teamchef Toto Wolff in die Bredouille, der ihn natürlich nicht öffentlich brüskieren will. Auch in Spa schwenkte er deshalb zunächst auf Laudas Linie ein und geißelte Rosberg, erst später fand er in die Neutralität zurück. So vermied er konkrete Beschuldigungen und sagte nur: „Wenn wir das jetzt nicht managen, kann es böse enden.“

Es liegt nun an Toto Wolff allein, die Situation nicht vollends eskalieren zu lassen. Er muss zwei zu allem entschlossene Rennfahrer unter Kontrolle bringen – und Niki Lauda. Fragt sich, was schwerer ist.

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