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Sport: Nach vorn gestürzt

Hansa Rostock stürmt – und rückt nach dem 0:3 beim Hamburger SV der Zweiten Liga näher

Von Karsten Doneck, dpa

Die Nähte seines schwarzen Sakkos waren einer erhöhten Belastungsprobe ausgesetzt. Wie wild fuchtelte Jörg Berger am Spielfeldrand mit dem rechten Arm in der Luft herum. Die Geste nach knapp einer Stunde Spielzeit sollte seiner Mannschaft, dem FC Hansa Rostock, die Richtung vorgeben: nach vorne, nur noch nach vorne. Hansa lag beim Hamburger SV 0:1 zurück. Und Hansa stürmte. Doch der HSV bekam nach Bergers Intervention am Rande plötzlich Räume – und nutzte die so gut, dass der Hansa-Trainer am Ende nur noch deprimiert auf der Bank hockte. 0:3 (0:0) unterlagen die Rostocker, ihre Aussichten auf das Wunder Klassenerhalt schwinden immer mehr.

Michael Hartmann will aber noch nicht aufgeben. „Zwölf Punkte werden noch vergeben“, sagte er, doch auch dem Rostocker Defensivspieler blieb die Erkenntnis: „Man hat in manchen Phasen gesehen – da fehlt einfach auch die Qualität.“ Dem HSV genügte eine durchschnittliche Leistung, um durch Tore von Mpenza, Benjamin und Takahara die drei Punkte vor 55 800 Zuschauern in der ausverkauften AOL-Arena zu behalten und damit die Chance auf die Teilnahme am internationalen Wettbewerb zu wahren.

Rostock war bis zum 0:1 kurz nach der Pause ebenbürtig. Leidenschaftlich angefeuert von rund 8000 mitgereisten Fans erschreckten die Gäste den HSV zunächst durch Kampfkraft und Willen. „Der Gegner war überrascht, wie mutig wir begonnen haben“, sagte Jörg Berger. Da pflichtete ihm auch sein Kollege Thomas Doll bei, dessen Herz noch immer an seinem früheren Verein Hansa hängt, der aber heute auf der Hamburger Bank sitzt: „Wir müssen uns bei Stefan Wächter bedanken, dass es mit einem 0:0 in die Pause ging.“ Wächter, der Torhüter, vollbrachte seine größte Tat, als er einen Flachschuss von Thomas Rasmussen parierte. Bei einem Freistoß des Rostockers Rade Prica hätte er keine Abwehrmöglichkeit gehabt: Der Schuss zischte knapp am Pfosten vorbei. „Wir haben es versäumt, in der ersten Halbzeit ein Tor zu machen“, haderte Michael Hartman.

Der HSV fand keinen Rhythmus. „Es war nicht die Laufstärke da wie sonst“, monierte Thomas Doll. Die beste Möglichkeit der Hamburger, einen Kopfball von Emile Mpenza, vereitelte Rostocks Torhüter Mathias Schober. Das 0:1 durch Mpenza 180 Sekunden nach Wiederanpfiff trieb Rostock schon in die Mutlosigkeit. „Wir hätten in der zweiten Hälfte auch mal eine Viertelstunde oder 20 Minuten lang ohne Gegentor bleiben müssen, um den HSV nervös zu machen“, klagte Jörg Berger. Daraus wurde nichts. Ob es denn mit dem Klassenerhalt von Hansa Rostock noch klappt? Jörg Bergers Antwort: „Fragen Sie mich das bitte nicht!“

Sonntag S5

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