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Nachbarschaftsderby: Hertha gegen Cottbus: Leiden lernen

Das Spiel in Cottbus ist für Hertha BSC das vielleicht wichtigste der Bundesliga-Saison – auch angesichts der Vorgeschichte.

Berlin - Pal Dardai ist schwer gezeichnet. Am Hals trägt er ein großes blaues Pflaster. Es soll den Schmerz lindern, den ihm sein Kollege Amine Chermiti im Training mit einem Sprung in den Rücken zugefügt hat. Für Dardai, den Mittelfeldspieler von Hertha BSC, ist das ein guter Schmerz. Am Sonntag, vor Beginn der Trainingswoche, hat er gesagt: „Wir müssen uns gedanklich darauf vorbereiten, dass es in Cottbus wehtut. Deshalb müssen wir uns im Training ein bisschen hetzen, um nicht überrascht zu sein.“ Und tatsächlich ging vom Trainingsplatz der Berliner in dieser Woche die Botschaft aus, dass es hart zur Sache gegangen ist. „Wir trainieren immer hart am Dienstag und Mittwoch“, sagt Trainer Lucien Favre.

Stein: "Es ist bitter, so eine Statistik gegen so einen Gegner zu haben."

Hertha muss leiden lernen, denn wenn die Berliner bisher in der Fußball-Bundesliga auf Energie Cottbus getroffen sind, ihren Nachbarn aus dem Brandenburgischen, endete es für sie meistens mit Schmerzen. „Das war immer ein Alptraum“, sagt Dardai. Elfmal hat es das so genannte Ostderby zwischen Hertha und Energie bisher gegeben; fast zwei Drittel der Spiele (sieben) haben die Cottbuser gewonnen, nur dreimal siegten die Berliner. „Es ist bitter, so eine Statistik gegen so einen Gegner zu haben“, sagt Herthas Außenverteidiger Marc Stein.

Energie ist so etwas wie Herthas lizenzierter Angstgegner. Dass Trainer Favre auch diesen vermeintlich kleinen Gegner wieder über alle Maßen lobt, wie er das auch schon mit Karlsruhe, Bielefeld und Mönchengladbach gemacht hat, ist gar nicht notwendig. Die Berliner wissen, wie gefährlich Energie ist, zumindest in den Begegnungen mit Hertha. „Wir haben mit denen noch ein paar Rechnungen offen“, sagt Manager Dieter Hoeneß.

2002 hat Hertha zuletzt in der Lausitz gewonnen

Im Stadion der Freundschaft haben die Berliner im Oktober 2002 zum letzten Mal gewonnen, im Hinspiel im Olympiastadion boten sie nicht nur den erbärmlichsten Auftritt dieser Saison, sie kassierten gegen Energie auch ihre einzige Heimniederlage – danach folgten bis heute neun Siege vor eigenem Publikum. „Die Vergangenheit interessiert mich nicht“, sagt Trainer Favre, dessen persönliche Bilanz gegen Cottbus mit zwei Niederlagen und einem Unentschieden aus drei Spielen der seines Arbeitgebers in Bescheidenheit nicht nachsteht.

Nur die Zukunft zählt, und die soll für die Berliner mit dem Auftritt in Cottbus erst richtig beginnen. Für Josip Simunic, Herthas Innenverteidiger, ist es „das wichtigste der nächsten zwölf Spiele“ – auch angesichts der Vorgeschichte. „Wir haben in der Vergangenheit immer sehr schlecht in Cottbus ausgesehen“, sagt er. „Wenn wir diesmal erfolgreich sind, ist das sehr gut für unseren Kopf.“ Die Begegnung im Stadion der Freundschaft könnte sich als Schlüsselspiel für den weiteren Verlauf dieser Saison erweisen, in der Hertha nach zwei Dritteln an der Tabellenspitze steht. „Das kann nicht mehr nur Glück sein“, sagt Simunic.

Ein Sieg beim Angstgegner? Das wäre ein Signal

Es wäre in der Tat ein Signal, wenn Hertha in der aktuellen Konstellation selbst beim Angstgegner gewinnen würde. Nach innen, aber auch nach außen. Beim letzten Mal, nach dem Sieg gegen die Bayern, blieb Hertha nur eine Woche an der Tabellenspitze, dann folgte die vermeidbare Niederlage in Wolfsburg und der Sturz zurück auf Platz drei. Die wankelmütige Konkurrenz mag das als Indiz gewertet haben, dass auch die Berliner nicht die nötige Konstanz für das ganz große Ding besitzen. Eine gelungene Täuschung also. Wer aber nach ganz oben will, muss seine Stärke irgendwann einmal auch zeigen und sie nicht immer nur verschleiern.

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