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Energisch an der Seitenlinie. Ola Lindgren führt gemeinsam mit Staffan Olsson die schwedische Nationalmannschaft. Lindgren gehörte in den 90ern auch zu jener großen schwedischen Auswahl, die zweimal Welt- und viermal Europameister wurde.

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Nachfolger von Dagur Sigurdsson: Wird Ola Lindgren neuer Trainer der Füchse Berlin?

Insgesamt 70 Bewerbungen lagen Bob Hanning vor. Nun kristallisiert sich mit dem Schweden Ola Lindgren ein Favorit für die Nachfolge von Dagur Sigurdsson als Trainer der Füchse Berlin heraus.

Wer Bob Hanning ein wenig kennt, der weiß um seine Vorliebe, das Jahr in Zyklen einzuteilen: Im Sommer auch mal durchatmen, zum Jahresende bilanzieren, und dann im Januar, kurz vor Beginn der großen internationalen Turniere, die Personalien für die kommende Spielzeit bekannt geben. So hat es der Manager der Füchse Berlin in den letzten Jahren stets gehalten, so würde er es gern weiterhin handhaben. Weil Hanning aber im Januar 2015 in seiner Funktion als Vizepräsident des Deutschen Handball- Bundes (DHB) mit der Nationalmannschaft bei der WM in Katar unterwegs sein wird, muss der Füchse-Manager eine Frage diesmal noch rechtzeitiger klären: die nach dem Trainer für die kommende Saison. Dagur Sigurdsson wird die Füchse nach sechs Jahren im Sommer 2015 verlassen und dann nur noch als Bundestrainer arbeiten. „Das zentrale Thema bei uns in den letzten Wochen war: Wie finden wir einen starken Nachfolger für Dagur“, sagt Hanning. „Ich gehe davon aus, dass wir in den nächsten sieben bis zehn Tagen zu einer Entscheidung gelangt sind“, ergänzt der Manager.

Einen Bericht der „Bild“ vom Mittwoch wollte Hanning nicht bestätigen. Demnach habe sich der Handball-Bundesligist bereits auf eine Zusammenarbeit mit dem ehemaligen schwedischen Nationalspieler und aktuellen Trainer des Erstligisten IFK Kristianstad, Ola Lindgren, geeinigt. Zuletzt war in diesem Zusammenhang auch immer wieder der Name von Erlingur Richardsson aufgetaucht, der isländische Coach des österreichischen Erstligisten West-Wien. Konrad Wilczynski, einst Publikumsliebling bei den Berlinern und heute Manager in Wien, bestätigte das Interesse der Füchse. Wer macht nun das Rennen?

„Insgesamt haben wir über 70 Trainer gescannt, auf meinem Schreibtisch sind 62 Bewerbungen eingegangen: Briefe, Mails oder überbracht von Beratern“, erzählt Hanning. Im Findungsprozess sei es ihm in erster Linie darum gegangen, „möglichst viele Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten“. So oder so wird es Sigurdssons Nachfolger schwer haben, an die Erfolge des Isländers anzuknüpfen, der die Füchse über Jahre in der Bundesliga-Spitzengruppe etabliert hat. Das Anforderungsprofil, das Hanning für seinen künftigen Cheftrainer ausgegeben hat, ist jedenfalls ambitioniert: Er soll den Klub dauerhaft in den Europapokal führen, neuen sportlichen Input mitbringen und – höchstes Gut bei den Füchsen – die reichlich vorhandenen Spieler aus den Nachwuchsteams perspektivisch zu Bundesliga-Profis formen. In der Findungsphase, berichtet Hanning, habe deshalb ein Gebot geherrscht: „Genauigkeit vor Schnelligkeit.“

Lindgren ist auch Trainer der schwedischen Nationalmannschaft

Für Ola Lindgren könnte der Fakt sprechen, dass er sich im Gegensatz zu Richardsson bestens auskennt in Deutschland und in der Bundesliga. Der heute 50-Jährige hat zu aktiven Zeiten viele Jahre in Düsseldorf und Nordhorn verbracht, bei der HSG arbeitete er nach der Profikarriere auch sechs Jahre als Trainer. Seit 2008 ist Lindgren zudem Teil eines in dieser Form ungewöhnlichen Gespanns: Gemeinsam mit Staffan Olsson verantwortet er als gleichberechtigter Coach das schwedische Nationalteam. Lindgren und Olsson gehörten in den 90ern auch zu jener großen schwedischen Auswahl, die zweimal Welt- und viermal Europameister wurde und darüber hinaus drei Mal Silber bei Olympischen Spielen gewann.

In Erinnerung geblieben ist der Schwede Ola Lindgren aus dieser Zeit vor allem als ziemlich kompromissloser Abwehrspieler. Auch als Trainer verfolgt der frühere Kreisläufer genau wie Dagur Sigurdsson einen defensiv orientierten Ansatz des Spiels – ein weiterer Punkt, der für ihn sprechen könnte. Gute Torhüter hinter einer aggressiven Abwehrreihe, ausgelegt auf einfache Gegenstoßtore – genau dieser Dreiklang hat die Füchse in den letzten Jahren ausgezeichnet.

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