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Helmut Faeder (li.) im Trikot von Hertha Zehlendorf 1970 beim Aufstiegsspiel gegen Pirmasens.

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Nachruf auf Helmut Faeder: Herthas Fußballstar der Zwischenzeit

Helmut Faeder war Berlins Fußballstar der Zwischenzeit, der Jahre nach Hanne Sobek und vor Erich Beer. Der Beste, den Hertha BSC hatte in der früheren Nachkriegszeit. Nach langer und schwerer Krankheit ist der „Dicke“ nun gestorben.

Sie nannten ihn den „Dicken“, was heute weniger schmeichelhaft klingt, als es damals gemeint war. Helmut Faeder war keiner, der auf dem Platz nur herumstand und wartete, bis ihm der Ball in den Fuß gespielt wurde. Er konnte sich schon bewegen, und wenn er erst einmal den Ball hatte, dann nahm ihm den keiner mehr weg, weil er eben mit voller Wucht abprallte an dem Mann, den sie den Dicken nannten. Helmut Faeder war Berlins Fußballstar der Zwischenzeit, der Jahre nach Hanne Sobek und vor Erich Beer. Der Beste, den Hertha BSC hatte in der früheren Nachkriegszeit, als  West-Berlin gerade Insel geworden war und nicht abzusehen war, ob es das auch bleiben oder mal ein Meer drüber hinweg schwappen würde.  In den vagen Fünfziger und Sechziger Jahren mochte die kickende Prominenz sich nicht hier ansiedeln, und ohne die Spielkunst und Schussstärke von Helmut Faeder hätte es Hertha BSC 1963 wahrscheinlich nicht zum Gründungsmitglied der Bundesliga gebracht.

Faeder hat Hertha BSC bis zum Schluss die Daumen gehalten

All das weiß heute kaum jemand mehr, und deshalb ist auch ein wenig untergegangen, dass Helmut Faeder nach langer und schwerer Krankheit gestorben ist. Schon Anfang August, auch dies eine Zwischenzeit, nach der atemberaubenden Weltmeisterschaft in Brasilien und vor dem Start in die Bundesligasaison. Faeder hat Hertha BSC bis zum Schluss die Daumen gehalten, aber im Olympiastadion war er schon länger nicht mehr zu sehen. Die Augen machen nicht mehr mit. Bei der Mitgliederversammlung im November 2013 aber hatte er noch einmal einen großen Augenblick, als ihn Präsident für 60 Jahre währende Vereinstreue auszeichnete. 60 Jahre…  Wer schafft so etwas heute noch?

Faeder war 18, als er 1953 aus Buchholz zum Gesundbrunnen kam und auf dem alten Hertha-Platz erstmals für den Verein stürmte, der ihn nicht mehr loslassen sollte. In 351 Pflichtspielen schoss er 212 Tore für Hertha. 1958 war er beim 1:2 in Kairo gegen Ägypten West-Berlins erster Nationalspieler nach dem Krieg – und blieb der einzige für eine kleine Ewigkeit, bis zum Beginn der Siebziger Jahre hinein, als Hertha BSC wieder im großen Geschäft mitspielte und Begabungen wie Arno Steffenhagen und Volkmar Groß hervorbrachte.

1971 spielte Faeder das letzte Mal für Hertha

Es war dies auch die Zeit, als Helmut Faeder seine Karriere beendete. 1971 spielte er das letzte Mal für Hertha, allerdings nicht für Hertha BSC. Sondern für die kleine Hertha aus Zehlendorf. Im Stadion am Siebenendenweg hatte er die letzten vier Jahre seiner Karriere absolviert, weil sie ihn am Gesudbrunnen nicht mehr haben wollten nach der enttäuschenden Aufstiegsrunde im Frühling 1967, als Hertha zum zweiten Mal in Folge die Rückkehr in die Bundesliga verpasste.

Natürlich hat es ihn geschmerzt, dass er nicht mehr gutmachen konnte-, was die Funktionärsriege der Mannschaft angetan mit den finanziellen Mauscheleien, an deren Ende 1965 die Degradierung in die Regionalliga stand. Wenn man ihn später auf diese turbulenten Tage ansprach, hat Helmut Faeder  immer gesagt, er sei nie mit Hertha abgestiegen: „Wir wurden ja nur zwangsversetzt.“

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