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Sport: Nachspiel: Eine Frage der Konzentration

Ein Drama, eine Schmach, ein Desaster. Das alles war die Niederlage gegen England aus Sicht der Fußballfans.

Ein Drama, eine Schmach, ein Desaster. Das alles war die Niederlage gegen England aus Sicht der Fußballfans. Bestimmt. Doch wirklich Schlimmes geschah abseits des Spielfelds. Im Stadion brach der Vater von Teamchef Rudi Völler zusammen. Während Völler aufs Spielfeld starrte, wurde hinter ihm sein Vater reanimiert. Völler wusste nichts davon. Wahrscheinlich wäre er sonst sofort zur Tribüne gerannt. Hoffentlich. Doch sein Arbeitgeber, der Deutsche Fußball-Bund, nahm ihm diese Entscheidung ab. Er sagte Völler nichts. Er wollte den Teamchef in seiner Konzentration nicht stören.

Noch ein kleineres Drama. Spa, Formel 1-Rennen. Das hatte schon was, wie Luciano Burti gegen die Leitplanke raste. Und wie dann gerätselt wurde, ob er noch lebte. "Hier werden wir für das Mickey-Mouse-Rennen in Budapest entschädigt", sagt der Premiere-Reporter. Endlich Action, klasse. Die Premiere-Abonnenten danken.

Zynisch? Natürlich. Für normale Beobachter. Die Formel-1-Fahrer selbst lächeln über solche Reportersprüche. Sie schotten ihre Gedankenwelt rigoros ab gegen Gefühle. Sie müssen abschotten, sonst könnten sie nach so einem Unfall nicht sofort wieder ein Rennen bestreiten. Es ist eine Frage der Konzentration. Die Gefahr nehmen sie nicht als Gefahr wahr, weil sie glauben, ihren Job optimal zu beherrschen. Aber den beherrschen sie nur, wenn sie sich größtmöglich konzentrieren. Gefühle, die kommen später.

Alle Top-Sportler haben die Konzentrationsfähigkeit. Nur deshalb stehen sie oben. Die Tennisspielerin Monica Seles erzählte mal, wenn sie spiele, würde sie nicht mal hören, wenn auf dem Nebenplatz eine Bombe hochginge. Eine Messerattacke zerstörte schließlich den Schutzwall, mit dem sie sich abschottete. Nur solche Ereignisse zerstören die Gedankenwelt von Spitzensportlern. Ihre Fähigkeit, sich optimal auf ihren Job einzulassen. Die Herzattacke von Vater Völler hätte den Sohn auch aus seiner Gedankenwelt gerissen. Der DFB dachte anders. Professionell? In diesem Fall nicht. Nur gnadenlos.

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