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Sport: Nachspiel: Wetten auf Lienen

Eigentlich ist es ein makabres Spiel, dass Menschen heutzutage darauf wetten können, ob andere Menschen bald ihren Job verlieren. Aber wieso soll man immer der Letzte sein, der sich noch an die Regeln des guten Geschmacks hält, wenn der schlechte Geschmack längst zur Leitkultur geworden ist?

Eigentlich ist es ein makabres Spiel, dass Menschen heutzutage darauf wetten können, ob andere Menschen bald ihren Job verlieren. Aber wieso soll man immer der Letzte sein, der sich noch an die Regeln des guten Geschmacks hält, wenn der schlechte Geschmack längst zur Leitkultur geworden ist? Also setzen wir heute mal - in Erwartung eines sicheren Gewinns und mit einem Rest schlechten Gewissens - 100 Mark darauf, dass Ewald Lienen, der Trainer des 1. FC Köln, noch vor Weihnachten arbeitslos wird.

Zugegeben, das Risiko ist nicht allzu hoch, wenn man sich ein wenig mit der Person Lienen auskennt. Nicht dass er ein schlechter Mensch wäre. Auch als Trainer hat er schon Beachtliches geleistet: Den MSV Duisburg beispielsweise hat er aus der Zweiten Liga in die Bundesliga geführt, Hansa Rostock brachte er in die Nähe der Uefa-Cup-Plätze. Seine größte Leistung aber war zweifellos, dass er dem 1. FC Köln den rheinischen Frohsinn ausgetrieben hat.

Zwei Jahre arbeitet Lienen in Köln, und jetzt zeigt er langsam wieder jene Verhaltensmuster, die ihm sowohl in Duisburg als auch in Rostock letztlich zum Verhängnis wurden: Er fühlt sich verfolgt, von den Medien, den Schiedsrichtern und von falschen Erwartungen. Plötzlich sieht Lienen Dinge, die andere nicht sehen, beim 0:3 seines Teams gegen Hertha BSC zum Beispiel "Torchancen en masse". Dem Realitätsverlust folgt dann rasch der Arbeitsplatzverlust. Ewald Lienen sagt nach Niederlagen wie der in Berlin gerne, das Ergebnis sei erst mal zweitrangig. Das ist auch eine seiner eigenwilligen Sichtweisen. Leider hatten seine Vereinspräsidenten in dieser Frage irgendwann eine etwas andere Meinung.

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