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Andrea Gotzmann, Vorstand der Stiftung Nationale Anti-Doping Agentur Deutschland (Nada), bei der Vorstellung des Jahresberichts der Agentur.

© dpa

Nada kritisiert Tennis-Verband: Seltsame Blockaden im Kampf gegen Doping

Die Nationale Anti-Doping Agentur wird bei ihrer Arbeit auch von Verbänden behindert. Vor allem der Tennis-Weltverband ist hier zu nennen.

Von Johannes Nedo

Der Kampf gegen Doping ist auch ein Zahlengeschäft. Und davon konnte Andrea Gotzmann, die Vorsitzende der Nationalen Anti-Doping Agentur (Nada), am Donnerstag in Berlin einiges präsentieren. 12646 Kontrollen nahm die Nada im vergangenen Jahr vor, etwa 200 mehr als noch 2015. Dabei wurden 98 mögliche Verstöße gegen die Anti-Doping-Bestimmungen registriert, 15 mehr als 2015. Allerdings sank die Zahl sanktionierter Vergehen von 27 auf 20. Wobei viele Verfahren noch laufen.

All die Zahlen mögen sich gut für Übersichten und Vergleiche machen. Welche Probleme die Nada beim Kampf gegen Doping bewältigen muss und wie sich besonders international die Situation darstellt, geht daraus aber nicht hervor. Doch auch dazu hatten Gotzmann und das Nada-Vorstandsmitglied Lars Mortsiefer viel zu erzählen. Und jenseits der Zahlen waren es am Donnerstag besonders ihre Schilderungen, die zeigen, wie sich zahlreiche Institutionen im Sport nicht so stark gegen Doping stellen, sondern gegen die Anti-Doping-Kämpfer.

In dieser Kategorie hob Gotzmann besonders den Tennis-Weltverband ITF hervor. Denn die ITF verwehrte der Nada Ende April beim Frauen-Turnier in Stuttgart, die Spielerinnen auf Doping zu kontrollieren. „Das können wir nicht gutheißen, insbesondere wenn der Internationale Verband selbst keine Kontrollen bei diesem Turnier durchführt“, betonte Gotzmann. Pikant daran ist, dass ausgerechnet bei diesem Turnier Maria Scharapowa ihr Comeback nach ihrer 15-monatigen Sperre gegeben hatte, weil die Russin Anfang 2016 positiv auf die Substanz Meldonium getestet worden war.

Gotzmann: "Wir werden weiter für Reformen kämpfen"

Ebenso seltsam ist, wie die ITF die verwehrten Kontrollen begründete. So seien gemäß des Codes der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) Kontrollen 35 Tage vorher anzumelden. Das überraschende Element der Dopingfahnder verpufft somit natürlich vollkommen. „Es macht wenig Sinn, da noch von Zielkontrollen zu sprechen“, sagte Gotzmann. Von der ITF habe es seitdem keine Stellungnahme mehr gegeben. Der Weltverband äußerte sich auch am Donnerstag zunächst nicht.

Dafür kommentierten die Veranstalter des Stuttgarter Turniers gegenüber der Deutschen Presse-Agentur den Vorfall. Von Unterstützung der Nada fehlt dabei ebenfalls jede Spur. „Es gibt konkrete Vorgehensweisen, die alle einhalten müssen“, sagte Turnierdirektor Markus Günthardt. „Und wenn die Nada diese Vorgehensweisen nicht einhält, können sie da nicht kontrollieren.“

Ähnlich ernüchternd fiel für die Nada auch die Reaktion der Wada auf die verwehrten Kontrollen aus. „Nicht zufriedenstellend“ sei dies gewesen, sagte Mortsiefer. Zumal es mit anderen Verbänden Regelungen gebe, bei denen die kurzfristigen Dopingtests möglich seien. Doch die ITF erschwert nicht nur der Nada in Deutschland die Arbeit. Auch in Frankreich gebe es „grundsätzliche Probleme“ in der Abstimmung mit der ITF, sagte Mortsiefer. „Bei französischen Tennisturnieren ist es zu ähnlichen Situationen gekommen.“

Solche Vorfälle können zermürben. Und solche Scharmützel sind ja nicht die Einzigen, mit denen sich die Nada auseinandersetzen muss. So zeigte sich Gotzmann zudem verwundert darüber, dass die russische Anti-Doping Agentur nach all den Skandalen wohl schon in diesem Jahr wieder von der Wada anerkannt werden könnte: „Das halten wir für schwer vorstellbar.“ Doch trotz der Rückschläge betonte sie: „Wir werden weiter für Reformen kämpfen. Denn die weltweite Diskrepanz bei Anti-Doping-Maßnahmen ist inakzeptabel.“ Ihr Kampf geht also weit über Zahlen hinaus.

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