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Sport: Nadelstiche für den Erfolg

Bei der Eiskunstlauf-WM muss Stefan Lindemann beweisen, dass er in die Weltspitze gehört

Berlin - Die Geschichte mit dem Rücken ist ärgerlich. Wenn ihn die Schmerzen im Lendenwirbelbereich nächste Woche geplagt hätten – kein Problem. Da ist die Eiskunstlauf-WM vorbei. Aber die Zerrung trat jetzt auf, kurz vor der WM, also massieren sie jetzt Stefan Lindemann und stecken ihm Nadeln in den Rücken. Akupunktur hilft bei solchen Problemen. Lindemann hat dennoch nie an Aufgabe gedacht. Er wird starten bei der WM, die heute in Moskau beginnt. Er hat sogar in Moskau noch trainiert, zwischen den Massagen und der Nadel-Therapie. „Das war nötig, weil ich vor kurzem wegen Fiebers nicht trainieren konnte“, sagte er in Moskau den Journalisten.

Vor zwei Jahren hätten nur ein paar Insider bemerkt, wenn Stefan Lindemann aus Erfurt einen WM-Start verletzt hätte absagen müssen. Da waren das Auffälligste an Lindemann seine ungewöhnlich roten Wangen. Aber jetzt ist er der WM-Dritte Stefan Lindemann. Er ist ein kleiner Star geworden im deutschen Sport, für kurze Zeit nur, aber das reicht, um seine Verletzungen aufmerksam genug zu beachten. Und in Moskau hat er einiges zu verlieren. Nicht so sehr WM-Bronze. Lindemann ist kein echter Medaillenkandidat. Lindemann hat aber seinen realen Stellenwert zu verlieren, er muss um seine Bedeutung kämpfen. Die WM in Moskau ist für Stefan Lindemann, 24 Jahre alt, nur 1,63 Meter groß, eine wichtige Veranstaltung. Moskau klärt die Frage, ob er allmählich international eine Größe wird oder ob er langsam wieder abrutscht ins graue Mittelmaß.

Bronze darf keiner von ihm erwarten, weil Platz drei bei der WM 2004 eine Sensation war. Die WM war in Dortmund, Lindemann hatte einen Heimbonus, er hatte 9000 Fans, die ihn bei seiner Kür begeistert unterstützten, und er lief beispiellos gut. Seither kennen ihn die Punktrichter. Aber sie wissen immer noch nicht, ob dieser Auftritt ein Einzelfall war oder ob sich hier einer im Bereich der Weltspitze etabliert. Die Antwort entscheidet über die Noten. Punktrichter urteilen immer noch subjektiv, trotz des neuen Wertungssystems. Spitzenleute erhalten einen Bonus, ob bewusst oder unbewusst, ist im Ergebnis egal.

Sicher, Lindemann gewann im Januar wieder Bronze, aber nur bei einer EM. Und er ist im Grand Prix nicht konstant gut gelaufen. Wie soll man so einen einschätzen? „Er wird jetzt anders gesehen als früher“, sagt Reinhard Mirmseker, Präsident der Deutschen Eislauf-Union (DEU). „Aber er muss nun diesen neuen Stellenwert festigen.“ Der DEU-Vorsitzende erwartet von Lindemann kein Bronze. Platz sechs wäre auch akzeptabel. Hauptsache unter die besten Acht. Dann hätte die DEU bei den Olympischen Winterspielen 2006 zwei Startplätze bei den Männern.

Und Lindemann, was sagt der vor der WM? Lindemann sagt lapidar: „Ich muss mein Zeug bringen, dann wird man schon sehen.“

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