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Sport: Nationalelf: Daum ... oder Hitzfeld ... oder ...

Uli Stielike, so viel steht schon mal fest, wird es nicht. "Der Uli soll den Mund halten und sich um seine A-Jugend kümmern, damit die mal ein Spiel gewinnt", sagt Gerhard Mayer-Vorfelder.

Uli Stielike, so viel steht schon mal fest, wird es nicht. "Der Uli soll den Mund halten und sich um seine A-Jugend kümmern, damit die mal ein Spiel gewinnt", sagt Gerhard Mayer-Vorfelder. Der Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) sitzt auf der Sonnenterrasse des feinen Kasteel Vaalsbroek und denkt nach. Weiter hinten, auf einem kleinen Teich, schnattern Gänse, und auf der Terrasse des deutschen Mannschaftsquartiers sucht Mayer-Vorfelder einen Nachfolger für Erich Ribbeck.

Nein, heute Abend beim Spiel gegen England wird der Teamchef noch auf der Bank sitzen, auch am Dienstag im letzten Vorrundenspiel gegen Portugal und darüber hinaus im Viertelfinale, so es die deutsche Mannschaft denn erreicht (wofür im Augenblick nicht so furchtbar viel spricht). Aber für die Zeit danach soll es ein anderer richten als der charmante PR-Mann Ribbeck. Darüber sind sie sich einig im DFB, auch wenn es der Vizepräsident und designierte Chef Mayer-Vorfelder nicht so direkt sagen will. Für ihn gilt ein vor der Europameisterschaft gegebenes Wort: "Wir haben uns darüber verständigt, dass wir uns nach der EM zusammensetzen. Dann wird sicherlich eine Entscheidung fallen", sagt der Schwabe. Er hält nichts von übertriebener Harmonie ("Ohne Spannung kein Licht"), aber einer wie der Stielike, der mit allzu frechen Widerworten in der Öffentlichkeit über Gebühr Aufsehen erregt - nein, so einer soll es nun wirklich nicht sein. Die Zeit drängt. Schon im August beginnen die Qualifikationsspiele zur Weltmeisterschaft im Jahr 2002. Und so wie es beim letzten Mal gelaufen ist, soll es nach Möglichkeit nicht noch mal laufen. Hals über und ohne Kopf hatte sich der DFB für Ribbeck als Nachfolger von Berti Vogts entschieden. Es hätte auch naheliegende Kandidaten treffen können: Heynckes, Hitzfeld, Feldkamp - fast hätte es sogar Paul Breitner erwischt.

Knapp zwei Jahre sind seitdem vergangen. Mayer-Vorfelder behauptet, noch keine Gespräche mit potenziellen Kandidaten geführt zu haben. "Bitte, glauben Sie mir das. Wenn ich Ihnen jetzt erzähle, dass ich Gespräche führe, dann ist das morgen rum" - und dem Klima in der Mannschaft während der EM-Tage alles andere als zuträglich. Klare Vorstellungen aber habe er schon. Mayer-Vorfelder will einen deutschen Spitzentrainer gewinnen, am besten einen aus der Bundesliga. "Für ihn werden wir auch mehr Geld als bisher in die Hand nehmen." Schließlich müsse es für einen Bundesligatrainer auch finanziell eine Versuchung sein, die Nationalmannschaft, zeitlich befristet, "sagen wir mal für zwei Jahre", zu trainieren.

Bewerber aus dem Ausland dürften es schwer haben. "Es wäre doch ein Armutszeugnis, wenn der weltweit größte Sportverband nicht einen geeigneten Mann in den eigenen Reihen finden sollte", sagt Mayer-Vorfelder. Dass Christoph Daum ein "ausgezeichneter Trainer ist", stehe außer Frage. Auch Ottmar Hitzfeld "wäre einer für uns". Hitzfeld und Daum, das sind die prominentesten Leute im Bundesligageschäft, Trainer von Meister und Vizemeister. Ob man die kriegen kann?

Was ist eigentlich mit Lothar Matthäus? Hat er sich nicht oft genug ins Gespräch gebracht (und bringen lassen)? Auch wenn er jetzt in New York lebt - Matthäus hat ein gewisses Alter erreicht, kennt sich mit den Medien aus, redet viel und ist Deutscher. DFB-Präsident Egidius Braun hatte den Namen Matthäus mal ins Spiel gebracht. Was viele für einen Scherz hielten, gefiel dem Rekordnationalspieler so sehr, dass auch er sich seitdem für geeignet hält, "nicht jetzt, aber etwas später schon ..." Mayer-Vorfelder hält von dieser Idee wenig bis gar nichts. "Ich bin doch mehr ein Freund einer Lösung, wo wir einen finden, der ein schönes Stück Erfahrung als Trainer einbringt."

Erich Ribbeck hat derweil ganz andere Gedanken. "Ich habe gar keine Zeit, mir zu überlegen, was sein wird, wenn wir hoch gewinnen gegen England oder hoch verlieren." Vielleicht sei es ja ganz gut so. Er halte es lieber mit dem, was zwei Kollegen mal gesagt habe: "Lebbe geht weiter" und "Schaun mer mal". Beide Zitate stammen nicht von Uli Stielike.

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