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Löw und Ballack

© ddp

Nationalmannschaft: Alle Stürmer treffen bei Testspiel

Geheimspiel, Geheimtraining, geheime Chefsache: Bundestrainer Löw macht es spannend. Nichts soll über eine mögliche Aufstellung der deutsche Mannschaft im ersten EM-Spiel nach draußen dringen - kein "Spion" soll Polen-Coach Beenhakker berichten können. Aber über einen Test gegen eine Nachwuchsauswahl wurde doch etwas bekannt.

Joachim Löw macht den Poker um Taktik und Aufstellung gegen Polen zur geheimen Chefsache - kein Geheimnis wird im deutschen Lager allein um die Bedeutung eines Auftaktsieges bei der Fußball-Europameisterschaft gemacht. "Ein guter Start entfacht eine Euphorie, auf der nicht nur wir Spieler, sondern auch unsere Fans reiten", erklärte Torhüter Jens Lehmann vier Tage vor dem Turnierstart in Erinnerung an das WM-Sommermärchen 2006.

Auch DFB-Präsident Theo Zwanziger verdeutlichte am Mittwoch, an dem das deutsche Team abends ein Testspiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit gegen eine U 18-Auswahl des Tessin mit 8:0 gewann, dass die "Bergtour 2008" bis zum Gipfel führen soll: "Die Menschen in Deutschland erwarten ein gutes Turnier und ein Team mit Charakter, das die Menschen in den Bann ziehen kann", sagte der Verbandschef, der die Mannschaft um Kapitän Michael Ballack im Teamhotel in Ascona auf das große Ziel eingeschworen hat: "Packen wir es an!"

"Gnadenloses Turnier" erwartet

Auch wenn der Delegationsleiter der Nationalmannschaft bei der ersten live übertragenen Pressekonferenz aus dem Medienzentrum in Tenero eine Mindestvorgabe an Löw vermied, wäre ein Vorrunden-K.o. wie 2000 und 2004 wohl inakzeptabel. "Ich habe nicht die Aufgabe, dem Bundestrainer Vorgaben zu machen. Löw ist ein großartiger Trainer. Ich weiß, dass er den Titel will. Das ist seine eigene Vorgabe", sagte Zwanziger. Die sportliche Leitung steht dennoch in der Pflicht, nachdem der Verband mit einem bis zu 20 Millionen Euro hohen Etat für den erhofften "Spitzenerfolg" in Vorleistung gegangen ist. "Jeder weiß, was er dem anderen schuldig ist und jeder weiß von dem anderen, welche Verantwortung er zu tragen hat", bemerkte Zwanziger.

"Natürlich bin ich mir der Verantwortung bewusst", betonte Löw, der allerdings angesichts der "Leistungsdichte" bei einer EM zurückhaltend mit Minimalzielen umgeht: "Man kann erst am Ende bewerten, was die Mannschaft gebracht hat." Den Titelambitionen, die nicht nur er, sondern auch Spieler und Funktionäre immer wieder formuliert haben und die schon bei der Kader-Nominierung auf Deutschlands höchstem Berg symbolisiert worden waren, müssen nun Taten folgen. "Man muss hart arbeiten, mit großen Sprüchen geht das nicht", sagte Zwanziger, der ein "gnadenloses Turnier" erwartet.

"Sehr konzentriert und detailliert" werde beim WM-Dritten gearbeitet, versicherte Teammanager Oliver Bierhoff. Nach dem "intervallmäßigen Training" werden die Spieler für fünf Minuten zu "Eisbädern in einen großen Bottich" gesteckt. Die Arbeit findet aber fast ausschließlich hinter verschlossenen Türen statt. Ein öffentliches Training wird es während des Turniers nicht geben, und auch die mehr als 150 Journalisten mussten am Mittwoch erneut nach dem Aufwärmen die kleine Stahlrohr-Tribüne am Übungsplatz verlassen. Kein Medium und erst recht kein "Spion" sollen Polen-Coach Leo Beenhakker berichten können, welche Trumpfkarten Löw am Sonntag (20.45 Uhr/ZDF) aus dem Ärmel schütteln will.

Geheimtest gegen "Bubi-Elf"

Beim Geheimtest am Abend gegen eine Tessiner "Bubi-Elf" über vier Mal 20 Minuten setzte Löw nach DFB-Angaben alle 23 Akteure ein. Dabei trafen alle fünf Angreifer, Miroslav Klose und Mario Gomez sogar doppelt. Neben Kevin Kuranyi, Podolski und Oliver Neuville wurde auch Thomas Hitzlsperger als Torschütze gemeldet. Über die Aufstellung gegen Polen lässt die sportliche Leitung nichts verlauten. "Schwere Entscheidungen" stünden an, sagte Bierhoff lediglich. Hinter den Mauern des Hotels "Giardino" wird intensiv gegrübelt. "Es beginnt das Kopfzerbrechen: Wie stellen wir auf?", erklärte der Manager.

Zur Schlüsselfigur ist Podolski geworden, auf den am Morgen ein Ständchen anlässlich seines 23. Geburtstages angestimmt worden war. Die Rolle des Münchners wird streng vertraulich behandelt - von seiner Verwendung hängt die gesamte Offensivbesetzung ab. Podolski ist sowohl als Angriffspartner von Klose als auch als verkappter Linksaußen im Mittelfeld eine Option für Löw. Von "Poldis" Verwendung hängt ab, ob Bastian Schweinsteiger links oder rechts im Mittelfeld agiert und ob für Mario Gomez (Sturm) oder Clemens Fritz (rechtes Mittelfeld) ein Platz in der Startelf bleibt.

Die Wackel-Abwehr um Jens Lehmann und Christoph Metzelder wird dagegen im Turnier zu alter Stabilität zurückfinden - das glaubt zumindest Deutschlands Nummer eins. "Wir Deutschen machen uns doch gerne Sorgen", konterte Lehmann Befürchtungen in dieser Richtung. Immerhin ist mit der Defensiv-Abteilung beim Video-Studium der Testspiele eine intensive Fehler-Analyse durchgeführt worden, wie Lehmann verriet. "Die Trainer haben nochmal angesprochen, wie wir uns zu verhalten haben."

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