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Nationalmannschaft: Das Angebot wird immer größer

Beim 4:2-Sieg gegen Ecuador sammelte Bundestrainer Joachim Löw wichtige Erkenntnisse auf dem Weg zur Weltmeisterschaft nach Brasilien. 30 potenzielle WM-Spieler wünscht er sich.

Für Joachim Löw hat sich die umstrittene USA-Reise schon vor dem Wiedersehen mit Jürgen Klinsmann gelohnt. Nach dem munteren 4:2 (4:1) gegen Ecuador konnte der Bundestrainer gleich einen Strich unter die Debatten über Sinn und Unsinn des Übersee-Trips ohne die Champions-League-Finalisten aus München und Dortmund ziehen. „So eine Reise ist extrem wichtig“, betonte Löw vor der kurzen Busfahrt von Boca Raton zurück ins Quartier der deutschen Nationalmannschaft am Strand von Miami.

Für Löw ist die Tour am Ende einer strapaziösen Saison ein kleiner, aber nützlicher Baustein auf dem Weg zur Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien. „Wir brauchen 30 Spieler, die für die Nationalmannschaft spielen können und nicht nur 15 oder 20. Es kann immer mal Verletzungen oder Veränderungen geben. Wir brauchen auch den Konkurrenzkampf.“

Was die Mischung aus erfahrenen Nationalspielern, Rückkehrern, Reservisten und den Neulingen 54 bis 57 in seiner Amtszeit vor der Minikulisse von rund 5500 Zuschauern im Football-Stadion der „Florida Atlantic University“ bot, hatte dem Trainer überwiegend gefallen. „Die Mannschaft hat es nach wenigen Trainingseinheiten geschafft, als gut funktionierendes Team aufzutreten“, lobte Löw.

Vor allem die furiose Anfangsphase mit den Toren von Lukas Podolski (1./17. Minute) und Lars Bender (4./24.) war ein Hochgenuss, der gegen den Weltranglistenzehnten aus Südamerika so nicht zu erwarten war. „In der ersten Halbzeit haben wir überragend gut Fußball gespielt, unglaublich schnell und zielstrebig“, schwärmte Löw. Das letzte Mal, dass schneller vier Tore fielen, nämlich nach 18 Minuten, war 1986 beim 6:0-Sieg in der WM-Qualifikation gegen Malta.

Podolskis Treffer nach neun Sekunden war das schnellste Tor in der Geschichte der Nationalmannschaft

Podolski erzielte nach nur neun Sekunden sogar das schnellste Tor in allen 873 Länderspielen der DFB-Auswahl. „Das hat uns beflügelt und die Mannschaft mitgezogen“, bemerkte Löw zur Bedeutung des Rekordtreffers. Spielerisch leicht sah danach vieles aus. Die in der Startelf aufgebotenen Debütanten Max Kruse (SC Freiburg) und Sydney Sam (Bayer Leverkusen) wirbelten herzerfrischend mit.

„Es war ein Super-Testspiel für uns. Mit den Neuen war ich absolut zufrieden“, erklärte der Bundestrainer. „Es hat richtig gut geklappt“, freute sich der Noch-Freiburger Kruse. In der Endphase wurden auch noch Philipp Wollscheid (Leverkusen) und Nicolai Müller (Mainz) zu A-Nationalspielern befördert. „Ich habe schon über einige Spieler Erkenntnisse gewonnen“, resümierte der Bundestrainer.

Podolski zum Beispiel gab mit seinen Toren Nummer 45 und 46 in seinem 109. Länderspiel eine deutliche Antwort auf die Einordnung von Teammanager Oliver Bierhoff, der ihm einen „Stillstand“ in seiner Entwicklung im DFB-Team vorgehalten hatte. Extra „angestachelt“ sei er nicht gewesen: „Es wird natürlich jetzt so dargestellt, aber da kann ich direkt den Wind rausnehmen. Das war absolut nicht der Fall.“

Der vielseitige Lars Bender ist eine Größe im Kader geworden, der Hamburger Rückkehrer Marcell Jansen wieder eine Alternative zum Dortmunder Marcel Schmelzer hinten links. Und Torwart René Adler demonstrierte, warum er für die WM 2010 zur Nummer 1 auserkoren war, ehe er sich verletzte und Manuel Neuer seine Chance nutzen konnte. „Überragend gut“, bewertete Löw die Leistung von Adler: „Es waren vier, fünf, sechs Situationen mit klasse Abschlüssen von Ecuador, die nicht immer einfach zu halten waren.“

Adler war da, als bei seinen Vorderleuten die Kräfte schwanden. „Wir sind ein bisschen in Verlegenheit geraten“, gestand Löw - aber aus dem 4:0 wurde kein zweites verrücktes 4:4 wie im vergangenen Jahr in der WM-Qualifikation gegen Schweden. Nur die Schüsse von Antonio Valencia (44.) und Walter Ayovi (84.) konnte auch Adler nicht abwehren. „Es war gut, dass wir ein Polster in die zweite Halbzeit mitgenommen haben, denn da kam ein neuer Gegner dazu, das Wetter“, gestand Lars Bender. „Am Ende zählt der Sieg“, meinte Podolski.

Miroslav Klose und Sven Bender stoßen Freitag zum Team

Vor der Weiterreise nach Washington durften Poldi und Co. am letzten Tag in Florida noch einmal ein paar Stunden entspannen. In der US-Hauptstadt stoßen am Freitag auch Torjäger Miroslav Klose und der Dortmunder Sven Bender zum Team, das dann 21 Spieler umfasst.

Die Neuankömmlinge sollen am Sonntag (20.30 Uhr/ZDF) gegen die USA auch in der Startelf stehen. „Es wird Veränderungen in der Aufstellung geben“, kündigte Löw an. Vor Beginn des Urlaubs, den einige Akteure in Amerika verbringen werden, wünscht sich Löw noch eine kleine Zugabe: „Wir wollen auch das zweite Spiel auf der Reise gewinnen. Das wäre ein toller Abschluss.“ (dpa)

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