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Nationalmannschaft: Der Druck der großen Fußballwelt

Von den drei neuen Nationalspielern erfreut beim Spiel in Hoffenheim nur Tobias Weis den Zuschauer Löw.

Es sind die kleinen Dinge, die verraten, dass Hoffenheim zur Not doch auf vieles vorbereitet ist, was auf der großen Fußballbühne verlangt wird. Da kann Trainer Ralf Rangnick nach 13 Bundesliga-Spieltagen so oft er will erzählen, ihn interessiere all das Gerede von Titeln nicht. Nach dem 3:2 des Tabellenzweiten über den VfL Wolfsburg parlierte der 1899-Coach und frühere Englischlehrer mit chinesischen und japanischen Journalisten auf Englisch. Als die Abordnung der französischen Journalisten ein Problem hatte, kam Assistent Peter Zeidler und bewies, er kennt mehr als die notwendigen Vokabeln, um im Urlaub ein Baguette zu kaufen. Man war ausgelassener Stimmung, denn wieder hatte der Aufsteiger einen Test bestanden. Den, eine gut organisierte Elf wie den VfL Wolfsburg zu bezwingen. "Wir haben gelernt, im Spiel Widerstände zu überwinden", sagte Manager Jan Schindelmeiser. Das wird auch ein Tribünengast erkannt haben: Joachim Löw.

Auf dem Rasen konnte der Bundestrainer drei Profis begutachten, die zum Spiel gegen England am Mittwoch erstmals im Nationalmannschaftskader stehen und "seit Tagen an nichts anderes mehr denken", wie es der Hoffenheimer Tobias Weis ausdrückte. Löw wird gesehen haben, nur einer aus dem Trio der Neuen bestand den Vorabtest, nämlich Mittelfeldkämpfer Weis, der mit der neuen Situation besser zurecht kam als Innenverteidiger Marvin Compper und der Wolfsburger Abwehrmann Marcel Schäfer. "Auch das ist ein Teil einer Entwicklung. Es geht darum einen ganz anderen Druck zu ertragen, den aus dem Umfeld", sagte Schindelmeiser.

Nun standen andere im Fokus. Der Wolfsburger Schäfer fiel kaum auf und hatte wie seine Kollegen seine liebe Mühe gegen den derzeit wohl besten Angriff der Liga. "Wir können heute nicht zufrieden sein", sagte Schäfer. Und Compper zeigte sich nervös, leistete sich Patzer und nötigte Schindelmeiser zur Einschätzung, bei Gegentoren sei man "nicht so souverän" gewesen. Compper schwieg zu seinem schwachen Auftritt.

Als dagegen Punktsieger Weis aus der Kabine kam, sah er, was es heißt, Neu-Nationalspieler zu sein. Ein Heer von Reportern erwartete ihn. Da reichte es noch zu einem Seitenhieb gegen seinen Ex-Klub. "In Stuttgart war ich immer kurz davor, zu einem Bundesligaeinsatz hat es nie gereicht. Hier spüre ich Vertrauen", sagte Weis. Rangnick zieht bei solchen Aussagen die Brauen hoch und fordert mehr Gelassenheit. "Das Wichtigste ist, dass die Jungs ihre Unbekümmertheit behalten", sagt er. Das hatten sich auch die Reporter aus Asien und Frankreich notiert, die vorher noch nach baldigen Spielen gegen Manchester United und den FC Barcelona gefragt hatten.

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