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Nationalmannschaft: Die Neuen: Vom Fanblock in den Kader

Bei der WM 2006 saß Tobias Weis im Deutschland-Trikot in Berlin auf der Tribüne und drückte der DFB-Elf die Daumen. Beim Spiel gegen England am Mittwoch in Berlin ist er wieder dabei: als Spieler.

Im Sommer 2006, als die Sonne über Deutschland fünf Wochen am Stück schien und Fußball so wichtig war wie sonst nichts, ist Tobias Weis schon mal in Berlin gewesen. Er spielte damals bei den Amateuren des VfB Stuttgart in der Regionalliga, und der Kollege Timo Hildebrand von den Profis hatte ihm Karten besorgt für das WM-Viertelfinale zwischen Deutschland und Argentinien. Weis trug ein Deutschland-Trikot „aber ohne Namen hinten drauf“, und dann hat er 120 Minuten plus Elfmeterschießen gezittert mit seiner Mannschaft. Nicht einmal zweieinhalb Jahre später trifft sich die Nationalmannschaft wieder in Berlin, und auch dieses Mal ist Weis dabei. Nicht als Fan, sondern als einer von denen, die er damals bejubelt hat. „Ist schon seltsam, wie schnell das alles gegangen ist“, sagt der kleine Mittelfeldspieler vom Bundesligaaufsteiger 1899 Hoffenheim.

Tobias Weis ist einer von drei Neulingen, die Bundestrainer Joachim Löw für das Spiel gegen England nominiert hat. Verteidiger Marvin Compper hat wie sein Hoffenheimer Kollege bei der Sensationsmannschaft im Südwesten auf sich aufmerksam gemacht, der gleichfalls defensive Marcel Schäfer fiel dem Bundestrainer durch starke Partien für den VfL Wolfsburg ins Auge. Alle drei sind sie 23 Jahre alt und, genau, Deutschland-Fans. Schäfer hat 2006 die WM-Spiele in München im deutschen Trikot verfolgt. Compper saß in Mönchengladbach vor dem Fernseher, er fieberte wegen seines französischen Vaters auch ein wenig mit den Franzosen, aber natürlich trug auch er Schwarz-Weiß, übrigens ein Originaltrikot aus seiner Zeit als Junioren-Nationalspieler.

Den offensivsten Anspruch der drei Premierengäste im Hotel Hyatt am Potsdamer Platz formuliert Tobias Weis: „Über ein paar Minuten Einsatzzeit würde ich mich riesig freuen.“ Das klingt bescheiden und ist doch unendlich viel im Vergleich zu der Perspektive, die sein einstiger Klubkollege Timo Hildebrandt mittlerweile hat. Der Mann, der Tobias Weis 2006 die Karten für das Argentinien-Spiel besorgte, zählt längst nicht mehr zum Kader der Nationalspieler und ist in seinem Klub Valencia nur noch dritte Wahl.

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