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Nationalmannschaft: "Es geht um Business, nicht nur um Traditionen"

DFB-Präsident Zwanziger über alte Adidas- Schuhe, lockende Nike-Millionen und den Streit zwischen Oliver Bierhoff und Karl-Heinz Rummenigge.

Herr Zwanziger, in welchen Schuhen haben Sie früher Fußball gespielt?

In Adidas natürlich. Es gab auch Puma, und wir haben in unserer Jugendmannschaft heftig gestritten, welcher Schuh der bessere ist. Das war in den Fünfzigerjahren, es gab erste Kunststoffschuhe und Schraubstollen. Ich habe beide Marken probiert, Nike gab es ja noch nicht.

Sie können also einen Spieler verstehen, der sagt: Mir drückt mein Adidas-Schuh?

Bei Sportgeräten ist es doch so: Wenn du dich an eins gewöhnt hast, wechselst du ungern. Wenn man 34 Bundesligaspiele, 10 internationale und 20 Freundschaftsspiele pro Jahr in Nike absolviert, ist es vielleicht psychologisch schwierig, bei fünf Länderspielen in Adidas zu spielen. Da ist sicher Aberglaube dabei, aber natürlich geht es den Spielern auch ums Geld.

Nike hat dem Deutschen Fußball-Bund ein Angebot vorgelegt, ab 2011 als neuer Hauptsponsor 50 Millionen Euro jährlich zu zahlen. Von Adidas bekommen sie derzeit knapp 10 Millionen. Wie schwer fällt Ihnen die Vorstellung, die schwarz-weiße Nationalelf in Nike-Sachen zu sehen?

Ein Wechsel fällt mir sehr schwer, wenn ich unsere bewährte Zusammenarbeit betrachte. Andererseits muss ich in die Zukunft schauen. Wenn es dadurch möglich ist, 1000 Bolzplätze im Jahr zu bauen und damit Kindern und Jugendlichen an der Basis Fußball zu vermitteln, fällt mir ein Wechsel leichter. Natürlich sollte man sich eine Trennung von einem langjährigen Partner drei Mal überlegen. Das tun wir mit Adidas. Aber der Partner muss auch die Entwicklung der Zeit sehen und sich entsprechend einbringen.

Haben Sie das auch Adidas-Chef Herbert Hainer erzählt?

Unsere Gespräche sind offen und gut. Herr Hainer konnte lange Zeit damit rechnen, dass der Vertrag mit uns über 2010 hinaus verlängert wird. Weder er noch ich konnten ahnen, dass uns ein Angebot in dieser Größenordnung erreicht.

Jetzt hat er Ihnen auch noch das Kuvert gebracht mit dem Nike-Angebot.

Er kam in mein Büro und sagte zu mir: Die Nike-Leute haben mich gebeten, Ihnen das zu bringen, damit es auch persönlich bei Ihnen ankommt. Er hat auch gesagt, dass er die Zahlen des Angebots nicht kenne, man ihm aber gesagt habe, dass es um eine beachtliche Dimension gehe.

Hat Oliver Bierhoff alles richtig gemacht?

Aus meiner Sicht hat Oliver Bierhoff alles richtig gemacht. Wenn er sich als Teammanager der Nationalmannschaft einbringt, kann ich nichts dagegen haben. Er nimmt an den Verhandlungen ja nicht teil.

Wann findet Ihr Schlichtungsgespräch mit Rummenigge und Bierhoff statt?

Das würde ich mir schnell wünschen, spätestens in 14 Tagen. Aber ich sehe auch, dass da zunächst bei beiden die Bereitschaft vorhanden sein muss. Das braucht manchmal etwas mehr Zeit.

Das Gespräch führten Robert Ide und Michael Rosentritt. (Tsp)

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