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Lahm

© dpa

Nationalmannschaft: Im Zweifel zuversichtlich

Die Nationalelf lässt sich von Ausfällen nicht irritieren. Allerdings bedeutet der Ausfall von Philipp Lahm eine herbe Schwächung - hatte er sich doch gerade im defensiven Mittelfeld eingelebt.

Wie sehr sich die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in den vergangenen Jahren verändert hat, ist am besten an Kleinigkeiten zu beobachten. Hans-Dieter Flick, der Assistent von Bundestrainer Joachim Löw, wurde dieser Tage nach den Personalplanungen für das EM-Qualifikationsspiel gegen Wales gefragt, und seine Antwort lautete: „Vorne im Sturm haben wir wirklich großes Potenzial.“ Irgendwie war es typisch, dass Flick nur das Positive erwähnte. Alle negativen Nachrichten, die Personalprobleme im Mittelfeld, die Sorgen um Torhüter Jens Lehmann, blendete er einfach aus. Die Nationalmannschaft ist eben jetzt im Zweifel zuversichtlich.

Dass sie das allen Rückschlägen zum Trotz immer wieder schafft, ist geradezu bewundernswert. Am Abend vor der Abreise nach Cardiff erwischte es auch noch Philipp Lahm. Bei einem Zweikampf im Training zog er sich eine Innenbanddehnung im Knie zu, der Münchner fehlt heute gegen Wales. Im Vergleich dazu ist es fast schon eine Lappalie, dass Mario Gomez gestern wegen leicht erhöhter Temperatur das Abschlusstraining ausfallen ließ. Der Stürmer soll heute wieder fit sein.

Lahms Ausfall aber trifft Bundestrainer Löw hart. Der ausgebildete Außenverteidiger war wie vor zwei Wochen im Wembleystadion für die Position im defensiven Mittelfeld vorgesehen – als Vertreter des verletzten Torsten Frings. Oliver Bierhoff, der Manager der Nationalmannschaft, hatte nicht den Eindruck, als ob der Trainerstab sofort eine Lösung für das neue Problem parat gehabt hätte. „Das war für uns alle schon ein Schock“, sagte Innenverteidiger Christoph Metzelder. Aber die Schockwirkung hielt nicht lange vor. Dann spielt eben der Vertreter des Vertreters, wahrscheinlich der Leverkusener Simon Rolfes. „Wir haben auf jeder Position Alternativen“, sagt Metzelder.

Oliver Bierhoff konnte sich „einen kleinen Hinweis auf das oft kritisierte Duisburg-Spiel“ nicht verkneifen. Im März bot Löw in der MSV-Arena gegen Dänemark eine Art Zweitbesetzung auf, Deutschland B verlor 0:1, und Löw musste sich anschließend vorhalten lassen, die gute Stimmung leichtfertig aufs Spiel gesetzt zu haben. Inzwischen ist er voll rehabilitiert. Aus der Duisburger Startelf sind sechs Spieler auch heute Kandidaten für einen Platz in der Anfangsformation: Marcell Jansen, Roberto Hilbert, Piotr Trochowski, Simon Rolfes, Thomas Hitzlsperger und Kevin Kuranyi. „Wir haben sehr gute Leute, die nachkommen“, sagt Torhüter Lehmann.

Das Erstaunliche ist: Im März gegen Dänemark war die Mannschaft in der Tat international noch nicht auf der Höhe, inzwischen gibt es in dieser Hinsicht keine Bedenken mehr. Wer in Wembley ohne Michael Ballack, Torsten Frings, Bastian Schweinsteiger und Miroslav Klose gegen England gewinnen kann, müsste das mit ähnlichem Personalbestand auch gegen Wales hinkriegen. Die Mannschaft ist nicht mehr von Einzelpersonen abhängig. „Wir haben es immer mehr geschafft, das System vor den einzelnen Spieler zu setzen“, sagt Christoph Metzelder. „Wenn der linke Außenverteidiger ausfällt, kommt der nächste linke Außenverteidiger und weiß genau, was seine Aufgabe ist. Für mich ist das der Idealtypus des modernen Fußballs.“

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