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Nationalmannschaft: Löw stellt gegen Holland den Stil über das Ergebnis

Hauptsache, die Spielweise stimmt: Unter Löw hat die Nationalmannschaft die Lust an der Offensive entdeckt, der ästhetische Aspekt hat an Bedeutung gewonnen, und Wagemut wird von den Spielern regelrecht eingefordert.

Hamburg - Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat in diesen Tagen ein bisschen Sponsorenpflege betrieben. Für ihre Pressekonferenzen vor dem Testspiel gegen Holland waren die Spieler und Trainer auf dem Gelände eines Kosmetikkonzerns zu Besuch, genauer gesagt in dessen Forschungszentrum. „Vielleicht ist das kein Zufall“, hat Joachim Löw gestern dazu gesagt. Für den Bundestrainer ist die Nationalmannschaft ja auch eine Art Forschungszentrum, ein Labor für guten Fußball sozusagen.

Von den Ergebnissen seiner Grundlagenforschung ist der Laborleiter Löw durchaus angetan. Das Länderspieljahr 2011 ist so gut wie abgeschlossen, die Zwischenbilanz fällt glänzend aus. „Wir haben eine Konstanz in unseren Leistungen zu verzeichnen, die Integration der jungen Spieler ist forciert worden, und im spielerischen und taktischen Bereich haben wir Fortschritte gemacht“, sagte der Bundestrainer vor dem letzten Länderspiel des Jahres, das „ein großer und interessanter Abschluss werden kann“.

Das liegt auch am Gegner, auf den die Deutschen heute in Hamburg treffen. Der holländische Fußball ist für Löws Projekt so etwas wie ein Vorbild. „Die Holländer sind an Nachhaltigkeit und Beständigkeit kaum zu übertreffen“, sagt der Bundestrainer, „ihre Spielweise ist automatisiert, ihre Denkweise fast ausschließlich in die Offensive gerichtet.“ Etwas Ähnliches schwebt Löw auch für seine eigene Mannschaft vor. Das Resultat im Spiel gegen die Holländer, früher immerhin ein Duell von höchstem Prestige, ist für den Bundestrainer daher „vielleicht nicht das Allerwichtigste“. Wenn er sehe, dass die Mannschaft seine Vorgaben beherzige, dass sie ein gutes Spiel mache, „dann werde ich mit einer Grundzufriedenheit in die Kabine gehen“.

Unter Löw hat die Nationalmannschaft die Lust an der Offensive entdeckt, der ästhetische Aspekt hat an Bedeutung gewonnen, und Wagemut wird von den Spielern regelrecht eingefordert. „Mir ist es lieber, man gewinnt mal 4:2 oder spielt 3:3 wie in der Ukraine als immer nur 0:0 oder 1:1“, sagt Löw.

So verschwimmen im globalisierten Fußball die Grenzen. Die Nationalmannschaft spielt inzwischen fast ein bisschen holländisch, die Holländer hingegen sind unter Bert van Marwijk entschieden deutscher geworden. „Ich habe mir die Deutschen zum Vorbild genommen“, sagt der Bondscoach. „Wie sie will ich auch schlechte Spiele gewinnen.“ Joachim Löw arbeitet längst daran, dass seine Mannschaft gar nicht mehr schlecht spielen kann. Stefan Hermanns

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