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Grund zum Feiern. Dennis Endras wurde bei der WM zum besten Spieler gekürt.

© dapd

Nationaltorhüter Endras im Interview: "Die Eisbären wissen, was letzte Saison passiert ist"

Dennis Endras, 25, gilt als das größte Torwarttalent im deutschen Eishockey. Am Freitag spielt er mit den Augsburger Panthern gegen die Eisbären, die sein Team vorige Saison im Play-off-Viertelfinale rausgeworfen hat.

Dennis Endras, das Stadion ihrer Augsburger Panther wird gerade umgebaut. Sie spielen in dieser Saison also auf einer Baustelle, das passt ein bisschen zu Ihrer eigenen Situation, oder?

Ich empfinde es nicht als Baustelle, weil ich mich nur damit beschäftige, was im Moment anliegt, von allem anderen werde ich mich nicht verrückt machen lassen. Meine Erfahrung ist, dass man nicht planen kann, weil dann doch wieder was dazwischen kommt. Von daher genieße ich jetzt die Zeit in Augsburg.

Vor kurzem haben Sie mit Ihrem künftigen Arbeitgeber Minnesota Wild aus der National Hockey League (NHL) in Finnland trainiert. Nun sind sie wieder bei den Augsburger Panthern in der Deutschen Eishockey-Liga, die Sie nach der Saison dann Richtung USA verlassen werden. Wie lebt es sich mit diesem Hin- und her?

Klar sind es irgendwie zwei Welten, am Freitag mit einem NHL-Klub in Helsinki zu trainieren und dann am Sonntag in Iserlohn auf dem Eis zu stehen. Die drei Tage mit den Minnesota Wild waren ein Traum, dann ging es zurück in die Realität. Ich habe mich bemüht, mich in Helsinki mit guten Trainings auf Iserlohn vorzubereiten, dann fällt das Umschalten nicht so schwer.

Bei der Weltmeisterschaft im Mai wurden Sie als bester Spieler des Turniers  ausgezeichnet, daraufhin kam das Angebot aus Minnesota, seit dieser Woche gibt es ihr Trikot mit der 44 im Fanshop der Wild. Ein rasanter Aufstieg für einen Eishockey-Torhüter, der vor drei Jahren noch bei den Ravensburg Tower Stars in der Zweiten Liga beschäftigt war, oder?

Die verkaufen Trikots mit meinem Namen? Das ist ja cool! Ich finde es immer noch unfassbar, meinen Namen auf deren Homepage zu lesen. Das ist ein Wahnsinn, und ich kann noch gar nicht richtig realisieren, was da in den letzten drei Jahren passiert ist. Wenn ich jetzt so was wie mit dem Trikot im Fanshop höre – ich freue mich jeden Tag mit so was aufwachen zu dürfen.

Bei den Minnesota Wild hat der Chef-Scout des Klubs nach Ihrer Verpflichtung verlautbart, dass sie das Zeug hätten, die Nummer eins in einem NHL-Klub zu werden. Wie sind Ihre Eindrücke aus den ersten Begegnungen mit Ihrem künftigen Arbeitgeber?

Ich bin gut aufgenommen worden, aber es waren ja nur drei Tage und ich war für die Mannschaft ja ganz neu. Aber die Situation für Torhüter ist schon besonders, weil immer nur einer spielen kann, von daher ist man einfach Konkurrent.

Wie sehen Sie Ihre Perspektiven in Minnesota?

Ich hoffe nicht, da die Nummer zwei zu werden. Klar ist das die NHL, aber ich werde auch dort versuchen, meine Ziele zu erreichen, und das Ziel ist sicher nicht, 80 Spiele auf der Bank zu sitzen. Ich werde Geduld brauchen, aber ich will spielen.

Bei der Weltmeisterschaft im Mai sind Sie mit der deutschen Mannschaft Vierter geworden. Glauben Sie, dass das ein positiver Ausrutscher war oder kann sich langfristig Erfolg einstellen für das deutsche Eishockey?

Es ist alles so nah zusammen. Gegen Dänemark lagen wir 0:1 zurück, wenn die Dänen dann bei einer 5:3-Überzahl das 0:2 gemacht hätten wären wir vielleicht in die Abstiegsrunde gekommen. Es ist ein schmaler Grad zwischen Erfolg und den Deppen der Nation. Aber wir sollten nicht vergessen, was wir im Mai erreicht haben, das sollte uns Selbstvertrauen geben.

Braucht das deutsche Eishockey Stars? Und könnte Dennis Endras einer werden?

Ich denke man braucht Charaktere, Gesichter, die auf der Straße wiedererkannt werden. Einen Oliver Kahn oder Miroslav Klose kennt jedes Kind, mit ihnen kann man eine Sportart besser vermarkten, was wiederum auf dem Weg ins Free-TV hilft. Ob ich so einer werden kann? Ich hoffe es und wäre es gerne, aber es gibt auch genug andere, die das Potential haben.

Werden Sie denn außerhalb von Eisstadien mittlerweile erkannt?

Absolut. Wir haben beispielsweise mit der Mannschaft wie jedes Jahr einen Ausflug aufs Münchner Oktoberfest unternommen. Ich bin irgendwann nach Hause gefahren, weil es mir zuviel wurde. Man freut sich über das Interesse, aber bei so einem Ausflug mit der Mannschaft will man eigentlich mal das Eishockey vergessen, und das war so nicht möglich.

Fällt es Ihnen angesichts des gesteigerten öffentlichen Interesses an Ihrer Person manchmal schwer, sich auf das Wesentliche, Ihren Sport, zu konzentrieren?

Ich freue mich so auf die Spiele, dass mir gar nichts schwer fällt. Ich kann eigentlich ganz gut abschalten, und wenn mir was zu viel wird sag ich’s einfach ab.

Sie haben den Eisbären die vergangene Saison gehörig verdorben, indem sie die Eisbären im Viertelfinale rauswerfen konnten. Was erwarten Sie für das Spiel am Freitag in Berlin? 

Es wird in jedem Fall etwas Besonderes sein, in die Halle zurück zu kommen. Für die paar Jungs in unserer Mannschaft, die letztes Jahr schon dabei waren, war das mit Sicherheit das Highlight ihrer Karriere – bis auf den Finaleinzug natürlich. Aber von den Erinnerungen können wir uns nichts kaufen. Die Berliner Spieler wissen, was letzte Saison passiert ist, und deshalb werden sie besonders motiviert sein.

Die Fragen stellten Michael Klein und Claus Vetter.

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