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Sport: NBA auf Reisen

Doch beim Gastspiel der US-Basketballliga in Köln mangelt es an Interesse

Wenn deutsche Jugendliche an die National Basketball Association (NBA) denken, träumen sie von muskelbepackten Supermännern, die – der Schwerkraft trotzend – durch Raum und Zeit fliegen. Die US-Profi-Liga ist in Sachen Basketball Inbegriff der Spitzenklasse. Daran ändern auch die wenig ruhmreichen Auftritte des Teams USA wenig: Spieler wie Allen Iverson oder Amare Stoudamire werden nicht nur von Jugendlichen vergöttert. Davon geht man auch in Köln aus. Dort gipfelt heute und morgen die bisher größte gemeinsame Werbe-Tour von NBA und Euroleague: In einem transatlantischen Turnier treffen zwei NBA-Teams (Philadelphia und Phoenix) auf zwei Euroleague-Klubs (Moskau und Tel Aviv). Doch die Resonanz ist bislang noch eher verhalten.

Bernd Assenmacher, teilhabender Geschäftsführer der Kölnarena, erwartet für beide Tage „mehr als 23 000 Zuschauer“. Das ist wenig, weist doch der Kölner Entertainment-Tempel eine Kapazität von 18 500 Plätzen auf. Dennoch glaubt Assenmacher, dass sich mit der NBA in Europa Geld verdienen lässt. Über die entrichtete Garantiesumme schweigt er sich aus, ebenso über die Freikartenaktion an diversen Kölner Sportinstitutionen.

Jan Pommers Büro liegt nur einen Steinwurf entfernt von der Kölnarena. „Ich freue mich auf gute Basketballspiele“, sagt der Geschäftsführer der Basketball Bundesliga (BBL). „Auch weil sie zeigen können, dass die NBA nicht immer das Maß aller Dinge ist.“ Allzu viel Begeisterung schwingt nicht mit in seiner Stimme. Zwar sagt Pommer: „Events beeinträchtigen uns nicht.“ Doch ein dauerhafter Aufenthalt des Marketing-Riesen NBA ließe die BBL zwergenhaft erscheinen. Folglich findet am Mittwoch ein kompletter BBL-Spieltag statt. „Es wäre verkehrt zu denken, dass an diesem Tag alle Räder stillstehen müssen“, so Pommer.

Das reservierte Verhalten der BBL könnte ein Grund für das ernüchternde Zuschauerinteresse sein. Ein anderer sind Eintrittspreise, die von 39 bis 230 Euro reichen – pro Tag. Hinzu kommt die Erkenntnis, dass das Bild der Überliga Risse bekommt. So besiegte in der vorigen Woche ZSKA Moskau die LA Clippers und Barcelona bezwang Philadelphia. Barcelonas Trainer Dusko Ivkovic hatte nachher gar den Eindruck, „dass die Herausforderungen in der spanischen Liga größer sind“. Etwas hinkt der Vergleich, da die Europäer bereits im Ligabetrieb stecken, die Amerikaner dagegen erst mit der Saisonvorbereitung begonnen haben.

Überlegungen, die NBA permanent in Europa sesshaft zu machen, erscheinen derzeit unwahrscheinlich.

Liga-Boss David Stern sagt: „Die Frage ist, wann wird es fünf Teams mit fünf Arenen und fünf Besitzern geben, die in der Lage sind, 400 Millionen Dollar aufzubringen?“ Dafür gebe es keinen Zeitplan – die nötigen Fans wohl auch nicht.

Eine europäische NBA wird wohl noch für einige Zeit ein Kindertraum bleiben. Kölns Meistertrainer Sasa Obradovic sagt: „Es gibt Wichtigeres.“ Damit meint er die Bundesligapartie morgen Abend. In Frankfurt geht es um zwei Punkte – die sind ganz real.

Martin Fünkele[Köln]

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