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NBA: Begeisterung für die Comic-Figur

New Orleans liebt Hornets-Star Chris Paul

Dirk Nowitzki und seine Dallas Mavericks waren heilfroh, als sie Mitte der vergangenen Woche wieder von New Orleans nach Texas fahren durften. Zuhause, das betonte Dirk Nowitzki beschwörend immer wieder, werde bestimmt alles besser. Schließlich haben die Mavericks in Dallas zum letzten Mal vor zehn Jahren gegen die Hornets aus der noch immer von Hurrikan Katrina gezeichneten Stadt verloren. In New Orleans gingen die Mavs jedoch zum Auftakt der Play-offs in der amerikanischen Basketball-Profiliga zweimal unter. „Wir sind ausgespielt, ausgetrickst und niedergekämpft worden“, sagte Maverick Jason Terry danach deprimiert. Das dritte Spiel der „Best of Seven“-Serie gewannen die Mavericks in der Nacht zu Sonnabend allerdings 97:87, Nowitzki überragte mit 32 Punkten, 19 Rebounds und sechs Assists. Damit steht es nur noch 2:1 für die Hornets, heute kann Dallas die Serie ausgleichen.

Auf dem Parkett der New Orleans Arena hatten die Mavericks noch völlig ratlos gewirkt. Im ersten Spiel versuchten sie erfolglos, den erst 22 Jahre alten Star der Hornets, Chris Paul zu stoppen, Paul warf 32 Punkte. In der zweiten Partie versuchten sie daraufhin – wiederum erfolglos – Paul zu isolieren und seine Mitspieler auszuschalten. Die Mavericks fanden einfach keine Lösung für das Rätsel Chris Paul. Erst in Spiel drei gelang es Dallas endlich, Pauls Kreise zu stören, er erzielte nur 16 Punkte.

Trotzdem mausert sich der nur 1,83 Meter große Paul, der erst seine dritte Profi-Saison spielt, in den Play-offs endgültig zum Superstar der NBA. Experten erkoren ihn in der vergangenen Woche zum Top-Favoriten für den Titel des MVP, des wertvollsten Spielers der Liga (und damit zum Nachfolger von Nowitzki). „Er tut Dinge, die eigentlich unmöglich sind“, schrieb Rob Peterson auf NBA.com. „Er ist wie eine Comic-Figur, die einfach durch feste Gegenstände hindurch geht.“ Zweifach-MVP Steve Nash von den Phoenix Suns, mit dem Paul oft verglichen wird, stimmte zu: „Paul ist definitiv an der Spitze der Liste.“ Am beeindruckendsten an Paul ist, wie souverän er mit seinen 22 Jahren sein Team durch schwere Zeiten geführt hat.

Noch zu Beginn der Saison sah es äußerst trübe aus für die Hornets. Sie waren gerade erst nach dem Hurrikan aus ihrem zeitweiligen Exil in Oklahoma City nach New Orleans zurück gekehrt und hatten dort keine Fan-Basis. Zu den ersten Spielen kamen im Schnitt gerade einmal 9000 Zuschauer. Hornets-Besitzer George Shinn wusste, dass es schwer werden würde, in New Orleans wieder Fuß zu fassen und knüpfte seine Rückkehr deshalb an mehrere Bedingungen: Zum einen an eine sieben Millionen Dollar Subvention durch den Staat Louisiana; zum anderen daran, dass die Hornets bis zum Saisonende im Schnitt mehr als 14 735 Zuschauer in die New Orleans Arena locken. Das schien zunächst utopisch – doch dank Chris Paul hatten die Hornets die Marke schon kurz vor Beginn der Play-offs erreicht. Und nicht nur das – Paul hat in der geschundenen Stadt eine Basketball-Begeisterung ausgelöst.

Für die kommende Saison haben alleine in der vergangenen Woche 1500 neue Fans Dauerkarten gelöst, im Fanshop, dem „Hornets-Nest“ bricht sein Trikot mit der Nummer drei täglich neue Verkaufsrekorde. Die Sports-Bars sind voll, wenn die Hornets spielen. Über all das macht sich Chris Paul nicht allzu viele Gedanken: „Ich gehe auf den Platz, versuche Spaß zu haben und hoffe, dass sich alles andere von alleine regelt.“ Das Grübeln über seinen Erfolg überlässt er anderen. Dirk Nowitzki und den Dallas Mavericks zum Beispiel.

Sebastian Moll[New York]

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