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Er will kein Schurke mehr sein. LeBron James (r.) von den Miami Heat schlägt vor dem Saisonstart leise Töne an.

© Reuters

NBA-Saisonstart: Vor Auftaktspiel gegen Nowitzkis Mavs: LeBron James gibt sich kleinlaut

Mit Verspätung: Am ersten Weihnachtstag startet die stärkste Basketball-Liga der Welt unter anderem mit der Neuauflage des Vorjahresfinales Dallas gegen Miami.

Berlin - Vor einem Jahr saß ein ganz anderer Mann vor den Reportern in Miami. LeBron James versprach mit seinen Teamkollegen Dwyane Wade und Chris Bosh feixend Meisterschaften in Serie, zuvor war sein Wechsel zu den Heat in einer pompösen Fernsehshow mit dem bedeutungsschweren Titel „The Decision“ verkündet worden. „Letztes Jahr wollte ich allen beweisen, dass sie falsch liegen, dass sie mich noch mögen“, sagt LeBron James nun mit reumütigen Rehaugen. Als der zeitweise meistverachtete Basketballer auf diesem Planeten weiterspricht, bricht seine Stimme fast: „Du versuchst so viel und vergisst dabei, wer du bist und wie du dorthin gekommen bist.“

Es ist eine neue Charmeoffensive, die der wohl talentierteste Spieler der NBA in den Tagen vor dem verspäteten Saisonbeginn am ersten Weihnachtstag startete. Und es sind nicht nur die Miami Heat und LeBron James, die nach dem unter Häme verpassten Titel im Vorjahr eine Imagekorrektur vornehmen müssen – es ist die ganze Liga. Fünf Monate Arbeitskampf haben nicht nur an den Nerven der Fans gezerrt, der Streit der Milliardäre (Teambesitzer) gegen Millionäre (Spielergewerkschaft) hat auch dem Ansehen des Basketballs in den USA großen Schaden zugefügt. Um wieder Sympathien zurückzugewinnen, wäre ein Vorzeige-Star hilfreich. Einer mit Fähigkeiten wie LeBron James.

Im Frühjahr hatte der Modellathlet noch andere Töne gespuckt. „Ich habe die Rolle des Bösewichts akzeptiert, es ist okay für mich“, sagte James vor den Play-offs. „Wir genießen es, die Schurken zu sein.“ Fortan wurde sein Team in fremden Hallen noch lauter ausgebuht als bis dato ohnehin schon. Nach der 2:4-Finalniederlage gegen die Dallas Mavericks um Dirk Nowitzki war in einigen Zeitungen von „LeNone“ James die Rede – weil der Mann aus Ohio weiter ohne Titel dastand. Die Abneigung der NBA-Fans außerhalb Miamis „hat mich zu jemandem gemacht, der ich eigentlich nicht bin“, sagte James nun in einem Interview mit dem Sender ESPN. „Es hat sich nicht gut angefühlt, überall wie ein Bösewicht behandelt zu werden.“ Das selbst verschuldete Imageproblem will der bald 27-Jährige mit guten sportlichen Leistungen bekämpfen. „Ich werde mein Spiel sprechen lassen“, verspricht James. Vor allem muss er zeigen, dass er die Pause genutzt hat, um an seinem Wurf und seiner Nervenstärke zu arbeiten. Und nicht nur an spektakulären Dunkings, wie zuletzt in Werbespots zu sehen war.

Am ersten Weihnachtsfeiertag hat er Gelegenheit dazu. Wenn die Spielzeit 2011/12 am 25. Dezember nach 149 Tagen Tarifstreit mit zweimonatiger Verspätung beginnt, kommt es direkt zur Neuauflage des Vorjahresfinals: Dallas empfängt Miami. Noch so eine Imagemaßnahme der Liga. Mit der geballten Basketball-Ladung an Weihnachten soll die Aufmerksamkeit der Sport-Öffentlichkeit zurückgewonnen werden, auch die weiteren Spiele, unter anderem mit den Bulls, Lakers, Celtics, Knicks und Thunder, sind ein Versöhnungsangebot. Die Teams gehören wie Miami und Dallas zum weiteren Favoritenkreis. Einen klaren Favoriten gibt es in dieser Saison nicht, dafür war die kurze Vorbereitung mit vielen Wechseln zu chaotisch.

Am spektakulärsten war der Tausch des begehrten Spielmachers Chris Paul. Für ihn wurde unter anderem der deutsche Nationalcenter Chris Kaman von den Los Angeles Clippers zu den New Orleans Hornets verschifft. Da die defizitären Hornets zurzeit keinen eigenständigen Besitzer haben und von der Liga verwaltet werden, hinterließ der Deal bei vielen Fans einen unangenehmen Beigeschmack. Denn die NBA unterband zuvor einen Wechsel Pauls zu den landesweit beliebten Lakers, erlaubte aber den Transfer zum Lokalrivalen Clippers. Dabei will die Liga nur weitere Superstar-Ballungen wie in Miami verhindern. Dort freut man sich hingegen, die Buhmann-Rolle vielleicht bald ganz an die Manager an der Ligaspitze abzutreten.

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