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Viel Aufregung, wenig Geld. Trainer Mirco Culic hat Zukunftsängste.

© picture-alliance / Eibner-Presse

Netzhoppers Königs Wusterhausen: Überlebenskampf ohne Rettungsnetz

Die Netzhoppers Königs Wusterhausen sind pleite – nun droht dem Volleyballklub der Lizenzentzug, weil der Hauptsponsor abgesprungen ist. Die Netzhoppers können bis jetzt nicht nachweisen, dass sie die Saison finanziell überstehen werden.

Mal grundsätzlich gesehen: Mirco Culic hat gar kein so großes Problem mit dem Kampf um die sportliche Existenz. „Wir kämpfen seit fünf Jahren ums Überleben“, sagt der 49-Jährige. Und: Es hat noch immer geklappt. Die Netzhoppers Königs Wusterhausen, das Team von Trainer Culic, ist immer noch in der Volleyball-Bundesliga. An Geld hat’s oft gemangelt, irgendwie wurstelte sich der Klub trotzdem durch.

Aber jetzt kommt zum ritualisierten Überlebenskampf „noch dieser Schlag“ (Culic). Was heißt Schlag? Es sind Schläge. Die Deutsche Volleyball-Liga (DVL) hat den Netzhoppers gerade vier Punkte abgezogen, dabei hat die Saison erst am vergangenen Montag begonnen. Außerdem verweigert die DVL dem Polen Kamil Ratajczak und dem Tschechen Jakub Rybnicek die Spielerlaubnis. Beim ersten Saisonspiel der Netzhoppers gegen Düren mussten ihre Ausländer zuschauen. Düren gewann 3:1.

Und das alles nur, sagt Culic, „weil der Verein seine Hausaufgaben nicht gemacht hat“. Er hat ziemlich viel liegen lassen, der Verein. Zum Beispiel „hat er Mängel im wirtschaftlichen Lizenzierungsverfahren nicht geheilt“, sagt der DVL-Vorsitzende Hans Evers. Im Klartext: Die Netzhoppers können bis jetzt nicht nachweisen, dass sie die Saison finanziell überstehen werden. Außerdem hat der Klub Transfergebühren noch nicht bezahlt, deshalb die Spielsperre für die Ausländer. Die DVL hat eine letzte Frist gesetzt. Bis 1. November müssen alle Unterlagen vorhanden sein. Sonst droht der Lizenzentzug.

Im Februar, sagt Netzhoppers-Geschäftsführer Michael Kahl, habe der Klub einen Vertrag mit einem Hauptsponsor unterschrieben. Doch der bezahle nicht, „das ist das Hauptproblem“. Der Schaden liege im sechsstelligen Bereich. Weitere Probleme kämen hinzu. „Wir haben zehn kleinere Sponsoren, die weniger bezahlen als früher. “ Dazu drücken den Verein noch Schulden aus der vergangenen Saison. Schon damals, sagt Kahl, seien Spieler, der Trainer und sogar er selbst nicht vollständig bezahlt worden. Ohne die Sponsorenprobleme „hätten wir uns problemlos selber aus dem Dreck ziehen können“.

Der Netzhoppers-Vorstand hat jetzt einen Sparplan ausgearbeitet. Rückzahlungstermine werden nach hinten geschoben, mit Schuldnern wird verhandelt, dass Gelder später als geplant fließen sollen. Und neue Sponsoren werden natürlich auch gesucht. Andererseits: Weil die Netzhoppers schon in der vergangenen Saison in finanzieller Hinsicht aufgefallen sind, ist die DVL derzeit besonders hellhörig, das gibt auch Kahl zu. Die nötigen Unterlagen würden gerade zusammengestellt, sagt Kahl. Aber weil sich ein neuer Steuerberater einarbeite, verzögere sich alles.

Doch selbst wenn die DVL-Papiere vorliegen hat, ist das noch kein Grund zur Entwarnung. „Dann wird sie prüfen, ob wir die Saison finanziell durchstehen. Die Frage wird sein, ob das mit unseren Schulden geht.“ Genügend Geld, um die Saison zu überstehen, ist derzeit nicht da, das räumt Kahl ein. Also stecken sie tief drin im Dreck, die Netzhoppers, und  Culic registriert verärgert, „dass ich jetzt blöd vor den Spielern dastehe“. Immerhin: „Die sind alle hoch motiviert.“

Dann ist ja gut. Am Sonntag spielen die Netzhoppers zu Hause gegen Mitteldeutschland. Ohne Ausländer? „Ohne Ausländer“, sagt Kahl.

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