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Sport: Neue Impulse, die niemand braucht

Unions heutiger Gegner 1860 München zerlegt sich wieder einmal selbst.

München - An normalen Tagen bringt Verantwortliche und Fans des TSV 1860 München so eine Nachricht auf die Palme, aber normal ist ja nichts in dieser Woche: Lothar Matthäus hat sich am Mittwoch als Trainer der Löwen ins Gespräch gebracht. Und dass selbstverständlich mit der Aussage, dass er „sicher nicht“ derjenige sei, der sich selbst als Trainer ins Gespräch bringe. Das ist rhetorisch frech, und außerdem ist Matthäus eine vergangene Größe des verhassten Lokalrivalen FC Bayern, aber aufregen wollte sich keiner. Es gab ja auch genug andere Aufreger vor der Partie gegen den 1. FC Union am heutigen Samstag: Trainer Reiner Maurer ist entlassen, Hamadi Iraki, Münchner Statthalter des arabischen Großinvestors von 1860, ist am Dienstag von seinen Ämtern zurückgetreten. Und dann ist da noch die Geschichte mit dem ehemaligen englischen Nationaltrainer Sven-Göran Eriksson, der bei der letzten Partie im Stadion saß. Ein in sich ruhender Verein sieht anders aus.

Dabei hatte 1860 mit sieben Spielen ohne Niederlage den besten Saisonstart seit dem Abstieg in die Zweite Liga 2004 hingelegt. Die Fans waren zufrieden, und der erste arabische Investor im deutschen Fußball, Hasan Ismaik aus Abu Dhabi, der sich für 18,4 Millionen Euro in den Verein eingekauft hat und 49 Prozent der stimmberechtigten Anteile hält, war es auch. Dann kam ein 0:3 bei Hertha BSC, und die Vertreter des Vereins taten, was Vertreter von 1860 schon immer gut konnten: den Karren so richtig in den Dreck fahren.

Die Spieler grummelten, dass der Trainer ein wenig altbacken spielen lasse. Maurer war ein akribischer Arbeiter, ein bisschen langweilig war er aber auch, die Chefs verteidigten ihn nur halbherzig, am vergangenen Samstag entließen sie ihn mit dem Hinweis, die Mannschaft brauche „neue Impulse“. Da hatte das Team, inzwischen Achter, gerade gegen den 1. FC Köln 0:2 verloren – und auf der Tribüne hatte es sich Eriksson bequem gemacht. Das gab Futter für Spekulationen, aber schon am Sonntag stellte 1860 den neuen Trainer vor, eine deutlich kleinere Lösung: Alexander Schmidt vom Regionalliga-Team, der erst einmal bis Weihnachten walten soll.

Dann könnte Eriksson schon wieder ein Thema sein. Der Schwede kann gut mit dem arabischen Investor, weshalb ein Engagement gar nicht mal so abwegig ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Zunächst muss Ismaik jedoch einen Nachfolger seines Vertreters Iraki finden. Der Investmentbanker, ohne den im Alltagsgeschäft des Vereins praktisch nichts ging, hat einen Job bei einer Bank angenommen. Wer seinen Posten übernimmt, ist noch unklar, weshalb nun sogar die Angst umgeht, dass der Investor aussteigt. Wenigstens in diesem Punkt konnte Geschäftsführer Robert Schäfer die Anhänger beruhigen: Schäfer verwies auf gültige Verträge. Es scheint die einzige Gewissheit zu sein beim TSV 1860 München in diesen Wochen. Florian Fuchs

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