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Sport: Neue Schulden bei alten Freunden

Fußball-Zweitligist 1. FC Union ist wieder einmal in Geldnöten

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin. Freunde in der Not halten zusammen, aber manche Freundschaft zerbricht am Geld. Da hatte also ein warmherziger Mensch dem notorisch klammen Fußball-Zweitligisten 1. FC Union vor längerer Zeit mit einem privaten Darlehen in Höhe von 51 000 Euro aus der Klemme geholfen, rückzahlbar bis zum 31. Dezember 2004. So lautete die Vereinbarung, so stand es auch im Lizenzierungsantrag von Union für die Saison 2003/04. Der Gönner, dessen Namen niemand nennt, hat indes umgedacht. Er fordert sein Geld nun bis spätestens 15. Februar zurück. Über die Gründe des neuen Zahlungstermins kann nur gemutmaßt werden. Der Mann brauche das Geld selber dringend, lautet eine Version. Die andere: Er meutert auf diese Weise gegen den Austausch des alten Präsidiums. Und plötzlich steckt Union in Schwierigkeiten: Noch vom alten Präsidium wurde dem Gönner als Sicherheit für sein Darlehen nämlich ein Teil der Union zustehenden Fernsehgelder abgetreten. Das sei wider alle Fußballregeln, schimpft die für die Lizenzierung zuständige Deutsche Fußball-Liga (DFL).

Jürgen Schlebrowski, der neue Union-Präsident, ist Mitte der Woche bei der DFL vorstellig geworden, um Schaden vom Verein abzuwenden. Ein bisschen ratlos war er da. „Das haben wir nicht zu verantworten. Das waren die Leute, die jetzt nicht mehr im Amt sind“, sagte Schlebrowoski. Es gibt bei Union Überlegungen, im Falle von Sanktionen durch die DFL „die handelnden Personen haftbar zu machen“, so Schlebrowski.

An den von privater Hand zurückgeforderten 51 000 Euro wird Union nicht zerbrechen. „Das Geld kriegen wir zusammen“, sagt Schlebrowski. Es gibt freilich noch einen größeren Posten, den Union der DFL erklären muss. Ex-Präsident Heiner Bertram hatte zwar vor der Saison noch behauptet, die Lizenz für die Zweite Liga ohne Auflagen bekommen zu haben, doch da soll eine Aufforderung seitens der DFL existieren, „das negative Eigenkapital“ dürfe nicht verschlechtert werden. Nun sollen bei Union aber angeblich die Ratenzahlungen an den Unternehmer Michael Kölmel ausgeblieben sein. Kölmel hat mit seinem Unternehmen Sportwelt einst den Klub vor dem Konkurs gerettet und jetzt langfristig Forderungen von insgesamt neun Millionen Euro an den Verein. 800 000 Euro an nicht zurückgezahlten Raten sind bei Union bereits aufgelaufen. Diese Summe hat die DFL über eine Bestrafung nachdenken lassen – vom Punktabzug bis zur Geldstrafe. Union würde aber mildernde Umstände bekommen, weil die Rückzahlung mit Kölmel vor der Kirch-Krise vereinbart worden ist, als das allgemeine Finanzdesaster im Fußball noch nicht absehbar war. 40 000 Euro Strafe standen im Raum.

Schlebrowski sagt, er stehe vor der Lösung des Problems. Er habe mit Kölmel über eine Stundung der 800 000 Euro für eineinhalb Jahre verhandelt. Beide Seiten sind sich nahe gekommen. Unions Präsident stellt dennoch fest: „Es ist eine verdammt schwierige Aufgabe, Union über Wasser zu halten.“

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