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Sport: Neue Sicherheit

Werder Bremen gastiert heute beim FC Barcelona

Schwer zu sagen, wann der Tiefpunkt für Frank Fahrenhorst erreicht war. Vielleicht beim Spiel in Berlin vor sieben Wochen. Da waren Petri Pasanen und Leon Andreasen verletzt, Werders Trainer Thomas Schaaf platzierte aber nicht Fahrenhorst, sondern Mittelfeldspieler Frank Baumann in der Abwehr, aus taktischen Gründen, hieß es. Vielleicht aber auch drei Wochen später in Hannover, als Fahrenhorst erstmals in dieser Saison von Beginn an spielte und prompt die Rote Karte sah: zwei Spiele Sperre. Oder jedes Mal in den vergangenen Monaten, wenn Fans und Reporter nach dem Training auf die Mannschaft warteten und niemand ein Autogramm oder Interview von Frank Fahrenhorst wollte.

Der manchmal etwas schlaksig wirkende Abwehrspieler aus Bochum war 2004 zum Deutschen Meister nach Bremen gekommen, mit Aussicht auf eine Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2006. Doch statt eines Stammplatzes bei Jürgen Klinsmann folgten Verletzungen und Formschwächen. Fahrenhorst fiel aus Werders Kader. Zuletzt schien es nur noch eine Frage der Zeit, wann er Bremen wieder verlassen würde.

Doch nun ist der 28-Jährige zurück in der Mannschaft. Am Samstag gegen Wolfsburg hat er ordentlich gespielt, und wie die Dinge stehen, hat Fahrenhorst heute Abend gute Chancen, etwas zu erleben, um das ihn viele beneiden würden: aufzulaufen im Fußballheiligtum Camp Nou in Barcelona, vor 90 000 Zuschauern, davon 6000 aus Bremen.

„Frank hat eine neue Sicherheit bekommen“, sagt Sportdirektor Klaus Allofs. „Wir haben immer gesagt, dass wir ihn brauchen. Auch wenn der Spieler selbst manchmal nicht versteht, warum er nicht zum Einsatz kommt.“ Doch hinter dem Vertrauen, das Allofs und Schaaf dem Verteidiger entgegen bringen, steckt auch eine Spur von Verzweiflung. Während die Offensive von Spiel zu Spiel mehr begeistert, war die Abwehr gegen Spitzenmannschaften bisher stets überfordert. Die relativ schwachen Ergebnisse in der Champions League stehen deshalb zum grandiosen Auftreten in der Bundesliga keineswegs im Widerspruch.

Immerhin gewinnt das Spiel des Brasilianers Naldo zunehmend an Qualität, doch daneben haben weder der derzeit verletzte Pasanen noch der Däne Andreasen überzeugt. Für die nächste Saison halten die Bremer nach Verstärkung Ausschau, bis dahin geht das Abwehrexperiment weiter – heute Abend im anspruchsvollen Feldversuch beim FC Barcelona. Das Selbstvertrauen, das besonders die Hintermannschaft bei einem Unentschieden mit nach Hause nähme, wäre wohl wertvoller als der bloße Punkt.

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