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Diskuswerfer Robert Harting will mit den Einnahmen aus einer neuen Sportlotterie Athleten für Olympia fördern.

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Neue Sportlotterie: Olympische Glücksspiele

Diskuswerfer Robert Harting will mit den Einnahmen aus einer neuen Sportlotterie Deutschlands Athleten und deren Medaillenchancen fördern. Doch das Projekt stößt noch auf Skepsis.

Am Mittwochmorgen hat der Diskuswerfer Robert Harting während seiner physiotherapeutischen Behandlung im Berliner Olympiastützpunkt eine Eiskunstläuferin kennengelernt, die sich gegenwärtig einen neuen Eislaufpartner suchen muss. Ihr alter Partner hat sich wegen seines Studiums aus dem Sport verabschiedet. Ein paar Stunden später sitzt Robert Harting drei Stockwerke höher in einem Konferenzraum und sinniert darüber, ob er in Zukunft Eiskunstläuferinnen in ähnlichen Situationen helfen könnte. „Das wäre geil“, sagt Robert Harting – und strahlt.

Wenn alles so läuft, wie Robert Harting und der Unternehmer Gerald Wagener es sich im Moment vorstellen, können sie Eiskunstläufern aus dem Olympia-Kader künftig ein zusätzliches monatliches Einkommen anbieten, damit sie zum Beispiel ihre Sportkarriere noch ein bisschen fortsetzen und sich fürs Studium mehr Zeit lassen können. „Wir wollen die Risikobereitschaft der Sportler fördern“, sagt Harting, „der Athlet soll seine Leidenschaft nicht drosseln müssen, um sich persönlich finanziell abzusichern.“ Das Fördergeld soll aus einem ungewöhnlichen Projekt stammen, das Harting und Wagener am Mittwoch erstmals vorgestellt haben: die Deutsche Sportlotterie.

Der Diskuswerfer und der eigenwillige Unternehmer haben ein Ziel: „Die Medaillenchancen der Bundesrepublik Deutschland zu erhöhen“, sagt Wagener. Um das zu erreichen, will er die finanzielle Förderung der olympischen Spitzensportler verbessern. Eigennützigkeit weist der ehemalige Schneekoppe-Chef von sich, seine Vermögensbildung habe er abgeschlossen, hat er mal gesagt. „Meine Frau hat einen guten Job und zahlt mir Taschengeld“, witzelt der Mann, der im Internet unter Ausbildung „Rütli-Schule“ angibt. Die Lotterie soll ihm vor allem „Spaß machen“. Auch die finanzschwache Nationale Anti-Doping-Agentur und die Sportlandesverbände will er mit den Lotteriegeldern unterstützen.

Doch bis es dazu kommt, ist es noch ein weiter Weg. Die Sportlotterie befindet sich gegenwärtig in der Genehmigungsphase. Erst wenn alle Instanzen durchlaufen sind, könnte die als gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung (gGmbH) gegründete Sportlotterie im Frühjahr 2014 starten. Beim Deutschen Olympischen Sportbund stößt das Projekt noch auf Skepsis. Der Dachverband des Sports fürchtet, die deutschen Lottogesellschaften könnten ihre jährliche Zuwendung von 500 Millionen Euro an den Sport reduzieren, wenn dieser eine Konkurrenzlotterie etabliert. Von diesem Geld kommt allerdings nur rund ein Prozent im Spitzensport an.

„Es wird keine Kannibalisierung des Lottos geben“, sagt Gerald Wagener. Eine Marktforschungsanalyse habe ergeben, dass sich nicht der typische Lottospieler für die neue Spielform interessiere, sondern Menschen mit höherer Schulbildung und höheren Einkommen. „Die haben eine andere Motivation“, sagt Wagener. Es seien Menschen, die mit ihrem Tipp im Wert von 2,50 Euro bewusst die olympischen Sportarten unterstützen wollen. Und gleichzeitig bis zu 250 000 Euro gewinnen können.

Der Modus der neuen Online-Lotterie soll sportnah sein: Zunächst wählt der Spieler fünf olympische Farben einer beliebigen Reihenfolge aus, dann wählt er je eine Sommer- und eine Wintersportart und schließlich entscheidet er sich für eine Medaillenfarbe: Gold, Silber oder Bronze. Einmal pro Woche soll eine noch zu bestimmende Sportlotteriefee eine neue Gewinnkombination ziehen. 17 Prozent des Umsatzes müssen versteuert werden, 35 Prozent geht an die Spieler, mindestens 35 Prozent an die Sportler.

Die exakte Verteilung der Gelder aber bestimmt ein Beirat. Dieser besteht aus den vier Gründungsgesellschaftern Deutsche Sporthilfe, Lotto Hessen, dem Tiernahrungsmittelunternehmer Torsten Toeller sowie Gerald Wagener selbst. Und aus vier Sportlern. Einer von ihnen wird zumindest zwei Jahre lang Robert Harting heißen. Und in dieser Funktion könnte der Diskuswerfer dann auch für Eiskunstläuferinnen und deren Partner ein gutes Wort einlegen.

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