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Zeitung: Heynckes Nachfolger von Klinsmann

© dpa

Neuer Bayern-Trainer: Uli, wir helfen dir!

Ein berühmter Jungtrainer ist bei den Bayern gescheitert, ein älterer Herr managt den Übergang. Und wer ist der Nächste, bitte? Wir hätten da ein paar Ideen für Uli Hoeneß

César Luis Menotti

Wenn es nach den Gesetzen der Logik geht, kommt der künftige Bayern-Trainer aus Argentinien. César Luis Menotti steht für alles, was die Bayern suchen: Er hat Erfahrung, Erfolg und eine eigene Fußballphilosophie. Menotti nennt sie „linker Fußball“, passt bestens zu einer Mannschaft, die in München den Spitznamen „die Roten“ trägt. Er hat den FC Barcelona betreut und Atlético Madrid und Argentinien 1978 zum Gewinn der Weltmeisterschaft geführt. Menotti steht für aufregenden Offensivfußball und ist bei der Ergebnissicherung für kreative Lösungen offen (bei der WM kaufte ihm die Militärjunta den zum Finaleinzug entscheidenden 6:0-Sieg über Peru). Er ist dabei keinesfalls dem Jugendwahn verfallen, auch das hat er 1978 bewiesen, als er ein 17-jähriges Bürschchen zu Hause ließ, das sich schon damals für den besten Fußballspieler der Welt hielt. Der polyglotte Menotti spricht Spanisch, Portugiesisch, Englisch und Französisch, so dass die Bayern die von Jürgen Klinsmann angeschaffte Simultanübersetzungsanlage versetzen und dafür einen neuen Stürmer kaufen könnten. Zu allem Bayern-Dusel hat der Mann sein bislang letztes Engagement in Mexiko gekündigt und ist gerade frei. Es gibt nur ein kleines Problem. Menotti steht vor seinem 71. Geburtstag. Aber es gibt bekanntlich nur gute oder schlechte Trainer, nicht alte oder junge. Und irgendeinen Sinn muss der Umweg über den 63-jährigen Heynckes ja auch machen. Sven Goldmann

Christoph Daum
Einen Fehler hat Uli Hoeneß schon ein bisschen wiedergutgemacht und Jupp Heynckes zurückgeholt. Damit wäre das auch geklärt. Hoeneß hatte sich noch Jahre später Vorwürfe gemacht, seinen Freund vorzeitig rausgeworfen zu haben. Sein ohnehin stark ausgeprägtes Harmoniebedürfnis ist wohl kurz vor Ende seiner Amtszeit noch einmal gewachsen. Deshalb kann es jetzt nur eine Lösung geben: Christoph Daum. Es wäre die größtmögliche Versöhnung im deutschen Fußball. Ein einzigartiges Vergeben und Vergessen. Daum folgt auf Heynckes, den Mann, von dem Daum einst sagte, dass die Wetterkarte noch spannender sei als ein Gespräch mit ihm. „Dein Weg ist zu Ende“, prophezeite ihm Hoeneß daraufhin 1989 im „Aktuellen Sportstudio“. Diesen Bann kann doch eigentlich nur Hoeneß selbst wieder aufheben. Und wenn Hoeneß nicht öffentlich mitdiskutiert hätte, wäre Christoph Daum um ein Haar der erste koksende Bundestrainer geworden. Jetzt könnte Hoeneß Daums Resozialisation zu einem krönenden Abschluss führen. Daum wird auf Anhieb die Meisterschaft holen, dann liegen sich beide auf dem Marienplatz in den Armen und stoßen mit einem alkoholfreien Weißbier an.Friedhard Teuffel

Thomas Herbst
Mit der Verpflichtung von Jürgen Klinsmann hat Uli Hoeneß alle verblüfft. Hoeneß genießt solche Momente, wenn die ihn täglich mit Fragen befeuernden Journalisten plötzlich vor Staunen Kulleraugen kriegen. Deswegen wird er jetzt wieder einen Trainer präsentieren, mit dem niemand rechnet. Der Promi-Effekt ist seit Klinsmann dahin. Jetzt braucht er mal – als Kontrast – einen Trainer, bei dem jeder fragt: Wo kommt der denn her? Also Thomas Herbst. Herbst? Richtig. Der trainiert derzeit Tennis Borussia, ist mit den Berlinern gerade von der fünften in die vierte Liga aufgestiegen. TeBe spielt dabei so bayerisch wie die Bayern an ihren besten, längst verblassten Tagen: keineswegs furios, aber geduldig und abgeklärt. In 24 Oberligaspielen blieb TeBe in dieser Saison unbesiegt. Was Herbst ebenfalls für die Bayern prädestiniert: Er kennt die Verhältnisse, jedenfalls, wie sie einmal waren. Thomas Herbst war in der Saison 1981/82 Profi beim FC Bayern, damals unter Trainer Pal Csernai. Karsten Doneck

Reinhard Saftig
Alle Guten waren zweimal da: Udo Lattek, Giovanni Trapattoni, Ottmar Hitzfeld und, klar, der Kaiser. Nur der zählt nicht, der ist immer da. Warum also nicht noch einen Ehemaligen reaktivieren? Reinhard Saftig wäre einer. Fünf Gründe sprechen für ihn. Erstens hat er Bayern- Erfahrung. Lange war er Kotrainer unter Pal Csernai und Udo Lattek. Vom 17. Mai bis 30. Juni 1983 war er sogar Cheftrainer. Zweitens hat er lange Borussia Dortmund trainiert – und mit ehemaligen Borussen-Trainern sind die Bayern bisher nicht so schlecht gefahren. Außerdem war er dort lange Scout und hat unter anderem Tomas Rosicky entdeckt. Vielleicht springt ja aus dieser Beobachtungszeit noch schnell ein Christian-Lell- Ersatz heraus. Drittens: Saftig hat internationale Erfahrung aus seiner Zeit in der Türkei. Viertens: Zwar hat er noch keine Titel vorzuweisen, aber immerhin Bayer Leverkusen 1993 ins DFB-Pokal-Finale geführt, es wäre ein Fortschritt für Bayern. Dass er kurz vor dem Finalsieg gegen die Amateure von Hertha BSC gefeuert wurde, war Pech. Fünftens: Er war Trainer bei Mainz 05. Christian Tretbar

Ralf Rangnick
Zugegeben, eine etwas gewagte Lösung, weil es niemandem verborgen geblieben sein kann, dass das Verhältnis zwischen Uli Hoeneß und Ralf Rangnick, sagen wir, nicht ganz spannungsfrei ist. Aber wie war denn das Verhältnis zwischen Uli Hoeneß und Jürgen Klinsmann, bevor der zum Trainer bei den Bayern berufen wurde? Richtig: nicht ganz spannungsfrei. Aber Hoeneß ist bekannt dafür, dass er für das Wohl seines Vereins sogar über seinen eigenen Schatten springen würde. Bei niemandem wäre der Schatten derzeit größer als bei Rangnick, der mit Hoffenheim nicht mal ein halbes Jahr gebraucht hat, um für die Bayern zum Feindbild Nummer eins zu werden. Das muss man erst einmal schaffen. Was wäre das also für ein Coup, wenn Hoeneß Rangnick holt – auch für Hoeneß, der damit nebenbei auch noch widerlegen könnte, dass er ein Mann von gestern ist. Rangnicks Verpflichtung wäre ein Signal: Wir machen jetzt auf Innovation, aber diesmal richtig! Das geht nur mit Ralf Rangnick, dem Professor aus dem Kraichgau, der unter anderem die Trainingsformen Streifen und Banane in den deutschen Fußball gebracht hat. Nur ein kleines Problem gibt es noch: Uli Hoeneß hat erst vor ein paar Monaten über Rangnick den bösen Satz gesagt: „Bisher war Rangnick überall im ersten Jahr super, ein Jahr später wurde er entlassen.“ Die Kunst ist eben, Rangnick nicht zu spät zu feuern. Aber damit haben die Bayern noch nie ein Problem gehabt. Stefan Hermanns

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