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Einer wies ihm den Weg. Der Aufstieg Thomas Bachs (l.) zum IOC-Präsidenten dürfte Alfons Hörmann an die DOSB-Spitze bringen.

© picture-alliance/ dpa

Neuer DOSB-Präsident: Der Sport hat zwei Jahreszeiten

Alfons Hörmann, bislang Chef des Deutschen Skiverbandes, muss seine Winterbrille absetzen, wenn er als DOSB-Präsident ein Vertreter des gesamten deutschen Sports werden will.

Alfons Hörmann scheint ein guter Redner zu sein, und das ist schon mal eine gute Voraussetzung, um oberster Repräsentant des deutschen Sports zu werden. Drei Kandidaten sprachen am Mittwoch vor den deutschen Sportfachverbänden, alle drei wollten Nachfolger von Thomas Bach als Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) werden. Und als alle drei den Saal beim DOSB in Frankfurt am Main wieder verlassen hatten, fand die Jury schnell den Sieger dieses Wettstreits. Das Führungspersonal aus Hockey, Leichtathletik, Fußball und Turnen sagte: Hörmann. Und so wird der Präsident des Deutschen Skiverbands am 7. Dezember in Wiesbaden mit allergrößter Wahrscheinlichkeit zum neuen DOSB-Präsidenten gewählt werden.

„Man könnte sagen, dass es bei diesen Gegenkandidaten nicht so schwer war, sich durchzusetzen“, sagt ein Verbandsvertreter, aber damit werde man Hörmann nicht gerecht. Die Gegenkandidaten waren Christa Thiel, Präsidentin des Deutschen Schwimm-Verbands und DOSB-Vizepräsidentin Leistungssport, sowie Ingo Weiss, Vorsitzender der Deutschen Sportjugend und Präsident des Deutschen Basketball-Bundes. Thiels Bilanz im eigenen Verband hatte ihre Ambitionen nicht gerade beflügelt, Weiss scheint für viele ein guter Funktionär zu sein, aber nicht für den vordersten Platz.

Dass einer aus dem Kreis der Fachverbände an Bachs Stelle rückt und nicht etwa ein ehemaliger Spitzenpolitiker, rührt nach Einschätzungen von Beobachtern auch aus dem Bedürfnis, innerhalb der Führungsebene ein sportliches Gegengewicht zum politisch denkenden und handelnden DOSB-Generaldirektor Michael Vesper zu setzen. „Wenn er gewählt wird, werde ich gut und loyal mit ihm zusammenarbeiten“, sagte Vesper nun.

Ganz unpolitisch ist Hörmann jedoch auch nicht. Ohnehin gibt es wenige Felder, auf denen der 53-Jährige noch keine Erfahrungen gesammelt hat. Er führt die Hörmann-Holding, eine Unternehmensgruppe aus 25 Tochtergesellschaften mit 3500 Mitarbeitern und 590 Millionen Euro Jahresumsatz, die allerlei Technik und Dienstleistungen für die Industrie anbietet. Das macht Hörmann wirtschaftlich unabhängig. Hörmann sitzt für die CSU im Kreistag Oberallgäu und führt seit 2005 den Deutschen Skiverband. Außerdem ist er Councilmitglied des Internationalen Skiverbands. Auch bei der Ausrichtung der alpinen Ski-WM 2011 in Garmisch-Partenkirchen war er maßgeblich beteiligt. „Er hat für uns glaubwürdig vermittelt, dass er sich nun ganz auf das Amt beim DOSB konzentrieren werde und auch seine Nachfolge beim Skiverband vorbereitet ist“, sagt Stephan Abel, der Präsident des Deutschen Hockey-Bundes. Der ehemalige Skilangläufer Peter Schlickenrieder, olympischer Silbermedaillengewinner von 2002, gilt als Kandidat für Hörmanns Nachfolge.

Droht nun ein Wintereinbruch im deutschen Sport? Erst entscheiden sich die Sportverbände, sich noch mal mit München um Olympische Winterspiele zu bewerben, und jetzt rückt ein Wintersportpräsident ganz nach oben. „Jeder DOSB-Präsident wäre dumm, wenn er die Sportart, aus der er kommt, in irgendeiner Weise bevorzugen würde“, sagt Clemens Prokop, der Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes. „Außerdem sind die Möglichkeiten, eine Sportart zu bevorzugen, gleich null.“

Das führt zur Frage, über welche Machtfülle ein DOSB-Präsident überhaupt verfügt. Im Wesentlichen soll er den deutschen Sport in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und in internationalen Gremien vertreten und stärken. Weil Hörmann bisher sportpolitisch nicht groß aufgefallen ist, wird er sicher noch seine eigenen Antworten finden auf die Fragen, ob Deutschland ein neues Antidopinggesetz braucht und wie sich der Sport weiter gesellschaftlich einbringt.

Für die Münchner Bewerbung um die Winterspiele 2022 kann ein Präsident aus dem Wintersport auf jeden Fall sehr hilfreich sein.

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