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Das ist nicht zu groß für mich: Jeff Tomlinson, neuer Trainer der Eisbären Berlin.

© City-Press

Neuer Eisbären-Trainer Jeff Tomlinson: Mensch, die Familie

Die Eisbären präsentieren ihren neuen Trainer Jeff Tomlinson – und der verspricht schon mal sehr viel: "Wir müssen die Latte höher legen", sagt er.

Berlin - Da sitzt er nun. Zwischen den Plätzen, auf denen sich André Rankel und Florian Busch umziehen vor Spielen der Eisbären. Jeff Tomlinson ist bemüht, sein Kreuz geradezuhalten. Er will wirken und wachsen in der neuen großen Umgebung. Wann immer der neue Trainer der Eisbären etwas sagt, unterstreicht er das mit rudernden Armbewegungen, wie ein Pfau, der sich größer macht. Er hält seinen Arm waagerecht, schnellt ihn in die Höhe und sagt: „Wir müssen die Latte höher legen.“ Ein starker erster Satz, eine mutige Aussage mit großem Potenzial an Fallhöhe. Schließlich sind die Eisbären vor Tomlinson drei Mal in Folge deutscher Eishockeymeister geworden.

Die Berliner haben für den Vorstellungstermin ihres neuen Übungsleiters am Montag in die Mannschaftskabine in der Arena am Ostbahnhof gebeten. Ein familiär-sportliches Ambiente. Neben Tomlinson hocken Manager Peter John Lee, Mannschaftskapitän André Rankel und Co-Trainer Hartmut Nickel auf den Stammplätzen der Spieler. Die Familie trägt dunkelblaues Klub-T-Shirt mit Eisbären-Logo auf der Brust. Wohl um zu unterstreichen, dass es sich um eine Familie handelt. „Jeff ist einer von uns“, sagt Lee. „Schön, dass er wieder bei uns ist.“ Denn die Familie musste eine Lücke stopfen: Don Jackson, der erfolgreichste Trainer, den die Eisbären je hatten, hat sich nach sechs Jahren und fünf nationalen Meisterschaften nach Salzburg verabschiedet. Überraschend. Weniger überraschend war, dass die Eisbären vor drei Wochen Tomlinson als Nachfolger verkündeten. Der Kanadier war einst Spieler, dann CoTrainer im Klub bevor er zwei Jahre erfolgreich in Düsseldorf und ein halbes Jahr erfolglos in Nürnberg Cheftrainer war.

Tomlinson ist in seinem „Traumjob“ gelandet und will in seiner gefühlten Heimat Berlin seinem „großen Idol Don Jackson“ nacheifern, ja, sogar manches verbessern. Deutscher Meister will er werden. Angst vor zu hohen Ansprüchen an sich selbst hat er nicht. Der 43 Jahre alte Kanadier weiß, dass in Berlin viel von ihm erwartet wird – aber er weiß auch, dass er dabei die Familie im Rücken hat. Sowohl Co-Trainer Nickel als auch Spieler Rankel loben den neuen Chef und alten Assistenten über alle Maßen und sprechen von „Tomma“, ihrem guten Freund. So viel Nähe zum Chef ist aber bei den Eisbären nichts Neues, selbst vom eher schwer zugänglichen Vorgänger Tomlinsons, Don Jackson, haben sie als „Donni“ gesprochen. Doch wie wird sich der „Tomma“ nun Respekt verschaffen? Er müsse das gar nicht, sagt Hartmut Nickel, der alteingesessene Co-Trainer der Eisbären, Respekt sei selbstverständlich. Und: „Tomma hat ein Profil als Trainer entwickelt, er hat Respekt verdient und Respekt erwarte ich auch von außen.“

Sie verteidigen ihr neues Familienmitglied also schon, bevor der erste Puck überhaupt gespielt ist. Das passiert am Dienstag kommender Woche, dann ist Trainingsauftakt bei den Eisbären – bevor sich die Berliner dann in acht Spielen der European Trophy auf die am 13. September beginnende Saison in der Deutschen Eishockey-Liga vorbereiten können.

Tomlinson hat einige Ideen, die substanzielle ist wohl, dass er nicht viel anders machen möchte als sein Vorgänger. Als er das sagt, formt er mit seinen Händen einen Kreis. Bleibt also fast alles beim Alten in der Familie. Die Mannschaft sei mit den neuen nordamerikanischen Verteidigern Casey Borer und Shawn Lalonde komplett, sagt Tomlinson. Manager Peter John Lee lacht wohlwollend. Und, sagt Lee, es gäbe ja einige junge deutsche Spieler, die Tomlinson einbauen möchte und auch der junge Italiener Alex Trivellato vom Kooperationspartner FASS Berlin ist eine Option. Tomlinson will den jungen Spielern eine Chance geben, was ihn dann doch ein wenig von seinem Vorgänger Jackson unterscheiden würde. „Aufbauarbeit und Erfolg schließen sich nicht aus“, sagt der neue Trainer. „Wir werden das zeigen.“

Kann gut sein, dass „wir“ das können. Es würde ins familiäre Erfolgskonzept der Eisbären passen. Aber was, wenn der erste Sturm auf Tomlinson zukommt? Hält die Familie dann zusammen? Zumindest können sie in der Familie Tomlinson etwas aushalten: Jeff Tomlinsons zwölf Jahre alter Sohn ist Weltmeister im Seilspringen. Sein Rekord steht bei 184 Umdrehungen in 30 Sekunden. „Der würde es mit jedem Boxer aufnehmen“, sagt der Vater. Im Seilspringen wohlgemerkt.

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