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Hohe Messlatte: Sascha Lewandowski soll Leverkusen nach der Entlassung von Sami Hyypiä in die Champions League führen.

© dpa

Neuer Leverkusen-Trainer Sascha Lewandowski: Was bringt ein Trainerwechsel wirklich?

Was erwartet Hertha BSC beim Auswärtsspiel gegen Bayer Leverkusen samt "neuem" Trainer Sascha Lewandowski? Der Effekt dieser Maßnahme ist zumindest umstritten.

Sascha Lewandowski hat nach seinem Amtsantritt alles anders gemacht. An seinem ersten Arbeitstag hat er gleich die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Geheimtraining zu Wochenbeginn, das hat es bei Bayer Leverkusen auch noch nicht gegeben.

Dass Lewandowski mit seiner Mannschaft allein sein wollte, hatte aber wohl weniger damit zu tun, dass er ein paar neue, streng geheime Dinge einstudieren wollte. Es ging ihm nach dem Trubel der vergangenen Wochen vor allem um eine ruhige Arbeitsatmosphäre.

Nach dem Sturz aus den Champions- League-Plätzen hat Bayer Leverkusen am vergangenen Wochenende den Finnen Sami Hyypiä von seinen Aufgaben entbunden. Sein früherer Kompagnon Lewandowski wird am heutigen Sonntag im Heimspiel gegen Hertha BSC (15.30 Uhr) zum ersten Mal wieder bei den Profis auf der Bank sitzen. Gerade sechs Trainingseinheiten standen ihm zur Verfügung, um seine Mannschaft auf dieses Spiel vorzubereiten.

Viel Zeit ist das nicht, und trotzdem ist die Konstellation für Hertha nicht die angenehmste. Bayers Team, das sich zuletzt scheinbar willenlos in den Niedergang fügte, wird sich neu beweisen wollen. Herthas Manager Michael Preetz lacht hämisch. „Die Bayern können gegen uns Deutscher Meister werden und spielen deshalb nicht mit einer C-Mannschaft. Und auf Leverkusen treffen wir in einer Phase, wo sie gerade den Trainer gewechselt haben“, sagt er. „Man muss davon ausgehen, dass das irgendwas bewirkt. Es ist auf jeden Fall kein Vorteil.“

Nur einer von acht Trainerneulingen in dieser Saison verlor sein Premierenspiel

Jos Luhukay, der Trainer des Berliner Fußball-Bundesligisten, ist etwas entspannter. Er hat solche Situationen in seiner Laufbahn schon häufiger erlebt. „Das beunruhigt uns nicht“, sagt er. „Welchen Effekt ein Trainerwechsel hat, welche Reaktion die Mannschaft zeigt, das weiß man erst hinterher.“ Acht Mal saßen in dieser Saison neue Trainer auf der Bank. Nur einer, Rodolfo Cardoso, verlor sein Premierenspiel.

Den letztgültigen Beweis, ob Trainerwechsel schädlich oder nützlich sind, hat die Wissenschaft noch nicht erbringen können. Wahrscheinlich ist das auch eher eine Glaubensfrage. Selbst wenn ein neuer Trainer sein Team vor dem Abstieg rettet: Wer sagt denn, dass sein Vorgänger das nicht auch geschafft hätte? Beweisen lassen wird sich weder das eine noch das andere. Dass der Effekt nicht so groß ist wie erwünscht, zeigt die aktuelle Saison. Stuttgart und der HSV haben schon zwei Mal den Trainer gewechselt – und stecken immer noch tief im Abstiegskampf. Es könnte also auch an der Mannschaft liegen – und nicht immer nur am Trainer.

Veränderungen von Dauer lassen sich nun mal nicht auf die Schnelle erzielen. Aus einem Konterteam wird nicht über Nacht eine Ballbesitzmannschaft, wie es sich Tayfun Korkut Anfang des Jahres bei seinem Amtsantritt in Hannover vorgestellt hat. Korkut hat seine ersten beiden Spiele mit 96 gewonnen, „danach ist es auch nicht so aufgegangen“, sagt Jos Luhukay. Korkut gelang nur noch ein weiterer Sieg – in Berlin, gegen Hertha. Bis er nun am Samstag gegen den HSV gewann.

Lewandowski fordert mehr Kommunikation und positive Emotionen von den Spielern

Sascha Lewandowski hat bei seiner Vorstellung in Leverkusen verkündet: „Wir müssen was ändern, wir werden was ändern – aber wir werden es auch nicht übertreiben.“ Mehr Kommunikation und eine positive Emotionalität will Lewandowski bei seinen Spielern sehen. Die taktischen Veränderungen betreffen eher Nuancen. Leverkusens neuer Trainer möchte seiner Mannschaft eine größere taktische Flexibilität vermitteln, dazu soll sie „ein bisschen aktiver verteidigen“, wie er sagt. „Aber wir werden jetzt nicht anfangen, permanent Angriffspressing zu spielen.“

Dass Hertha heute von den Leverkusenern, von ihrer Aufstellung und ihrem Matchplan komplett überrascht wird, ist jedenfalls nicht zu erwarten. Die Variable ist eher die Einstellung der Mannschaft, der kurzfristige Schub, den der Trainerwechsel der Mannschaft geben könnte. „Leverkusen wird extrem aggressiv auf Ball und Gegner gehen“, sagt Luhukay. „Wir müssen darauf vorbereitet sein, dass man uns nicht ins Spiel kommen lassen möchte.“ Welche Reaktion die Mannschaft genau zeige, ließe sich aber kaum vorhersagen. „Wir haben uns in den letzten Tage auf unsere eigene Spielweise konzentriert“, sagt Luhukay. Das scheint nach sieben sieglosen Spielen auch nötig.

Für Sascha Lewandowski, der zuvor in Bayers Nachwuchsabteilung gearbeitet hat, ist die Situation als Feuerwehrmann nicht neu. Vor exakt zwei Jahren ist er unter ähnlichen Bedingungen schon einmal eingesprungen. Damals löste er – gemeinsam mit Hyypiä – nach dem 28. Spieltag Robin Dutt ab. In den verbliebenen sechs Spielen blieb das Trainerduo unbesiegt, holte zwei Unentschieden, vier Siege und führte Bayer von Platz sieben in den Europapokal. In einem dieser sechs Spiele hieß der Gegner Hertha BSC. Es endete 3:3.

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