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Lichtgestalt, die Zweite? Pep Guardiola wird an diesem Montag in München vorgestellt.

© dpa

Neuer Trainer von FC Bayern München: Josep Guardiola - Legende mit 42

Pep Guardiola übernimmt an diesem Montag beim FC Bayern München als Trainer die Nachfolge von Triple-Gewinner Jupp Heynckes. Doch wer ist dieser Pep? Einige Bücher versuchen, sich ihm zu nähern.

Ob er seine erste Pressekonferenz auf Deutsch abhält? Welche Ideen verfolgt er mit den Bayern? Will er sie spielen lassen wie einst den FC Barcelona? Und schafft er es tatsächlich, den FC Bayern noch einmal zu verbessern, jetzt, da es nach dem Triple eigentlich nichts mehr zu verbessern gibt?

Vielleicht gab es in der Geschichte der Bundesliga noch keinen Arbeitsbeginn eines Trainers, der mit so vielen Fragen bedacht und mit solcher Spannung erwartet wurde wie der von Pep Guardiola an diesem Montag beim FC Bayern München. Seine Verpflichtung im Januar war eine Sensation, weil sämtliche Klubs und Verbände hinter dem Mann aus der katalanischen Kleinstadt Santpedor her waren. Zuvor hatte er Sensationelles mit dem FC Barcelona geleistet, mit ihm holte die Mannschaft in vier Jahren 14 von 19 möglichen Titeln. Beinahe wichtiger als die Pokale war die Art und Weise, wie Barcelona spielte. Tiki-Taka, das zu den besten Zeiten schwindelerregende Kurzpassspiel, wurde zur Identität und Marke und Guardiola zu demjenigen, der Effizienz und Schönheit vereint. Guardiola wurde zu einer beinahe mystischen Figur, zur Legende mit gerade einmal 42 Jahren.

Der Trainer inspirierte nicht nur seine Spieler, sondern auch viele Autoren. In den vergangenen Monaten erschienen einige Bücher über Guardiola, zuletzt „Pep Guardiola. Die Biografie“ von Guillem Balagué und „Tu, was du kannst – und sei mutig. Pep Guardiolas Erfolgsgeheimnis“ von Albert Jumilla. Zwei völlig unterschiedliche Werke von zwei völlig unterschiedlichen Autoren, die völlig unterschiedlich mit einem nicht zu unterschätzenden Problem umgehen: Guardiola gibt aus Prinzip keine Einzelinterviews, damit folgt er seinem Vorbild und Freund Marcelo Bielsa. Exklusivität ist Guardiola verpönt, nur bei Pressekonferenzen sind von ihm Auskünfte zu erhalten.

So verwundert es schon, dass Guillem Balagué in seiner Danksagung schreibt: „Ich danke Guardiola für die Zeit, die er mir gewidmet hat.“ Im Klappentext zum Autor wird dann auch noch mal explizit darauf hingewiesen, dass das Buch in engem Kontakt zu Guardiola entstanden sei. Im Original heißt das Buch „Another way of winning“, was passender erscheint als der nüchterne deutsche Titel „Die Biografie“. Um eine autorisierte Biografie handelt es sich bei Balagués Buch mitnichten. Trotzdem sind die meisten der 427 Seiten lesenswert.

Balagué, der in London lebt, ist ein in der Szene extrem gut vernetzter Fachmann. Er war der Erste, der vor vier Jahren den Wechsel von Cristiano Ronaldo zu Real Madrid vermeldete – weil Ronaldo es ihm gesagt hatte. Von den Kontakten Balagués lebt das Buch. Für das Vorwort konnte er Sir Alex Ferguson gewinnen, viele Details gehen auf Gespräche mit aktuellen Spielern, Trainern und Kollegen zurück. So erfährt man sehr viel aus dem Innenleben des FC Barcelona, jener Mannschaft, die nach außen hin immer wie eine Ansammlung von Chorknaben wirkt. Über Lionel Messi heißt es im Buch: „Bei frustrierenden Spielen erlebt man einen launischen Messi, der zu Boden starrt, ohne ein Lächeln zu zeigen, und den Beleidigten gibt.“ Balagué beschreibt, wie Messi seinen Frust, etwa über Ein- oder Auswechselungen, zum Ausdruck brachte: „Messi ging einmal mit einem Teelöffel auf den Trainingsplatz, und dieser Teelöffel blieb auch den größten Teil der Trainingszeit dort.“ Ein anderes Mal forderte Messi seinen Einsatz als „falsche Neun“ in der Mitte. „Ich spiele dort oder gar nicht“, wird der Argentinier zitiert.

Es gibt ausführliche Schilderungen zu den Auseinandersetzungen Guardiolas mit dem Schweden Zlatan Ibrahimovic, der nach einem Auswärtsspiel randalierte oder dem Kräftemessen mit dessen Vorgänger Samuel Eto’o.

Über so illustre Kontakte wie Balagué verfügt Albert Jumilla nicht. Deswegen versucht er auch gar nicht erst, Nähe zu Guardiola oder anderen zu suggerieren. Sein Konzept ist ein anderes: Jumilla hat 100 Zitate Guardiolas zusammengestellt und interpretiert sie. Das liest sich so: „Was auch passiert, wir haben längst gewonnen. Wir haben es wieder geschafft. Die Leute hatten ihren Spaß und sind stolz auf uns.“ Jumilla schreibt dazu: „Seit Baron de Coubertins ,Dabei sein ist alles’ ist viel Wasser den Fluss hinuntergelaufen.“ Dann setzt eine Küchenpsychologie ein, die darin mündet, dass selbst der egoistischste Spieler einsehen müsse, dass er ohne die Mühe und Hingabe seiner Kollegen nicht triumphieren könnte. In diesem Stil geht es weiter, Zitat um Zitat, Seite um Seite. Das ist ermüdend.

Man darf schon jetzt gespannt sein, welche Bücher während und nach Guardiolas Amtszeit beim FC Bayern erscheinen. Auf dem Gebiet der Guardiola-Forschung ist jedenfalls noch viel Raum für Verbesserungen. Guillem Balagué: Pep Guardiola. Die Biografie. C. Bertelsmann-Verlag, 432 Seiten, 19,99 Euro.

Albert Jumilla: Tu was du kannst – und sei mutig: Pep Guardiolas Erfolgsgeheimnis. Blanvalet Taschenbuch-Verlag, 192 Seiten, 7,99 Euro.

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