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Sport: Neues Ergebnis, alte Probleme

Mosquera trifft nicht, Glinker patzt: Der 1. FC Union offenbart beim Sieg in Bielefeld Schwächen, die den Klub im Abstiegskampf noch behindern könnten

Von Katrin Schulze

Uwe Neuhaus beliebte zu scherzen. Es war ja auch zu kurios, was einem gewissen John Jairo Mosquera widerfahren war. Gleich zweimal hatte der Stürmer des 1. FC Union am Freitagabend in Bielefeld kurz vor Spielschluss nur den Innenpfosten getroffen. „Vielleicht trainiere ich ihn falsch“, sagte also sein Trainer in den Katakomben des Stadions. „Oder wir müssen die Tore breiter machen.“ Haha. Bittersüß ist er, der Humor von Uwe Neuhaus. Ja, Union kann wieder lachen, denn auch ohne Mosqueras Treffer siegte der Klub mit 2:1 und hat sich so erst einmal aus der Abstiegszone entfernt. Aber nein, alle Missstände sind trotzdem noch nicht behoben.

Da wäre zuerst die Sache mit dem ohnehin nicht gerade vom Glück verfolgten John Jairo Mosquera. Nicht das erste Mal vergab der Kolumbianer am Freitag beste Chancen, so grandios wie an diesem Abend war selbst er noch nicht gescheitert: Vom rechten Innenpfosten kullerte der Ball knapp am linken Pfosten vorbei ins Nichts. Zuvor hatte der Angreifer schon einmal nur den Pfosten des verwaisten Tors angeschossen. Ist das nun Pech oder schon Unvermögen? Fakt ist jedenfalls, dass „wir wieder viele Torchancen nicht genutzt haben“, wie der defensive Mittelfeldspieler und Torschütze zum 1:0, Dominic Peitz, sagte.

Und dann wäre da noch die nicht mehr zu kaschierende Torwartschwäche. Wie schon am vergangenen Wochenende in Augsburg leistete sich Jan Glinker auch diesmal einen Patzer, der zum Gegentor führte. „Er hat zurzeit ein bisschen Probleme“, beobachteten auch die Kollegen wie Karim Benyamina. Ob sein Trainer ihm deshalb mal eine Pause gönnt, wollte er noch nicht beantworten, Uwe Neuhaus stellte nur fest, „dass wir die Gegner nicht 90 Minuten an die Wand spielen können“. Davon war Neuhaus’ Team selbst gegen zutiefst harmlose Arminen aus Bielefeld tatsächlich ein Stück entfernt.

Vielleicht sollte man einen Sieg gegen einen Tabellenletzten der Zweiten Liga wirklich nicht überbewerten, vielleicht hat die jüngere Vergangenheit mit den vielen unglücklich verlaufenen Niederlagen aber auch nur zu überhöhter Vorsicht im Berliner Team geführt. „Wir haben in letzter Zeit viele Nackenschläge hinnehmen müssen“, sagte Dominic Peitz. „Dennoch glauben wir an unsere Fähigkeit, Fußball bewusst schön zu spielen.“ Das lässt den Schluss zu, dass Union Fußball zuletzt oft mehr gekämpft denn gespielt hat, was durchaus ein probates Mittel darstellt, wenn man sich in den unteren Regionen der Zweiten Liga aufhält.

Den Nachweis, dass der Berliner Zweitligist auch die spielerische Komponente dieses Sports beherrscht, hat er – bei aller Einzelkritik – in dieser Saison allerdings ebenfalls schon erbracht. Am Freitag beim Letzten – natürlich. Aber auch gegen in der Tabelle deutlich höher platzierte Klubs wie Hertha BSC, den FC Augsburg oder den MSV Duisburg. Das ist eine Tatsache, die den 1. FC Union zuversichtlich stimmen könnte, trotzdem wird man das Gefühl nicht los, dass sich das Problembewusstsein in dieser Zweitligasaison verschärft hat. „An unserer Situation hat sich nichts geändert“, findet zum Beispiel Dominic Peitz. „Wir müssen weiter hart arbeiten, durch den Sieg gegen Bielefeld haben wir noch gar nichts erreicht.“ Immerhin drei Punkte mehr im Abstiegskampf hat Union hinzugewonnen. Und einen gelösteren Trainer.

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