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Sport: Neues Team, altes Leid

Die Champions League findet ohne Salzburg statt

Irgendwie gehört es mittlerweile zum österreichischen Sommer, es gehört dazu wie ein Badesee, Eskimo-Eis und zwischendurch starke Regenschauer. Red Bull Salzburg versucht sich als österreichischer Fußballmeister für die Champions League zu qualifizieren, wegen des großen Ziels wird die Mannschaft im Sommer kräftig umgebaut – und wenn es dann in der letzten Qualifikationsrunde ernst wird, scheitert die Mannschaft. Es ist ein bisschen so wie in der Hollywood-Klamotte „Und täglich grüßt das Murmeltier“, und am Dienstag war es wieder einmal so weit – zum vierten Mal in Serie.

Hapoel Tel Aviv war dieses Jahr der Stolperstein für das hochgerüstete Werksteam aus Salzburg, eine Mannschaft die um mindestens eine Kategorie schlechter war als der israelische Vorjahresmeister Maccabi Haifa. 2:3 hatte Salzburg das Heimspiel verloren, auswärts hielt das Red-Bull-Team bis zur Schlussminute eine 1:0-Führung, die aber wegen der Auswärtstorregel ohnehin zu wenig gewesen wäre.

Der späte Ausgleich der Israelis, ein nicht übertrieben scharfer Schuss in die Torhüterecke des Ex-Herthaners und Ex-Cottbusers Gerhard Tremmel, war dann eigentlich auch schon egal. Red-Bull-Trainer Huub Stevens, auch ein guter alter Bekannter aus der deutschen Bundesliga, versuchte das Ausscheiden damit zu rechtfertigen, dass Salzburg eben nicht zwei gute Leistungen gebracht hat, sondern nur eine, und das wäre international zu wenig.

Tatsächlich ist das aber wohl eine zu billige Ausrede. Tel Aviv ist, das war vor allem beim Auswärtsspiel am Dienstag zu bemerken, nun wirklich keine Übermannschaft, die Verteidigung schwächelte selbst gegen einen an sich harmlosen Salzburger Sturm, und auch in der individuellen Klasse der Spieler war Salzburg mindestens gleichwertig – kein Kunststück eigentlich, wenn man bedenkt, dass Salzburg ein Vielfaches des Budgets von Tel Aviv zur Verfügung hat.

In den österreichischen Zeitungen setzte deswegen am Mittwoch bereits wieder das Red-Bull-Bashing ein. Das Team von Stevens und Sportchef Dietmar Beiersdorfer hatte die Israelis vor den Partien extrem stark geredet, das hat wohl auch bei der eigenen Mannschaft Spuren hinterlassen. Zudem wird in den österreichischen Medien vor allem eine Tatsache als Kardinalfehler ausgemacht, die eigentlich auch schon seit Jahren bekannt ist: Jahr für Jahr kauft Red Bull in der Sommerpause gleich mehrere neue Spieler ein und unterzieht die Mannschaft einem Totalumbau.

Im Gegensatz zu den Vorjahren wurde zwar der Trainer nicht gewechselt, doch auch ein Huub Stevens braucht wohl einige Wochen, um einen neuen Sturm und neue Kreativachsen im Mittelfeld aneinander zu gewöhnen. Mitte August, wenn die entscheidenden Qualifikationsspiele anstehen, ist der Mannschaftsumbau in der Regel noch nicht abgeschlossen, und Salzburg verpasst wieder einmal das große Ziel.

Dabei stellt sich ohnehin die Frage, ob und warum Red Bull Jahr für Jahr das Team derartig umgestalten muss. Die österreichische Meisterschaft dominierten die Bullen, wie sie in Österreich heißen, aufs Jahr gerechnet ohnehin. Konzernchef Dietrich Mateschitz stellte kürzlich lakonisch fest, dass sich seine Stars in der österreichischen Liga langweilen. Offenbar braucht ein Verein, der vor allem auch Marketingaufgaben zu erfüllen hat, aber jedes Jahr neue Spieler, die dann für Marketingaufgaben herangezogen werden können.

Auch wenn das dem sportlichen Ergebnis nicht gerade zuträglich ist.

Markus Huber[Wien]

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