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Arbeit im Videoassistcenter. Es geht nicht mehr darum, Fehler zu korrigieren.

© Rolf Vennenbernd/dpa

Neues zum Videobeweis im Fußball: Blind mit Brille

Der Videoassistent soll nach Aussage von DFB-Präsident Grindel nicht den Schiedsrichter korrigieren. Wir stellen uns einfach blind. Ein Kommentar

Wer geglaubt hatte, dass es das mit dem Wirrwarr um den Videobeweis im Fußball schon war, wird vom deutschen Fußball-Präsidenten enttäuscht. DFB-Chef Reinhard Grindel fordert mehr oder weniger dazu auf, sich künftig blind zu stellen. Anders lässt sich sein jüngster Vorschlag nicht deuten. Der Videoassistent soll künftig nur noch bei „Wahrnehmungsfehlern“ des Schiedsrichters eingreifen. „Es geht nicht darum, Schiedsrichterfehler zu korrigieren“, sagte Grindel. Trotz des technischen Hilfsmittels werde es weiter Fehlentscheidungen geben. Im Klartext heißt das, dass ein Fehler eines Schiedsrichters in einem Spiel künftig nicht mehr überstimmt, also korrigiert werden darf, wenn dieser die strittige Szene zwar gesehen, aber falsch bewertet hat.

Dann stellt sich aber die Frage nach dem Sinn dieses technischen Hilfsmittels und warum es überhaupt eingesetzt wird. Fakt ist, dass bei der bisherigen Handhabe des Videobeweises in der Bundesliga einiges aus dem Ruder gelaufen ist. Sie hat Spieler, Trainer und Fans aufgebracht. Der unklare und immer wieder modifizierte Umgang hat die Schiedsrichter überfordert wirken lassen. Der Spielfluss litt unter den vielen Unterbrechungen, jubeln konnte der Fan nach Toren auch nur noch unter Vorbehalt.

Grindels Vorstoß bringt zwar Bewegung in die Angelegenheit, aber er hätte zwangsläufig ein Zurückdrängen des Einflusses der Technik zur Folge. Das wäre dann der eigentliche Wahnsinn. Falsche Schiedsrichterentscheidungen blieben unkorrigiert. Dann wäre alles wie früher – nur eben mit Videobeweis.

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