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Der zweite Streich. Anders Jacobsen bejubelt seinen Sieg in Garmisch-Partenkirchen. Der Norweger führt auch die Gesamtwertung der Tournee an. Foto: Reuters

© REUTERS

Neujahrsspringen der Vierschanzentournee: Helikopterflug ins Glück

Der Norweger Anders Jacobsen gewinnt auch das zweite Springen der Vierschanzentournee - mit einem "Helikopterflug". Die deutschen Skispringer enttäuschen, ein Altstar aber ist wieder erstarkt.

Die Skisprungfans mussten offenbar etwas regionaler werden, wenn sie am Neujahrstag aus dem schwarz-rot-goldenen Fahnenmeer im altehrwürdigen Partenkirchener Skistadion herausragen wollten. Einer hatte vielleicht deshalb die Hamburger Landesfahne mitgebracht, ein anderer hisste die inoffizielle Fahne des niedersächsischen Wendlands. Da beide Regionen bislang nicht für ihre Skispringer bekannt sind, war schon vor dem Wettbewerb klar, dass diese beiden Fans keinen Sieger zu feiern haben werden. Nicht zu erwarten war freilich, dass auch die vielen Zuschauer mit den schwarz-rot-goldenen Fahnen unter den 20 500 Besuchern nichts zu jubeln haben würden.

Die deutschen Springer enttäuschten beim Neujahrsspringen von Garmisch-Partenkirchen. Der 17 Jahre alte Andreas Wellinger kam nach Sprüngen auf 133 und 131,5 Meter auf Platz neun. Tournee-Mitfavorit Severin Freund hingegen landete lediglich auf Rang 15. Der Drittplatzierte von Oberstdorf fiel auch in der Gesamtwertung der Vierschanzentournee auf Rang fünf zurück. „Ich habe mich leider nicht so hundertprozentig mit der Schanze anfreunden können“, sagte er. Anders als der Norweger Anders Jacobsen. Er gewann nach dem Springen von Oberstdorf mit 0,9 Punkten Vorsprung auch den zweiten Wettbewerb der Vierschanzentournee vor dem Österreicher Gregor Schlierenzauer. Sein Landsmann Anders Bardal landete auf Platz drei.

Jacobsen hat nun in den Springen von Innsbruck (4. Januar) und Bischofshofen (6. Januar) sogar die Chance, mit zwei weiteren Siegen den bisher einmaligen Vierfachsieg von Sven Hannawald aus dem Jahr 2002 einzustellen. Der Kampf um den Tourneegesamtsieg hat sich zur Halbzeit ohnehin zu einem Zweikampf zwischen dem 27 Jahre alten Norweger (586,3 Punkte) und dem österreichischen Weltcupführenden Gregor Schlierenzauer (573,8 Punkte) entwickelt.

„Es war ein unglaublicher Tag, mein erster Sprung eher ein Helikopterflug“, sagte Jacobsen, „der Sprung sah aber gefährlicher aus als er sich angefühlt hat.“ Im ersten Durchgang war er unmittelbar nach dem Absprung aus dem Gleichgewicht geraten und musste seinen Flug erst mit der rechten Hand und dann mit der linken Hand stabilisieren. Es reichte trotzdem zu 131 Metern und Platz neun. Im zweiten Durchgang nutzte er eine Windböe, um auf 143 Meter zu segeln – so weit, wie kein anderer. Lediglich Vorjahrestourneesieger Gregor Schlierenzauer konnte ihm mit Sprüngen auf 134 und 136,5 Meter folgen.

Abgesehen von ihrem Vorzeigespringer enttäuschte die sonst so erfolgsverwöhnte Mannschaft des österreichischen Cheftrainers Alexander Pointner. Er wunderte sich anschließend über einen neuen Schuh, den die Norweger entwickelt haben, und der Anders Jacobsen und Tom Hilde durch eine längere versteifte Schuhzunge Stabilität verleiht. Laut Norwegens Trainer Alexander Stöckl ist diese Neuentwicklung regelkonform und vom internationalen Skiverband genehmigt worden.

Bei den deutschen Springern lag es freilich nicht an fehlenden versteiften Schuhzungen. „Es ist schon schade, wir sind heute in der Spitze nicht mitgekommen“, sagte der deutsche Bundestrainer Werner Schuster. „Severin Freund hat zu lange gebraucht, um mit dieser Schanze zurechtzukommen.“ Der Leistungsabschnitt der Plätze elf bis 25 hingegen war in Garmisch-Partenkirchen fest in deutscher Hand: Andreas Wank wurde Elfter, Martin Schmitt 14., Severin Freund 15., Michael Neumayer 21., Maximilian Mechler 22., Danny Queck 23. und Richard Freitag 25. „Wir haben uns gegenseitig neutralisiert“, sagte Werner Schuster, „jetzt müssen wir versuchen, die Spitzenleute wieder so weit in Schwung zu kriegen, dass wir wieder vorne dabei sein können.“

Immerhin ist rechtzeitig zur Vierschanzentournee Martin Schmitt wieder erstarkt. In Garmisch-Partenkirchen lag er nach dem ersten Durchgang als bester Deutscher auf Rang sieben, ehe er noch auf Rang 14 zurückfiel. „Ich bin zufrieden mit der Tournee", sagte der 34-Jährige, „mein Sprung läuft im Moment gut.“ Dank seiner guten Form und der gleichförmigen Leistungsdichte seiner Springer stand der Bundestrainer vor einer schwierigen Entscheidung. Nur sechs Springer durfte er nach Innsbruck mitnehmen, acht Springer aber hatten es beim Neujahrsspringen in den Finaldurchgang geschafft.

Besonders schwer fiel die Entscheidung bei Martin Schmitt. Er könnte erneut im zweitklassigen Continental-Cup starten und dort mit einer guten Leistung dem Deutschen Skiverband einen siebten Platz im Weltcup bescheren. Schuster entschied sich für den Routinier Schmitt und gegen die Nachwuchsspringer Danny Queck und Maximilian Mechler.

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